DemSense

"Eine Wand für alle Sinne. Durch Sinnesstimulation an einer interaktiven Sinneswand werden Geruchs- Tast-, Seh- und Hörsinn angeregt und so starke Emotionen reduziert sowie Ruhe vermittelt." Prof. Perneczky

Die multisensorische Sinneswand für Menschen mit Demenz

Innerhalb des Projekts „DemSense“ wird ein neuartiges Psychotherapieverfahren untersucht, welches speziell dafür entwickelt wurde, um belastende Verhaltensauffälligkeiten bei Menschen mit Demenz zu reduzieren. Das Verfahren stützt sich dabei auf die anerkannte Dialektisch-Behaviorale-Therapie (DBT) und ist darauf ausgerichtet starke Emotionen zu verringern, Stresstoleranz aufzubauen und Ruhe zu vermitteln. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt „DemSense“ zum einen auf eine Gruppe für Menschen mit Demenz, in welcher mithilfe einer multisensorischen Wand (SenseLink) eine Sinnesaktivierung erfolgt, und zum anderen auf eine Coaching-Gruppe für Angehörige und Bezugspersonen von Menschen mit Demenz. In dieser Coaching-Gruppe erlernen die Teilnehmenden Fertigkeiten, die ihnen dabei helfen ihren Menschen mit Demenz im Alltag optimal zu unterstützen und selbst Stärke zu gewinnen. Die Teilnahme an dieser Gruppe ist jedoch freiwillig und kann auch unabhängig von der Gruppe für Menschen mit Demenz erfolgenden.
Das Therapieprogramm stützt sich auf die Dialektisch Behaviorale Therapie (DBT). Die DBT ist ein verhaltenstherapeutisches Verfahren zur Behandlung einer Störung der Emotionsregulation. Die Wirksamkeit der DBT wurde in vielen Untersuchungen für verschiedene psychische Störungen belegt (z.B. emotional instabile Persönlichkeitsstörung, Essstörung und Depression im Alter). Für das Projekt DemSense wurde die DBT speziell auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten von Menschen mit Demenz angepasst und adaptiert.
Die Durchführung des Projekts erfolgt in den Räumlichkeiten der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. in der Perlacher Straße 21, 81539 München. Die Teilnahme erfolgt über einen Zeitraum von drei Monaten an zwei Tagen je Woche (Montag und Donnerstag). Die Teilnehmenden halten sich dabei jeweils für zwei Stunden bei den Johannitern auf.

Der Aufenthalt findet in kleinen Gruppen von bis zu fünf Personen statt. Die teilnehmenden Menschen mit Demenz werden von therapeutischen Fachkräften der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. in netter Atmosphäre und mit gesunden Snacks betreut. Im Mittelpunkt steht dabei die Aktivierung ihres Geruchs-, Berührungs-, Seh-, Hör- und Geschmackssinn durch eine multisensorische Wand (SenseLink), deren abnehmbaren Elemente interaktive Spiele ermöglichen.

Parallel zu diesen therapeutischen Gruppentreffen bietet das Projekt „DemSense“ den Bezugspersonen der Menschen mit Demenz auch noch die freiwillige Teilnahme an einer Coaching-Gruppe an. In dieser werden den Bezugspersonen Strategien und Fertigkeiten vermittelt, die ihnen dabei helfen ihren Menschen mit Demenz im Alltag zu unterstützen und ihre eigene psychische Widerstandskraft zu stärken. Auf diese Weise sollen die Bezugspersonen in die Lage versetzt werden auch langfristig schwierige Alltagssituationen meistern zu können. Die Coaching-Gruppe geht nach acht Sitzungen a 90 Minuten in einen moderierten Austausch der Angehörigen untereinander über.
Mit SenseLink (Genconnects, Singapur) steht ein vielversprechendes, praxiserprobtes Verfahren zur standardisierten, multisensorischen Stimulierung zur Verfügung, das im Wesentlichen auf einer interaktiven Wand beruht.

Zu den Elementen der SenseLink Wand gehören Gegenstände und Aktivitäten, die den Tast-, Hör-, Seh- und Geruchssinn stimulieren. Die eingebauten Aktivitäten fördern kognitive Fähigkeiten, einschließlich Gedächtnis-, Koordinations-, Kreativ-, Konstruktions- und Orientierungsfähigkeiten. SenseLink trägt auch dazu bei, eine lebendigere und unterhaltsamere Umgebung zu schaffen um die soziale Interaktion und Erinnerung zu fördern.
Die Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. in München verfügt über langjährige Erfahrung in der Demenzarbeit. Seit 2007 besteht das Sachgebiet „Soziale Projekte“, welches seit 2019 unter der Leitung von E. Feustel, Gerontologin M.Sc., liegt.

Die Gruppendurchführung des Projektes „DemSense“ übernimmt Pia Heindl, Soziologin M.A. und Fachkraft mit Erfahrung mit Menschen mit Demenz. Unterstützt wird sie durch ein/-e ehrenamtliche/-r Demenzhelfer/-in. Die Coaching-Gruppe für Angehörige und Bezugspersonen wird von einer erfahrenen Psychologin des Alzheimer Therapie- und Forschungszentrums der LMU geleitet.
An dem Projekt teilnehmen können Personen, die
- die Diagnose einer Demenz jeglicher Ursache haben oder Symptome davon zeigen,
- sich verbal verständigen können,
- sich in ein Gruppengeschehen einbinden lassen,
- zwischen 60 und 90 Jahre alt sind
Vor und nach Projektbeginn müssen die Teilnehmenden zu Studienvisiten in das Alzheimer Therapie und Forschungszentrum der LMU München in der Nußbaumstraße 7 kommen. Während dieser Visiten werden standardisierte Tests zur Erfassung von u.a. Lebensqualität, Stress und Angehörigenbelastung durchgeführt. Optional dazu können auch noch Blut-, Speichel- und Haar-Proben abgenommen und auf das Stresshormon Kortisol untersucht werden. Die medizinischen Untersuchungen werden von einem ärztlichen Team des Alzheimer Therapie- und Forschungszentrums durchgeführt werden. Die Ärztinnen und Ärzte unterstehen dabei dem ärztlichen Leiter des DemSense-Projekts, Prof. Dr. Robert Pernecky.
Entwickelt wurde SenseLink von Cassandra Seah (CEO von Genconnects, Singapore), die auch die weltweiten Rechte an dem Verfahren hält. SenseLink ist ein praxisorientierter Ansatz, der sich im Alltagseinsatz bereits bewährt hat und aktuell in mehreren Ländern (Singapur, China und Großbritannien) einer gründlichen Erprobung nach wissenschaftlichen Standards unterzogen wird.
- Dem: Demenz
- Sense: Sinne
Indem Sie Ihre Angehörige bzw. Ihren Angehörigen mit Demenz zum Forschungsprojekt „DemSense“ anmelden, nehmen Sie an einer wissenschaftlichen Studie teil und tragen dazu bei, die Forschungslage zum Thema Demenz voranzubringen.
Durch Ihre zusätzliche Teilnahme an der freiwilligen Coaching-Gruppe des DemSense-Projekts können Sie zudem selbst auch eine Entlastung erfahren. Durch diese Gruppe können Sie Ihre Fertigkeiten im Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen verbessern und Strategien erlernen, um Ihre eigene psychische Widerstandskraft zu stärken.
Da die Risiken der Untersuchung sehr gering sind, wird vom Gesetzgeber keine verschuldensunabhängige Versicherung gefordert. Für diese Studie wurde keine verschuldensunabhängige Versicherung abgeschlossen. Eine Wegeversicherung besteht über die Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. Die Probandinnen und Probanden werden in der Aufklärung schriftlich darüber informiert.