02.04.2022 | Regionalverband Nordbrandenburg

Brandenburgs erster Rettungswagen mit Anti-Gaffer-Design in Angermünde

Durch einen innovativen QR-Code auf dem RTW erwischen sich Gaffer selbst auf frischer Tat

Jetzt gibt es den ersten Rettungswagen (RTW) mit der Anti-Gaffer-Fahrzeugbeklebung in Brandenburg. Der RTW wurde am 31. März in der Rettungswache Angermünde vorgestellt und nahm noch am gleichen Tag seinen Dienst auf.
Mit einem riesigen QR-Code am Fahrzeug wollen die Johanniter das Handy-Filmen bei Unfällen unterbinden. Wie das digitale Design genau funktioniert, erklärte Landesvorstand David Kreuziger vor Ort am Anti-Gaffer-RTW: „Wer diesen Rettungswagen mit der innovativen Beklebung anvisiert, bei dem erscheint die Warnung „Gaffen tötet!" auf dem Handy.“
Schaulustige, die mit ihrem Smartphone das Geschehen festhalten wollen, sollen so vom Handy-Gaffen abgehalten werden. Landesvorstand Kreuziger, der selbst Rettungsassistent ist, ergänzt: „Können Einsatzkräfte den Unfallort nicht rechtzeitig erreichen oder werden von ihrer Arbeit abgelenkt, gefährdet das das Leben der Unfallopfer. Die fotografierenden oder filmenden Schaulustigen gefährden auch sich selbst, wenn sie dadurch im Straßenverkehr unaufmerksam werden oder sich für ein ‚gutes Foto‘ in den Gefahrenbereich bewegen.“
Übrigens: Handy-Gaffen ist kein Kavaliersdelikt! Seit dem 1.1.2021 gilt laut Paragraf 201a des Strafgesetzbuches, dass das Fotografieren oder Filmen eines Unfalls mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren geahndet werden kann.
Deutschlandweit sind aktuell 30 Johanniter-Rettungswagen mit dieser besonderen Beklebung versehen. Parallel zum praktischen Test auf der Straße werden das „Gaffen“-Phänomen und die Reaktionen auf die beklebten Rettungswagen von der Akkon Hochschule für Humanwissenschaft wissenschaftlich untersucht. Ein fünfköpfiges Team um Prof. Marisa Przyrembel bezieht sich dabei auf Aspekte der Notfall-, Sozial- und Motivationspsychologie, um dem Phänomen „Gaffen“ näher zu kommen. „Es fehlt seit Jahren eine belastbare Studie mit bundesweiten belegbaren Zahlen zu diesem Thema. Das wollen wir ändern“, fügt Prof. Dr. Marisa Przyrembel hinzu. Zusätzlich soll das neue Design im praktischen Einsatz geprüft werden.
Ausgewertet werden Daten aus den jeweiligen Rettungseinsätzen, Klickzahlen, die durch den QR-Code generiert werden und Daten, die aus Befragungen des Rettungsdienstpersonals sowie der Bevölkerung erhoben werden.
Zusätzlich zu den Standorten, deren Rettungswagen mit dem neuen Design ausgestattet werden, wurden 43 regulär beklebte Fahrzeuge in die Studie einbezogen, die als Vergleichswerte hinzugezogen werden.