24.02.2021 | Regionalverband Oberbayern

Impf- statt Flugbegleiterin: Neues Arbeitsumfeld für Stewardess und ehemaligen Kriminalpolizisten.

Die Stewardess und Trachtendesignerin Petra Schmidt-Grabsch und der ehemalige Kriminalpolizist Bernd Brinck arbeiten jetzt im Karlsfelder Impfzentrum.

Um die gesamte Bevölkerung schnell und reibungslos impfen zu können, sind in den vergangenen Monaten im ganzen Land Impfzentren entstanden. Die logistischen Herausforderungen sind immens: Um die hohe Zahl an Erst- und Zweitimpfungen durchführen zu können, in Karlsfeld sollen es bis zu 400 am Tag werden, braucht es sehr viel Personal. Neben den Ärzten, welche die Impfungen verabreichen, werden auch Mitarbeitende für die Vor- und Nachbereitung und die generelle Organisation gesucht. Da diese auch von nicht medizinischen Berufen ausgeführt werden können, kommen in den Impfzentren die unterschiedlichsten Berufsgruppen zum Einsatz.

So auch Petra Schmidt-Grabsch. Sie arbeitet seit Anfang Februar bei den Johannitern im Impfzentrum Karlsfeld. Ihre Aufgaben dort sind die Registrierung der zu impfenden Patienten sowie die Nachsorge. „Das Schöne an unserem Impfzentrum ist, ähnlich wie in meinem "normalen" Job, dass wir alle aus den unterschiedlichsten Bereichen zusammen gewürfelt miteinander arbeiten. Und ich muss sagen, das klappt hervorragend, die Stimmung ist sehr nett, und ist fast freundschaftlich“, erklärt die gelernte Stewardess. „An meinem ersten Arbeitstag im Impfzentrum war ich wirklich etwas nervös. Nach so langer Zeit wieder in einem neuen Bereich anzufangen. Ich wurde sofort sehr nett empfangen und auch gleich mit allen Gegebenheiten vertraut gemacht. Dann kamen die ersten Patienten zur Nachsorge in meinen Arbeitsbereich für den ersten Tag. Ich musste teilweise mit den Tränen kämpfen, so sehr berührten mich die älteren Menschen, und jede einzelne Geschichte. Sie waren so dankbar über Ihre Impfung und einfach nur froh, endlich sicher geimpft zu sein“.

Das normales Berufsleben von Petra Schmidt-Grabsch ist sehr bunt. Sie ist Trachtendesignerin und hat seit 14 Jahren ein Atelier in Maisach. Mit dem eigenen Trachtenlabel „Geweihda“ ist sie spezialisiert auf Hochzeitstrachten und eher etwas ausgefallenere Dirndl, Lederhosen und Schürzen. „Mein Business lief vor Corona wirklich sehr gut, daher habe ich meinen eigentlichen Beruf als Flugbegleiterin bei der Lufthansa auf einen kleinen Teil reduziert. Bei der Lufthansa bin ich nun schon seit 21 Jahren und ich möchte kein einziges Jahr davon missen. Durch meinen Beruf als Stewardess, habe ich die halbe Welt bereist und vieles erlebt. Wegen Corona sind nun beide Berufe erstmal weg. Mein Atelier ist geschlossen und geflogen bin ich das letzte Mal im April 2020. Mein größter Wunsch wäre es, dass alles wieder halbwegs normal wird und ich meine beiden Leidenschaften weiterleben kann. Die Mode, das Reisen und nun auch neuerdings die Arbeit mit Menschen und das Helfen in schwierigen Zeiten.“

Bernd Brinck war seit 1975 bei der Polizei. Zu Beginn bei verschiedenen Polizeiinspektionen und später beim Bayerischen Landeskriminalamt in verschiedenen Abteilungen, zuletzt im Sachbereich für illegale Migration und Menschenhandel eingesetzt. Nach 47 Jahren im gleichen Beruf, ist für ihn die Tätigkeit im Impfzentrum Karlsfeld eine neue und sehr spannende Erfahrung. „Nach meiner Pensionierung im Jahr 2017 habe ich mich auf den Sport konzentriert. Seit 1986 bin ich als Sportübungsleiter bei verschiedenen Vereinen aktiv, unter anderem beim TSV Eintracht Karlsfeld und an der TU-München. Seit dem Lockdown sind alle meine sportlichen Aktivitäten ausgefallen und ich habe nach einem anderen sinnvollen Betätigungsfeld gesucht. Die Johanniter haben im Internet nach neuen Mitarbeitenden im Impfzentrum gesucht. So bin ich darauf gestoßen“, erklärt Brinck.

Er ist seit dem 01. Januar im Karlsfelder Impfzentrum als Ehrenamtlicher ein bis zwei Mal die Woche im Zentrum oder bei der mobilen Einheit tätig. „Wir haben von Beginn an zusammen das Impfzentrum aufgebaut. Wir sind alle ein gutes Team, jeder ist aktiv und will helfen.“ Die menschliche Nähe und das freundliche Miteinander macht es ihm sehr leicht, mit den Kolleginnen und Kollegen zusammen zu arbeiten. „Es fühlt sich gut an, im Impfzentrum gebraucht zu werden. Sowohl die Impfbesucher, zurzeit überwiegend ältere Personen, als auch das Team freuen sich wenn man hilft. Alle Impfbesucher sind unheimlich nett und freundlich. Man hat das Gefühl, dass sich jeder über die Impfung freut und sehr zufrieden ist“. Nach der Coronazeit freut sich Bernd Brinck wieder auf seine verschiedenen Sportgruppen. Und wenn es zeitlich möglich ist, möchte er gerne auch weiterhin für Johanniter ehrenamtlich tätig sein.

Über die Johanniter-Unfall-Hilfe
Die Johanniter-Unfall-Hilfe ist mit rund 25.000 Beschäftigten, mehr als 40.000 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern und 1,2 Millionen Fördermitgliedern eine der größten Hilfsorganisationen in Deutschland und zugleich ein großes Unternehmen der Sozialwirtschaft. Die Johanniter engagieren sich in den Bereichen Rettungs- und Sanitätsdienst, Katastrophenschutz, Betreuung und Pflege von alten und kranken Menschen, Fahrdienst für Menschen mit eingeschränkter Mobilität, Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Weitere Informationen zu den Johannitern in Oberbayern finden Sie unter www.johanniter.de/oberbayern