22.02.2022 | Landesverband Hessen/Rheinland-Pfalz/Saar

Was gibt es Sinnvolleres, als ein Leben zu retten?

Die First Responder Humes feiern am 1. März 10-jähriges Bestehen. Die Johanniter gratulieren und danken für das kontinuierliche ehrenamtliche Engagement.

Projektstart am 1.3.2012. Schlüsselübergabe für das Leihfahrzeug des ASB von Erik Reus an Michael Broschart. Re.: Mario Firmbach, Björn Spaniol (verdeckt), Sarah Pink, Sandra Brill, Rouven Pink, Denis Bonner.
Die First Responder Humes am 1. März 2021 als Teil der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. mit ihrem neuen Einsatzfahrzeug, gemeinsam mit Regionalvorstand Leonard Frisch. Mario Firmbach, Michael Broschart, Nadine Delestowicz, Leonard Frisch, Timo Delestowicz (v.l.n.r.)

Auf die Frage, wie man andere dazu motiviert, sich in seiner Freizeit für andere zu engagieren und Tag wie Nacht loszufahren, wenn der Melder geht, antwortet First-Responder-Gründer Michael Broschart: „Was gibt es Sinnvolleres, als ein Leben zu retten?“. Und damit ist eigentlich alles erklärt.

Auf die Idee die First Responder, auf Deutsch Helfer vor Ort oder Voraushelfer, zu gründen, kam der Humeser Michael Broschart bereits im Jahr 2009 als er von First-Responder-Systemen in den USA gelesen hatte. Es gab bereits vereinzelt Pilotprojekte in Deutschland, aber noch nicht im Saarland. Im Jahr 2010 sprach er Bekannte aus seiner Freiwilligen Feuerwehr in Humes an und aus der anfänglichen Idee wurde ein ehrenamtliches Projekt mit elf Personen. Alle waren zwar bereits ehrenamtlich engagiert, einen medizinischen Hintergrund, der über den Erste-Hilfe-Kurs hinausgeht, hatte zu dem Zeitpunkt aber keiner von ihnen. Das änderte sich schnell - die Ausbildung zum First Responder schlossen alle bis Jahresende ab. Im Februar 2011 war der notwendige Förderverein gegründet. Bis zu seiner Auflösung und Übergang in die Johanniter-Unfall-Hilfe im Jahr 2021 hatte der Verein 112 Mitglieder und sicherte den First Respondern über Mitgliedsbeiträge und Spenden den notwendigen finanziellen Hintergrund für Ausrüstung, Fahrzeugkosten und Weiterbildung.

Johanniter-Regionalvorstand Leonard Frisch vom Regionalverband Saar, wo die First Responder inzwischen eingegliedert sind, ist beeindruckt von dem Rückhalt, den die Gruppe so lange erhalten hat: „Es ist wahnsinnig toll zu sehen, wie aus der Idee für eine Vor-Ort-Helfergruppe eine fördernde Basis gefunden wurde, die die Ehrenamtlichen über Jahre hinweg finanziell mit insgesamt 60.000 Euro getragen hat. Das unterstreicht die breite Akzeptanz und die Wertschätzung für das wichtige soziale Engagement, das schließlich allen Bewohnern von Humes und den umliegenden Orten zugutekommt“.

Nach Abschluss aller Vorbereitungen und Planungen mit dem Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung, startete der Einsatzbetrieb der First Responder Humes am 1. März 2012. Im ersten Jahr wurden die Voraushelfer von der Leitstelle 27-mal alarmiert. Über die Jahre etablierten sie sich und wurden immer häufiger zu Einsätzen geschickt, um mit ihrer Patientenversorgung die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes zu überbrücken. Der Zeitvorteil beträgt laut Broschart durchschnittlich sieben Minuten. Und diese können im Ernstfall Leben retten: „Zweimal konnten wir Menschen über die Reanimation ins Leben zurückholen. Beide haben ihren Kreislaufstillstand ohne Langzeitfolgen überstanden. Es sind Momente wie diese, die uns Ehrenamtliche glücklich machen und uns in unserem Engagement bekräftigen“, erinnert sich Broschart.

Gegen Ende des Jahres 2015 hatten die First Responder ihren 100. Einsatz. Sie waren zunehmend etabliert und die Einsatzzahlen stiegen kontinuierlich auf inzwischen etwa 90 pro Jahr an. Auch der Einsatzbereich wurde größer: Anfangs wurden die Helfer nur nach Humes und Hierscheid geschickt, inzwischen fahren sie auch die umliegenden Orte an. Das Engagement weckte auch das mediale Interesse, sodass über die Jahre einige TV-Beiträge über die First Responder entstanden.

Mit dem Beitritt in die Johanniter-Unfall-Hilfe am 1. März 2021 wurden Ausstattung und persönliche Schutzausrüstung der Voraushelfer professionalisiert. Damit die Helfer bei Alarmierung immer sicher ans Ziel gelangen, stellten die Johanniter ein neues, vollausgestattetes Einsatzfahrzeug inklusive Sondersignalanlage zur Verfügung. Und auch der Zugang zu wichtigen Weiterbildungen ist über die Organisation erleichtert. Aber die Zugehörigkeit zu einer großen Hilfsorganisation bietet noch weitere Vorteile, erklärt Broschart: „Für uns ist viel Verwaltungsarbeit weggefallen und wir wissen, dass unsere Finanzierung dauerhaft gesichert ist. Durch bessere Konditionen bei der Versicherung und für die Materialbeschaffung können wir die Spenden besser einsetzen. Unsere Fördermitglieder sind nahezu alle mit zu den Johannitern gewechselt und unterstützen uns mit ihren Beiträgen auch weiterhin. Dafür sind wir sehr, sehr dankbar!“.

Insgesamt wurde die Gruppe seit ihrem Bestehen rund 480-mal von der Integrierten Leitstelle alarmiert. Sie konnte Patienten erstversorgen und so sicher das eine oder andere Leben retten. Die Johanniter danken der siebenköpfigen Gruppe um Mario Firmbach, Nadine und Timo Delestowicz sowie Michael Broschart für ihre große ehrenamtliche Einsatzbereitschaft: „Ihr leistet einen so wichtigen Beitrag für die Menschen in eurer Region, das hat meinen großen Respekt. Wir sind sehr glücklich, euch in der Johanniter-Familie zu haben. Macht weiter so!“, unterstreicht Regionalvorstand Frisch.

Aufgrund der Pandemiesituation war ein großes Zusammenkommen der Johanniter im Landesverband Hessen/Rheinland-Pfalz/Saar leider noch nicht möglich – ist aber fest geplant. Das Johanniterfamilien-Gefühl erlebte Michael Broschart im Rahmen der Soforthilfe im Ahrtal vergangenen Sommer: Als er, unter anderem mit Vorstand Leonard Frisch, in der schwer von der Flut getroffenen Ortsgemeinde Dernau im Einsatz war. Auch hier war Broschart als First Responder aktiv, zu einer Zeit, als aufgrund der großen Zerstörung die flächendeckende medizinische Versorgung beeinträchtigt war, beziehungsweise als der Rettungsdienst wegen schlechter Straßenverhältnisse und Sperrungen länger zu Einsatzstellen brauchte. „Im Ahrtal wurde ich von meinen bis dato unbekannten Johanniter-Kollegen sofort akzeptiert und integriert. Wir haben Hand in Hand gearbeitet und als Gemeinschaft sehr gut funktioniert. So soll es sein“, erklärt Broschart.

Damit das wichtige ehrenamtliche Engagement weitergeht, wird immer Nachwuchs gebraucht. Auf die Frage, ob er einem jungen Menschen zu diesem Ehrenamt raten würde und warum die Tätigkeit so erfüllend ist, antwortet Broschart: „Wer empathisch ist, gerne im Team arbeitet und sich auch etwas zutraut, der ist sicherlich geeignet. Das fachliche Wissen vermitteln die Johanniter. Und was gibt es Sinnvolleres, als Leben zu retten?“.

 

Wer die Arbeit der First Responder Humes unterstützen oder selbst mitmachen möchte, wendet sich am besten an Leonard Frisch, Am Zunderbaum 14, 66424 Homburg, saarland@johanniter.de, 06841-9700-11 / -13

Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft, JUH Saar, IBAN: DE 37 3702 0500 0004 3084 00

 

Hintergrund:

Zu den satzungsgemäßen Aufgaben der Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. (JUH) gehört die Förderung der Rettung aus Lebensgefahr.

Bei Notfällen wird durch das Tätigwerden von First Respondern das therapiefreie Intervall bis zum Eintreffen eines öffentlichen Rettungsmittels mit qualifizierten basismedizinischen Maßnahmen überbrückt, um dadurch die Überlebenschance der Patienten zu erhöhen und bleibende Schäden zu vermeiden oder zumindest zu vermindern. Hiervon profitieren in erster Linie Patienten mit einem akuten Kreislaufstillstand, bei denen noch keine Reanimationsmaßnahmen durchgeführt werden. First Responder werden im Vorfeld des öffentlich-rechtlichen Rettungsdienstes eingesetzt. Sie sind nicht Bestandteil des Rettungsdienstes, sondern stellen eine sinnvolle Ergänzung dar.

Der Landesverband Hessen/Rheinland-Pfalz/Saar der Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. wertschätzt und unterstützt diese ehrenamtliche Tätigkeit und fördert sie mit einem innerverbandlichen Rahmen sowie durch die Festlegung von Standards.