24.02.2022 | Dienststelle Ortsverband Hannover-Leine

„Der Tod ist das Normalste der Welt“

Johanniter starten Kurs für ehrenamtliche Hospizbegleiter

Sie spenden Trost, erfüllen letzte Wünsche, hören zu oder sind einfach da: Die ehrenamtlichen Hospizhelfenden der Johanniter begleiten Menschen in der letzten Lebensphase. Um auf diese Aufgabe vorzubereiten, hat jetzt ein neuer Kurs begonnen. Das erste Treffen fand im Freizeitheim Linden statt, weitere Termine sind im Ehrenamtszentrum der Johanniter in der Gartenallee geplant. „Wir bereiten auf das vor, was den zukünftigen Ehrenamtlichen bei den jeweiligen Begleitungen und im Zusammenwirken mit Zugehörigen begegnen kann“, sagt Jasmin Heinecke, die den ambulanten Hospizdienst der Johanniter koordiniert.

Bereits abgeschlossen hat den Kurs die Ehrenamtliche Alrun Hofert. Sie absolvierte die Ausbildung im vergangenen Jahr und begleitet jetzt eine ältere Dame. „Der Tod ist das Normalste der Welt“, sagt sie. Den Bezug zum Thema Sterben bekommt sie bereits in der Kindheit, als sie als Messdienerin bei Beerdigungen hilft. Später als Erwachsene merkt Alrun Hofert dann, wie stark unsere Gesellschaft den Tod ausklammert – vor allem, als sie selbst um eine ihr nahestehende Person trauert. „Die Menschen in meinem Umfeld wussten überhaupt nicht, wie sie damit umgehen sollten“, sagt sie. „Mir hätte es geholfen, wenn da jemand gewesen wäre, der nicht wie auf rohen Eiern geht.“

Ihr Ehrenamt bietet ihr auch einen Ausgleich zu ihrem Beruf als Schauspielerin am Staatstheater Hannover. Im Theater drehe man sich manchmal wie im Kreis, erzählt sie, versumpfe im Theaterkosmos. „Der Blick nach außen, ins ‚wirkliche Leben‘, den ich durch das Ehrenamt bekomme, tut gut." Das Engagement als Hospizbegleiterin ermögliche es ihr, Menschen und Situation kennenzulernen, denen sie sonst vielleicht nicht begegnen würde. Das beginnt schon im Vorbereitungskurs. Dort hatte Alrun Hofert viel mehr Teilnehmende aus akademischen Zusammenhängen erwartet. Tatsächlich lernt sie aber eine vielfältige Gruppe mit ganz unterschiedlichen Hintergründen kennen, mit denen sie bis heute in Kontakt steht. „Sterbende sind ja auch ganz unterschiedlich“, sagt sie. So vielfältig wie die Menschen gestalten sich dann auch die Hospizbegleitungen. Für Alrun Hofert und ihre Klientin steht der akute Sterbeprozess im Moment nicht im Mittelpunkt. Stattdessen geht es um Zuwendung und Nähe. Weil die Frau Einschränkungen beim Sprechen hat, findet die Ehrenamtliche nach und nach heraus, welche Aktivitäten ihr guttun. „Wir suchen nach unserer gemeinsamen Sprache“, sagt sie. Ihre Aufgabe sieht sie darin, frischen Wind in das Leben der Klientin zu bringen. Das tut sie einmal wöchentlich mit Büchern, Musik oder damit, einfach da zu sein und Wärme zu spenden.

Damit die freiwillig Engagierten dieser anspruchsvollen Aufgabe gewachsen sind, hält der Vorbereitungskurs eine große Themenvielfalt bereit. Rund 100 Stunden umfasst die Ausbildung, verteilt auf fünf Wochenenden, mehrere Themenabende und eine Hospitation auf der Palliativstation der MHH.  Es geht zum Beispiel um „Rituale des Abschieds“ oder „Schuld und Scham in der hospizlichen Begleitung“. Auch kreative Techniken oder aktives Zuhören vermitteln Jasmin Heinecke und mehrere Gastdozenten. Besonders unterstützt bei der Leitung des Kurses wird sie von den beiden Ehrenamtlichen Kirsten Meyer und Evelin Herdin, die für einen Einblick in die Praxis sorgen. Wer Interesse an der Ausbildung oder dem Ehrenamt hat, kann sich einfach bei Jasmin Heinecke melden unter 0511 65 50 57 0 oder jasmin.heinecke@johanniter.de

Übrigens: Verpflichten für ein Ehrenamt müssen sich die Kursteilnehmenden nicht – ob sie für die Johanniter, eine andere Organisation oder gar nicht tätig werden, entscheiden sie im Anschluss an die Ausbildung selbst.