28.04.2022 | Regionalverband München

​​​​​​​Kinderseelen brauchen Verständnis und Respekt

Die Johanniter erinnern daran, dass Kinder ein Recht auf gewaltfreie Erziehung haben – in Neubiberg können schon die Kleinsten in der Kinderkonferenz mitentscheiden

Mit Bildkarten und Muggelsteinen können schon die Kleinsten bei der Kinderkonferenz abstimmen und ihren Tag in der Krippe mitgestalten.

Kinder beim Aufwachsen gut zu begleiten, ist eine Aufgabe, die sehr viel Zeit, Zuwendung und Einsatz fordert. Und Eltern, ebenso wie andere an der Erziehung Beteiligte, manchmal an ihre Grenzen bringt. „Doch auch dann dürfen Erwachsene die Beherrschung nicht verlieren – so schwer das mitunter sein mag,“ sagt Natalie Gegenfurtner von der Johanniter-Kinderkrippe Campusküken in Neubiberg. „Kinder zum Beispiel durch Herabsetzen, Missachtung oder gar körperliche Bestrafung zurechtweisen zu wollen, ist pädagogisch unsinnig. Solche Erlebnisse können tiefe Kränkungen verursachen und beeinträchtigen die kindliche Entwicklung.“

Um dies zu bestärken, gilt in Deutschland seit dem Jahr 2000 das Recht des Kindes auf gewaltfreie Erziehung. Darin heißt es: „Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.“ Daran erinnern die Johanniter zum Tag der gewaltfreien Erziehung am 30. April.

Die Pandemie wirft lange Schatten

„Immer wieder auf die Rechte der Kinder und Jugendlichen hinzuweisen, ist nach zwei Jahren Corona-Pandemie besonders wichtig“, betont die Kinderpflegerin. Gerade diese sehr verletzliche Bevölkerungsgruppe habe große Einschränkungen erlebt. Auch sei der auf den Familien lastende Druck durch die Corona-bedingten Schließungen von Kindertagesstätten und Schulen oft enorm gewesen. „Die Gefahr einer Überforderung, durch die das familiäre Klima rauer wird, wächst in solchen Situationen“, sagt Natalie Gegenfurtner. „Kinder zu erziehen heißt, sie mit Respekt vor ihrer Persönlichkeit auf ihrem individuellen Weg zu unterstützen und zu begleiten.“

Auch in der Kinderkrippe: Teilhabe und Kinderkonferenz

Vorrausetzung zur gewaltfreien Erziehung sind, schwierige Situationen schon im Voraus zu erkennen und ein verständnisvoller Umgang mit den Bedürfnissen und Wünschen der Kinder sowie eine klare Kommunikation. Regeln und Rituale geben den Kindern Halt und Orientierung. Das Team der Johanniter-Kinderkrippe Campusküken hat gezielt Projekte zur Teilhaben und zum aktiven Mitgestalten durch die Kinder in den Krippenalltag integriert – etwa eine Kinderkonferenz. Hier haben die Kinder zwischen 11 und 36 Monaten die Möglichkeit, die Gestaltung des Tages mitzuplanen oder über neue Regeln abzustimmen. „Zur Form der Kommunikation verwenden wir hierfür Muggelsteine, die auf Karten oder Symbole aufgelegt werden oder Bilderkarten, die der Visualisierung von Angeboten, Räumlichkeiten, Regeln, dienen,“ beschreibt Natalie Gegenfurtner. „Abgestimmt wird dann mit dem Auflegen der Muggelsteinen auf Bilderkarten, dem Finger heben oder im Gespräch.“

So hat jedes Kind die Möglichkeit seine Meinung mit einzubringen, teilzuhaben und mitzuentscheiden. Dadurch lernen die Kinder ihre Bedürfnisse kennen und besser wahrzunehmen, werden selbstständiger in ihren Tätigkeiten und selbstbewusster durch das Äußern ihrer Meinung.

Es tut gut, sich Rat und Hilfe zu holen

Für Eltern sei es normal, so Gegenfurtner, dass sie Situationen erlebten, in denen sie erschöpft oder wütend seien. Dass sie sich vielleicht hilflos fühlten, wenn sie für Probleme mit ihrem Kind keine Lösung finden. „Es ist keine Schande, nicht weiter zu wissen. Ich ermutige Mütter und Väter dazu, sich dann Hilfe zu holen. Manchmal genügt es einfach mal mit einer vertrauten Person zu sprechen. Oder mit einer Fachkraft, die das Kind kennt, etwa aus der Kindereinrichtung oder Schule. Reicht das nicht aus, ist es sinnvoll, sich an eine Erziehungs- oder Familienberatungsstelle zu wenden. Die dortigen Fachkräfte beraten vertraulich und kostenfrei.“