Ortsverband Deister eröffnet erste Waldkita

Der Finkota-Bauwagen leuchtet am vorigen Freitag in der vormittäglichen Sonne im Deister-Wald: Frisch lackiert glänzt die Außenfassade aus nachhaltig angebautem Lärchenholz; innen duftet es nach Fichte und Kiefer – den Holzsorten für Innenbeplankung und die Möbel. Neugierig schauen sich die Gäste des OV Deister im Bauwagen, Typ „Bibi“, des bayerischen Herstellers um. Die kleine Küche, Gasheizung, das WC mit Trenntoilette, der Schrank mit Steckplatz für einen leistungsstarken Akku (hält etliche Tage), die kindgerechten Bänke mit sinnreich eingebauten Stauräumen. Zwei Treppen führen zu einer Terrasse und dann hinein in den heimeligen Wagen. Der steht auf einem Areal der Landesforsten nahe dem Dorf Wennigser Mark (einem Ortsteil der Gemeinde Wennigsen). Der Standort ist Teil eines Landschaftsschutzgebiets und trotzdem nah am Dorf. Und nur weniger hundert Meter vom Dorfgemeinschaftshaus mit dem Corvinus-Zentrum und der zweiten Johanniter-Kita im Ort, den „Märker Strolchen“.

Beide Kitas werden in Regie des OV Deister eng kooperieren. Das Corvinus-Zentrum ist der Rückzugsort, wenn einmal Sturm aufzieht über dem Deister. Einrichtungsleiterin Manuela Stierwald, seit vielen Jahren eine erfahrene Johanniter-Erzieherin und Kita-Leiterin, wird mit ihrem Team fortan auch die Wetterdurchsagen im Auge behalten. Das sogenannte Sturmkonzept (grob gesagt:  Was tun wir, wenn das Wetter eine Betreuung im und am Bauwagen unmöglich macht?) ist längst abgestimmt. Für die Kommunikation mit den Eltern wird es u.a. die Kita-App „Stay informed“ geben. Mit ihr arbeitet auch die dritte OV-Deister-Kita am Pinienweg in Laatzen seit ihrer Eröffnung 2020 sehr erfolgreich.

Kurz: Die Konzepte stehen, der Bauwagen steht, die ersten Netzwerkpartner sind gefunden (wozu auch lokale Vereine, der Förderverein Corvinus-Zentrum, die Gemeinde Wennigsen, das Forstamt und auch andere Waldkindergärten der Umgebung zählen). Es kann jetzt losgehen mit der Betreuung in einer riesigen Freifläche.

Für den Start ist alles bereit

Die Eröffnungsfeier besuchte auch Katalin Soppart, Mitglied im Vorstand des Regionalverbands Niedersachsen Mitte. Sie dankte dem Team des OV Deister um Dienststellenleiter Olav Grote und Kita-Leiterin Manuela Stierwald für das Engagement. Mit einer Waldkita betritt der RV trotz seiner langjährigen Kita-Erfahrung ein Stück weit Neuland und erweitert so seinen Erfahrungsschatz. Der Bauwagenplatz mitten im Wald sei eine tolle Sache, betonte die Regionalvorständin. „Kinder wollen wissen, wie die Welt funktioniert.“ Im Waldkindergarten gehe es mitten hinein in eine natürliche und greifbare Welt. Wennigsens Bürgermeister Ingo Klokemann bezeichnete den Deister-Wald als „größtes Außengelände einer Kita in unserer Gemeinde“.  Er hatte mit einem Insektenhotel auch gleich ein passendes Geschenk dabei. Holger Dorl, Ortsbürgermeister in der Wennigser Mark, setzt darauf, dass die Zusammenarbeit mit den Johannitern der „Waldkinder“ ebenso schön werde wie es schon seit Jahren bei den „Strolchen“ der Fall ist.

Der Vorlauf zur Eröffnung dauerte etwas Zeit, immerhin liegt der Bauwagen in einem sensiblen Natur-Areal. Im April 2022 war der Vertrag unterzeichnet und konnte der Bauwagen bestellt werden. Die Genehmigungsverfahren (baurechtlich) dauerten bis März dieses Jahres. Da war „Bibi“ schon eine Weile im Calenberger Land angekommen; der Bauwagen durfte im Nachbarort Egestorf bei dem landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Struß unterkommen. Am 3. April rückte ein Gartenbaubetrieb den Wagen an seinen endgültigen Platz; die Betriebserlaubnis erteilte das Land Niedersachsen am 13. April.

Neben Manuela Stierwald gehören auch Erzieher Angelo Valverde und der sozialpädagogische Assistent Aaron Thürnau zum Team der ersten Johanniter-Waldkita in der Region (der Landesverband Niedersachsen Bremen kann noch eine zweite Waldkita vorweisen; sie befindet sich in Wittmund). Bis zu 15 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren kann die Einrichtung betreuen. Der erste Betreuungsvertrag startet noch in diesem Monat. Insgesamt schon jetzt elf Plätze vergeben. In den kommenden Monaten kann sich die Waldkita nach und nach entwickeln, Dadurch, dass die Mitarbeitenden schon seit Monaten zusammenarbeiten und auf die Eröffnung hinwirken konnten, sind wichtige Bausteine schon gelegt. Dienststellenleiter Grote lobt beim Empfang auch die Gemeinde Wennigsen. Wichtige Gespräche und Abstimmungsprozesse habe es dort im Vorlauf gegeben. „Das war immer sehr angenehm gelaufen.“ Dies, aber auch die Nähe zwischen „Strolchen“ und „Waldkindern“ und die spannende Natur ringsum ergäben perfekte Bedingungen.