29.10.2021 | Regionalverband Oberbayern

Ein Lichtblick für andere: Mitarbeitende im Hausnotruf

Wenn ältere Menschen oder Personen, die in ihrem Alltag eingeschränkt sind, auf den kleinen Hausnotrufsender an Halskette oder Armband drücken, kommen ihnen Menschen wie Lucille Schmitz zur Hilfe: Mitarbeitende im Einsatzdienst des Johanniter-Hausnotru

Seit 2013 ist die Landsbergerin Lucille Schmitz jetzt im Ruhestand, aber nur das Rentenalter bestreiten, kam für sie nie in Frage, da sie immer noch sehr aktiv im Leben unterwegs ist. Nach 20 Jahren als Ehrenamtliche im Rettungsdienst und vier Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit in der Krisenintervention und einem ganzen Berufsleben, welches von der Arbeit mit Menschen geprägt war, hat Frau Schmitz nach einer neuen Aufgabe gesucht. Als sie die Stellenausschreibung der Johanniter Oberbayern gelesen hat, war ihre Neugier und das Interesse geweckt und nach einem kurzen Vorstellungs-gespräch, war sie sofort überzeugt. „Ich habe nach einer neuen Herausforderung und einer Aufgabe mit Sinn gesucht und ich wollte weiterhin etwas mit Menschen machen, sie unterstützen und ihnen helfen, die eigene Selbstständigkeit zu erhalten. Daher habe ich sofort zugesagt, als ich die Möglichkeit für die Arbeit im Einsatzdienst des Johanniter-Hausnotrufs bekommen habe“, erklärt Lucille Schmitz. Seit dem Frühjahr 2019 hilft sie als eine der guten Seelen, die herbeigeeilt kommen, wenn die Kundinnen und Kunden auf das kleine „Knöpfchen“ drücken, sollten sie sich aus einer prekären Situation nicht eigenständig befreien können.

Einer sinnvollen Arbeit nachzugehen und etwas auszuüben, wo man wirklich gebraucht wird, das ist es, was Lucille Schmitz am Einsatzdienst des Johanniter-Hausnotrufs so freut. Besonders schön sind für sie dabei die tollen Momente mit Kundinnen und Kunden, die für ihren Einsatz dankbar sind. „Als Mitarbeiterin im Einsatzdienst lernt man die Menschen mit der Zeit kennen, sie bauen Vertrauen auf“, berichtet Schmitz. „Zum Teil ist bei meinen Schichten voller Einsatz gefragt, zum Beispiel, wenn jemand gestürzt ist, manchmal ist es auch nur die Tatsache, dass man erreichbar ist, weil jemand verwirrt ist und Orientierung braucht. Das ich für die Kundinnen und Kunden da bin und ihnen die Angst und Unsicherheit nehmen kann, ist für mich ein gutes Gefühl. Die Dankbarkeit der Person, dass sie nicht mehr alleine ist, ihre Hand zu halten, das gibt mir sehr viel Bestätigung.“ Einen großen Vorteil sieht die Landsbergerin in der Flexibilität, die mit der Tätigkeit im Einsatzdienst einhergeht. So kann sie ihre Verfügbarkeiten angeben, Wunschtermine äußern und auch die Anzahl der Schichten mitbestimmen. „Die 12-Stunden-Einsatzschichten sind entweder von 07:00-19:00 Uhr oder von 19:00-07:00 Uhr,“ so Schmitz. „Wir sind ein tolles Team mit neun Personen im Einsatzdienst in Landsberg, alle arbeiten sehr gut zusammen.“ Während der Schicht wartet sie zuhause auf die Alarmierung– natürlich in Einsatzkleidung und allzeit bereit – und kann dabei einer Beschäftigung wie kochen, lesen oder auch der Gartenarbeit nachgehen. So lange die Anreisezeit eingehalten werden kann, kann jegliche Beschäftigung ausgeübt werden.

Doch welche Voraussetzungen sollte man im Einsatzdienst des Hausnotrufs erfüllen? „Eine aktuelle Erste Hilfe-Ausbildung ist sicherlich sinnvoll“, weiß Schmitz. „Das gibt Sicherheit im Ernstfall – wobei die Notrufzentrale in brenzligen Situationen automatisch den Rettungsdienst benachrichtigt und somit fachkundige Unterstützung vor Ort ist.“ Darüber hinaus sollte man stets Ruhe bewahren und ausreichend Fahrerfahrung mitbringen. „Lebenserfahrung, Empathie und Wissen im Umgang mit älteren Menschen helfen im Einsatz“, ergänzt Lucille Schmitz. An einen besonderen Einsatz, bei dem sie genau diese Eigenschaften brauchen konnte, erinnert sie sich immer noch gerne zurück. „Eine 93 Jahre alte Dame war gestürzt und lag am Boden. Die 97 Jahre alte Nachbarin hatte versucht, der Dame zu helfen und sie auf einer Decke in den Flur zu ziehen. Beide Damen haben sich an den Händen gehalten, sich gegenseitig beruhigt und haben sich sehr gefreut, als Hilfe kam. Die Hilfe untereinander und die Erleichterung im Gesichtsausdruck, als ich vor Ort war, das ist das Schönste an der Arbeit. Ich kann danach mit dem guten Gefühl, dass Hilfe geleistet wurde, wieder nach Hause fahren.“

Wer ebenfalls Interesse an einer Tätigkeit im Einsatzdienst des Hausnotrufs hat, kann sich bei den Johannitern in Oberbayern unter hausnotruf.oberbayern@johanniter.de oder 089/890145-23 erkundigen. Die Johanniter sind Montag bis Freitag von 08:00 bis 16:00 Uhr erreichbar. Einsatzdienste gibt es in Oberbayern in den Landkreisen Fürstenfeldbruck, Dachau, Allershausen, Landsberg sowie Ingolstadt inklusive Gaimersheim und Manching.

Wie funktioniert der Johanniter-Hausnotruf?
Herzstück des Johanniter-Hausnotrufs ist ein kleiner Sender, der als Armband oder Halskette getragen werden kann. Wenn Hilfe benötigt wird, genügt ein Knopfdruck, um die Hausnotrufzentrale der Johanniter zu erreichen. Fachkundige Mitarbeiter nehmen rund um die Uhr den Notruf entgegen und veranlassen die notwendige Hilfe. Auf Wunsch werden automatisch die Angehörigen informiert. Der Hausnotruf kann um Bewegungs- und Rauchwarnmelder, Falldetektoren sowie durch eine Hinterlegung des Haustürschlüssels erweitert werden. Der Hausnotruf ist von den Pflegekassen als Pflegehilfsmittel anerkannt und stellt eine haushaltsnahe Dienstleistung dar.