24.01.2022 | Regionalverband Trier-Mosel

Besondere „Partnervermittlung“ für Alt und Jung

Corona hat gezeigt, was für viele ältere Leute auch sonst Alltag ist: Man ist allein, kein Besuch, kaum Abwechslung. Es gibt Tage, da spricht nur der Fernseher zu einem. Das Johanniter-Projekt Sunior will gegensteuern.

Seniorin Inge Köhler und Juniorin Christine Huschens sind sehr glücklich über ihre Sunior-Verbindung.

Senioren und Junioren im Tandem zusammenbringen, Austausch, gemeinsame Unternehmungen und voneinander lernen anregen: Das möchte das Projekt Sunior. Erste „Paare“ haben sich schon im letzten Sommer getroffen. Interessenten sind sehr herzlich willkommen!

Inge Köhler strahlt. Die Sonne scheint. Sie leuchtet. Dass alles Schwierige auch etwas Gutes bringen kann, dafür ist die 85-Jährige ein Beispiel: Noch vor ein paar Monaten war die wache, lebensfrohe Frau mit dem gewellten Haar nach einer Operation ans Haus gefesselt. Ihre drei Kinder und die Enkel weit weg. Dass sie sich zum Mittag Menüs von den Johannitern bringen ließ, hat die Frau aus Kernscheid am Ende an einem  Sonntagnachmittag im letzten Spätsommer bis auf den Trierer Petrisberg gebracht - in fröhlicher Runde mit wenigen anderen älteren Herrschaften und einer größeren Zahl jüngerer Leute mit viel Interesse an Begegnung, Generationenaustausch und dem, was man einander zu erzählen hat.

Von Theater bis Jugendkultur

Das Johanniter-Projekt Sunior möchte Senioren jeweils einzeln mit einem jüngeren Menschen verbinden. Zum Kaffee und Kuchen beim Kennenlerntreffen schmieden die „Sunioren“ erste Pläne: Theaterbesuche? Politikertreffen? Jugendkultur mit junger Begleitung? Alles landet in den Waagschalen einer alten Küchenwaage und im Kopf von Johanniter-Koordinatorin  Sarah Lutz: „Die richtige Passung ist der Schlüssel, damit ein Sunior-Tandem funktioniert“, ist sie überzeugt: „Sympathie ist keine Frage des Alters“. Zu wenig Begegnungspunkte für die verschiedenen Generationen, kaum Rahmen, um solche Treffen zu verstetigen und dann noch Corona-Ängste, machten es nicht einfach, diese Sympathien zu entdecken. Bei Sunior sollen nun die Generationenfäden zusammenlaufen: „Ich bin so ein bischen wie ein Partnervermittler für die Alt-Jung-Tandems“, lacht die Johanniterin. Und der Begegnungstag hat einen gewissen „Blind Date“-Charakter: Man beschnuppert sich, wird bekannt, stellt Gemeinsamkeiten und spannende Ergänzungen fest. „Auch wenn ich in persönlichen Einzelgesprächen mit allen Beteiligten die Interessenlagen und Wesensarten bestmöglich versuche zusammenzubringen, letztlich kann nur die Begegnung zeigen, wie gut es tatsächlich „menschelt“ bei einem möglichen Tandem“.

Super Sunior-Passung

Zum Sunior-Sonntag hat Sarah Lutz die Senioren persönlich mit dem Johanniter-Bus abgeholt und allein dadurch schon für Abwechslung gesorgt. Nur Inge Köhler steigt am Ende nicht in den Johanniter-Bus heim, sondern wird individuell nach Hause gebracht: „Frau Köhler war mein perfektes Match“, sagt Christine Huschens und lächelt ihre Tandempartnerin an: „Zum Glück wusste ich als FSJ’lerin der Johannitern von diesem Projekt und das hat mir die Chance gegeben, sie dazu einzuladen. Jetzt bleibe ich als ihr Junior aud Dauer in Kontakt“. Die 20-Jährige aus Trierweiler ist begeistert von all den Erlebnissen aus längst vergangenen Jahrzehnten, von denen sie bei den Telefonaten, Treffen und Ausflügen zu Zweit erfährt. Sie selbst hat keine Großeltern mehr und Inge Köhlers drei Kinder und die Enkel wohnen weit weg. „Wir waren uns auf Anhieb wirklich unglaublich sympathisch und werden so auf jeden Fall verbunden bleiben“, ist sich auch die Seniorin nach über einem halben Sunior-Jahr sicher.

Wer möchte es den Beiden nachmachen?

Projektleiterin Sarah Lutz lädt alle Interessierten aus Trier und den umliegenden Kreisen ein, sich bei ihr zu melden: „Besonders freue ich mich, wenn sich auch ältere Leute trauen, auf mich zuzugehen. Wir schauen ganz individuell, ob und wer zu einander passen könnte. Wir begleiten das. Und wenn es Probleme oder Unwohl gäbe, ist man zu nichts verpflichtet und kann jederzeit auch wieder aussteigen“, verspricht sie. Wer für das Projekt spenden möchte, kann das beispielsweise über die Crowdfundraising-Plattform Betterplace:www.betterplace.org/p105326. // Johanniter-Kontakt (Sarah Lutz): Tel. 0173-5278542  / sarah.lutz@johanniter.de