15.03.2021 | Regionalverband Oberbayern

Doppelte Kunstausstellung im Impfzentrum Peißenberg

Bunt statt Grau heißt es jetzt im Peißenberger Impfzentrum. Ab dem 15. März können gleich zwei verschiedene Kunstausstellungen während des Impfbesuchs im alten Krankenhaus in Peißenberg angeschaut werden. 

Die Peißenberger Künstlerin Jennifer Scales neben einer ihrer 22 Fotografien.
Eine weitere Fotografie der Reihe "Schönheit im Vorbeiziehen" von Jennifer Scales.

Wer am Montag zu seiner Impfung in das Impfzentrum Peißenberg kommt, dem werden die farbenfrohen Bilder gleich auffallen. 57 Kinderporträts und 22 großformatige Fotografien schmücken nun die Flure, das Treppenhaus, die Impfzimmer und den Eingangsbereich. Die Kinderzeichnungen gehören zur Wanderausstellung der Internationalen Jugendbibliothek München. Die erfolgreiche Ausstellung „Kinder malen sich selbst. Kinderselbstbildnisse aus aller Welt in Zeiten von Corona“ mit Kinderporträts aus der ganzen Welt entstand während des ersten Lockdowns. Die 22 großformatigen Fotografien mit dem Titel „Schönheit im Vorbeiziehen“ stammen von der Peißenberger Künstlerin Jennifer Scales.

Wenn Jennifer Scales in einen Zug steigt, dann sucht sie nach einer ganz bestimmten Wahrnehmung, sie sucht die durch die Geschwindigkeit transformierte Landschaft. Zwischen Abfahrt und Zielbahnhof findet die Fotodesignerin durch das Zugfenster die Motive für ihre experimentellen Landschafts-aufnahmen. Seit über 15 Jahren hält sie die flüchtigen Augenblicke der vorüberziehenden Schönheit mit der Kamera fest, verfeinert durch ihre ganz eigene Fototechnik. „Ich liebe die Natur, das Reisen und die Fotografie. Das reicht vielleicht schon, um zu erklären warum ich mache, was ich mache. Als ich 2003 mein Fotodesignstudium begann, dachte ich noch ich würde eine "normale" Fotografin werden, aber dann bin ich dem Reisen verfallen“, erklärt die Künstlerin ihr Vorliebe für die vorbeiziehenden Motive während des Zugfahrens.

„Am Tag nachdem ich meine erste digitale Spiegelreflexkamera gekauft hatte, saß ich wieder einmal im Bus und spielte mit meiner neuen Errungenschaft. Als es begann zu dämmern und die Belichtungszeiten länger wurden, sah ich die ersten Bilder die nicht nur die Landschaft, sondern auch die Bewegung zeigten. Voller Begeisterung begann ich die wunderbare Welt der Bewegungsunschärfe zu entdecken.“ Die Peißenbergerin hat sich mit Serien aus dem TGV, dem Eurostar und dem Railjet quer durch Europa fotografiert. Sie war in China und Taiwan in Hochgeschwindigkeitszügen unterwegs und hat in Indien durch offenstehende Zugtüren ihre Motive gefunden. Aber auch ihre Stammstrecken zu Hause, die Pfaffenwinkelbahn und die Ammerseebahn der BRB, haben einige ihrer Lieblingsmotive bereitgehalten. Schon in ihrer Diplomarbeit 2007 war ein „Lichter Wald“ zwischen Hohenpeißenberg und Peißenberg der heimliche Star und das Schilf im Ammermoos bietet immer wieder den Ausgangspunkt für beindruckende Werke. Die 22 großformatigen Fotografien können nach der Ausstellung erstanden werden. Wer so lang nicht warten kann, der kann im Impfzentrum Postkarten der Bilder mitnehmen. „Ich wünsche mir dafür nur eine kleine Aufmerksamkeit als Anerkennung der tollen Arbeit der vielen ehrenamtlichen Helfer der Johanniter, der Ärzte und der anderen helfenden Personen im Impfzentrum“, erklärt Jennifer Scales.

Den Impfzentrumsbesuchern werden beim Eintritt in das Treppenhaus auch gleich die bunten Kinderzeichnungen auffallen. Die 57 Kinderportraits sind Teil der Wanderausstellung „Kinder malen sich selbst. Kinderselbstbildnisse aus aller Welt in Zeiten von Corona.“ der Internationalen Jugendbibliothek in München. Diese lud während des Lockdowns im Frühjahr 2020 Kinder aus aller Welt ein, ihre Ängste, Wünsche und Hoffnungen in einem Selbstporträt auszudrücken. Die Resonanz war überwältigend: Aus 42 Ländern und von allen Kontinenten schickten Kinder und Jugendliche ihre Selbstbildnisse nach München. Insgesamt gingen etwa 850 Bilder ein. Kinder im Alter von 3 bis 18 Jahren zeigen ihr Gesicht: einige grau und verängstigt, andere farbenfroh und munter, mal mit Atemmaske, mal ohne. Die Bilder wurden zunächst in einer Online-Galerie ausgestellt und später eine Auswahl im Original, ergänzt um Fotos der Kinder, in der IJB gezeigt. Für die Wanderausstellung wurden die Originale nun digitalisiert und hängen jetzt als Posterdruck im Peißenberger Impfzentrum.

Das Projekt ist eine Kooperation mit der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V., Regionalverband Oberbayern und wird freundlicherweise von Dr. med. Christoph Wittermann, ärztlicher Leiter des Impfzentrums Weilheim-Schongau sowie von Christian Achmüller, Verwaltungsleiter des Impfzentrums und Ortsbeauftragter der JUH im Ortsverband Peißenberg, unterstützt und gefördert. Dr. Christiane Raabe, Direktorin der Internationalen Jugendbibliothek, betont: „Ich hoffe, dass das Betrachten der Kinderselbstbildnisse, die das breite Spektrum kindlicher Gefühle während der Pandemie spiegeln, die Wartezeiten im Impfzentrum verkürzt und deutlich macht, dass jede Impfung dazu beiträgt, das Zusammenleben der Generationen wieder erträglicher zu machen.“