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23.12.2020 | Johanniter-Hilfsgemeinschaft Köln

Hilfe in Süd-Amerika: Nachrichten zum Jahreswechsel aus Quilmes/Argentinien

CONGREGACIÓN EVANGÉLICA ARGENTINO-GERMANA,
BUENOS AIRES SUR

25 de Mayo 24 (1878) Quilmes Tel./Fax +54-11-4254 6578 Emailadresse: jardinesquilmes@hotmail.com

Kindertagesstätten Los Angelitos und El Arca de los Niños

www.jardinescomunitariosquilmes.org.ar

Quilmes, 23. Dezember 2020

Liebe Freundinnen und Freunde unserer Kindertagesstätten!

Eben habe ich noch einmal die Zeilen gelesen, die ich zu Beginn dieses Jahres verschickt habe.

„Solidarität, Gerechtigkeit und Unterstützung der sozial Schwächsten sind Ziele, denen uns dieses 2020 hoffentlich trotzdem näher bringen wird.“ habe ich da geschrieben.

Dieses ganze Jahr haben wir in vielfacher Weise erlebt und uns damit auseiander gesetzt wie völlig anders alles unter den Bedingungen der Pandemie ist. Am 16. März mussten wir unsere gewohnten Aktivitäten aussetzen und haben sie seitdem nicht wieder aufnehmen können.

Monat um Monat haben wir die Familien so begleitet wie es uns möglich war: materiell mit Lebensmittelpaketen, Spiel- und Bastelmaterial für die Kinder, Decken und warmer Bekleidung in den Wintermonaten, kleine Geschenke für die Kinder als Zeichen, dass wir an sie denken... Ebenso wichtig war die tägliche Online-Begegnung mit den Erzieherinnen, die gemeinsamen Projekte, nun nicht als Gruppe in der Einrichtung sondern jedes Kind für sich zu Hause – aber dann zu einem gemeinsamen kleinen Video zusammengestellt und mit allen geteilt – und auf diese Weise bekamen die Kinder auch ihre Freundinnen und Freunde wieder zu sehen.

Ganz wichtig: Zuhören und Beraten! Sowohl in den täglichen Whatsapp-Kontakten aber auch in besonderen Telefongesprächen und persönlich bei Gelegenheit der Ausgabe von Unterstützung. Die Bedeutung unserer Präsenz haben die Frauen immer wieder hervorgehoben und jezt zum Jahresabschluss, der ja bei uns mit dem Schuljahrsende zusammenfällt ganz besonders: „Unvorstellbar, wie ich dieses Jahr ohne euch hätte durchstehen können!“ „Danke dafür dass ihr immer für mich da wart“; „zu wissen, dass ich auf euch zählen kann, hat mir immer wieder Mut gemacht“ – solche Rückmeldungen bewegen uns zutiefst. Denn natürlich hat sich auch unser Team jeden Tag mit den Einschränkungen und Unmöglichkeiten, mit dem Verlust eines großen Teils der eigenen Identität auseinandersetzen müssen – und muss es noch. 

Denn auch wenn allmählich die Impfung gegen den Virus in greifbare Nähe rückt, fehlt noch viel bis die Wiederaufnahme des gewohnten Betriebes begonnen werden kann – gerade weil in den Familien so wenig reale Möglichkeiten für die Mindest-Prävention besteht. Die bisher in unserem Bundesland veröffentlichen Regeln für die Wiederaufnahme gewisser Aktivitäten sind für unsere Arbeit nicht umsetzbar – allein der „Mindestabstand von 2 Metern“ ist bei der Betreuung von Vorschulkindern unmöglich.

Gleichwohl haben wir seit Beginn des Monats November Anmeldungen durchgeführt und die zur Verfügung stehenden Plätze sind alle vergeben. Die Zukunft wird zeigen, wann und in welchem Umfang wir die Aktivitáten in der Einrichtung wieder aufnehmen können.

„Solidarität, Gerechtigkeit und Unterstützung der sozial Schwächsten sind Ziele, denen uns dieses 2020 hoffentlich trotzdem näher bringen wird.“ – diese Hoffnung stand am Beginn des Jahres. Wenn wir jetzt auf die hinter uns liegenden Monate blicken, stellen wir fest: ¨Wenn auch in völlig anderer Weise - diese Hoffnung hat sich erfüllt! Im Laufe der Wochen und Monate haben wir uns immr wieder mit dem so jähen und tiefgreifenden Verlust vieler als sebstverständlich vorausgesetzter Umstände, Bedingungen, Möglichkeiten auseinander setzen müssen. Das ist nur möglich gewesen weil wir Solidarität, Gerechtigkeit und Unterstützung empfangen haben und sie deshalb selber üben konnten. Sich in einer Katastrophensituation nicht nur passiv als Opfer zu erfahren, sondern im Stande etwas zu tun, was die Situation in irgendeiner Weise verbessert – das ist heilend und hoffnungsspendend.

Die Unterstützung von Ihnen hat uns dabei entscheidend geholfen! Inmitten allles Drunter und Drübers haben Sie uns gestützt und mit Ihrer Anteilnahme, Ihren Fürbitten und materiellem Zur-Seite-Stehen gestärkt. Worte sind völlig unzureichend um auszudrücken wie tröstlich und wichtig jedes Zeichen der Anteilnahme für uns war und weiterhin ist. Ganz von selbst fallen mir die Zeilen dieses Liedes ein:

Wir haben Gottes Spuren festgestellt

auf unsern Menschenstraßen,

Liebe und Wärme in der kalten Welt,

Hoffnung, die wir fast vergaßen.

Viele Bibeltexte, aber eben auch Lieder wie dieses, altbekannt und deshalb manchmal fast „verschlissen“, haben in diesem Jahr plötzlich neue Kraft bekommen. Wir haben voller Staunen feststellen können, dass sie Dinge nennen, die wir tatsächlich erleben. Und bei anderen spüren wir mit grosser Intensität, wie sehr wir uns danach sehnen, dass sie konkret erlebbar werden – wie diese Zeile aus dem Weihnachtsevangelium:

Fürchtet euch nicht! Siehe ich verkündige euch grosse Freude!

Wir beten um die Überwindung der Furcht, wir beten um Freude – und wir sind uns gewiss, dass wir gemeinsam mit Ihnen beten.

In dieser Gewissheit senden wir unsere Wünsche für behütete, getröstete Weihnachtstage an Sie alle.

In herzlicher Verbundenheit

Claudia Lohff-Blatezky