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23.05.2023 | Regionalgeschäftsstelle Berlin

Nach Corona: Anfragen für Sterbebegleitungen nehmen zu

Nach den mehrjährigen Einschränkungen durch Corona können nun schwerstkranke oder sterbende Menschen wieder in vollem Umfang begleitet werden. Auch in Berlin haben die Anfragen für eine Betreuung durch den ambulanten Hospizdienst wieder zugenommen.

Das Team des ambulanten Hospiz- und Familienbegleitdienstes der Johanniter am heutigen Tag der offenen Tür. Das Motto des Tages lautete „Lieder… zum Sterben schön – Musik in der Hospizbegleitung“.

Nach den mehrjährigen Einschränkungen durch die Corona-Pandemie können nun schwerstkranke oder sterbende Menschen wieder in vollem Umfang begleitet werden. Auch bei den Berliner Johannitern haben seit 2022 die Anfragen für eine Betreuung durch den ambulanten Hospiz- und Familienbegleitdienst wieder zugenommen. Etwa 100 Ehrenamtliche kümmern sich hier um Schwerstkranke oder Sterbende in ihrer häuslichen Umgebung. Gleichzeitig beschäftigt sich ein neues Kita-Projekt „Hospiz mit Kids“ damit, wie Kinder zu einem angstfreien Umgang mit Tod und Trauer finden können.

Der ambulante Hospiz- und Familienbegleitdienst der Johanniter hat seinen Sitz in Berlin-Charlottenburg. Von dort aus werden schwerstkranke oder sterbende Menschen in ganz Berlin in den letzten Monaten und Wochen ihres Lebens würdevoll begleitet. Auch betreut das Hospizteam Familien mit schwererkrankten Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die Begleitungen finden, wenn möglich, in der vertrauten, häuslichen Umgebung der Betroffenen statt. „Nach den coronabedingten Restriktionen ist die Zahl der Sterbebegleitungen im vergangenen Jahr um etwa 25 Prozent angestiegen. Im Jahr 2022 haben wir 83 Menschen auf ihrem Weg begleiten können“, sagt Ilona Schütz, Leitung Hospiz- und Familienbegleitdienst der Berliner Johanniter. „In der Regel fragen uns Pflegeinrichtungen an, darüber hinaus melden sich aber immer öfter auch Angehörige direkt bei uns.“

Das Team von fünf Haupt- und ca. 100 Ehrenamtlichen in den Bereichen Lebens- und Sterbebegleitung, Familienbegleitung und Präventionsarbeit bietet über die seelsorgerische Betreuung von sterbenden Menschen hinaus Unterstützung für Angehörige und Freunde sowie Vermittlung und Zusammenarbeit mit Pflegediensten, Arztpraxen, Palliativmedizinern und Trauertherapeuten an. Zudem leisten sie auch praktische Hilfe, um unerledigte Dinge zu klären. „Unser Ziel ist es, kostbare Zeit zu schenken und die Lebensqualität in der letzten Lebensphase der Patientinnen und Patienten zu verbessern“, so Ilona Schütz. Besonders wichtig dabei ist, Momente der Geborgenheit und Normalität zu schaffen. „Alle Begleitungen haben bei uns den Auftrag, ‚keinen‘ Auftrag zu haben, sondern dem Lebensprozess des Betroffenen und seinen Nächsten zu folgen“, sagt Leiterin Ilona Schütz.

Ilona Schütz freut sich darüber, dass das Thema heute in der Gesellschaft stärker präsent ist. „Wir bekommen viele Schulungsanfragen zum Thema Sterbebegleitung. Nicht nur von Pflegeeinrichtungen, sondern beispielsweise auch von Berufsschulen oder Gymnasien.“

Ein neues Angebot: Hospiz mit Kids

Seit Dezember 2022 sind die Johanniter mit dem Projekt „Hospiz mit Kids – über Lachen, Weinen, Trösten“ auch in den Berliner Kitas unterwegs. Mit diesem präventiven Ansatz möchte das Hospizteam Möglichkeiten aufzeigen, wie Kinder zu einem angstfreien Umgang mit Tod und Trauer finden. „Aus Schutz und Selbstschutz werden oft klare Antworten zu schwierigen Themen wie Krankheit, Sterben, Tod und Trauer vermieden. Aber Kinder sind schlau, und nehmen die Unsicherheit ihrer Eltern meistens wahr. Das kann wiederum Ängste erzeugen“, sagt Projektkoordinatorin Manuela Varrelmann.

Da es für die Entwicklung der Kinder wichtig ist, dass diese Erlebnisse und Fragen durch Bezugspersonen aufgegriffen werden, möchten die Johanniter den pädagogischen Fachkräften sowie Eltern dabei unterstützen. Im Rahmen von drei Projekttagen gibt es Kindern im Vorschulalter die Gelegenheit, ihre Fragen zum Sterben, Tod und Trauer im offenen Umgang mit Hospiz- und Familienbegleiterinnen und Familienbegleitern der Johanniter zu stellen. Die Inhalte der Tage werden kindesgerecht entlang einer Tiergeschichte vom „Wildschwein Hermann“ gestaltet. Es wird gespielt, gebastelt, gesungen, sich bewegt und miteinander gesprochen.

Eltern werden bei den Elternabenden über den Umgang mit dem Thema informiert. Die Fachkräfte werden ebenfalls im Rahmen von Fortbildungen unterstützt, ihre eigene Haltung zum Thema zu reflektieren und zu lernen, wie sie mit Kindern über Tod und Sterben ins Gespräch kommen können. „Das Interesse ist groß“, so Projektkoordinatorin Varrelmann. „Die bisher teilnehmenden Erzieherinnen und Erzieher und Kinder sind begeistert. Auch von den Eltern haben wir viele positive Rückmeldungen erhalten.“

Weitere Informationen:

www.johanniter.de/hospizmitkids

www.johanniter.de/hospizdienst-berlin