20.06.2021 | FASD-Beratung in Hannover

FASD-Kunstaktion: Tausende Menschen am Kröpcke erreicht

Mit eindrucksvollen Plakaten demonstrieren Kunststudierende mitten in Hannover, welche schwerwiegenden Folgen Alkoholkonsum während einer Schwangerschaft haben kann

Plakat mit Botschaft: Unter den Blicken der Vorbeikommenden malt Isabel Klein am Kröpcke.

Manche Themen schaffen es nur schwer in die Öffentlichkeit. Am Freitag und Sonnabend war eines davon aber mitten in Hannover nicht zu übersehen. Mit einer groß angelegten Kunstaktion zum Thema „Alkohol in der Schwangerschaft“ machten die Mitarbeiterinnen der FASD-Beratungsstelle „aufgeklärt“ auf die Folgen des Alkoholkonsums von werdenden Müttern aufmerksam. In einer Kooperation mit der Hochschule Hannover entstanden am Kröpcke 18 großformatige Kunstwerke, auf denen Säuglinge, Föten und Nabelschnüre, Flaschen, Gläser und eine klare Botschaft zu sehen waren: Verzichtet auf Alkohol zugunsten eurer Kinder!

„Das eine Glas wird schon nicht schaden“ ist ein Satz, den viele Mütter und schwangere Frauen kennen. „Das ist aber definitiv falsch“, sagt Dominika Gottscholl, Mitarbeiterin in der FASD-Beratungsstelle „aufgeklärt“ der Johanniter. Sie stellt klar: „Es gibt keine unbedenkliche Menge zu keiner Zeit während einer Schwangerschaft.“ Die Frage nach dem einen Glas begegnete ihrer Kollegin Vanessa Voß und ihr auch bei der Aktion am Kröpcke. Viele Male erklärten sie, was das Krankheitsbild FASD (FASD, engl. Fetal Alcohol Spectrum Disorders) ist und welche Folgen die Gehirnschädigung für Kinder hat. Dazu gehört, dass Betroffene die Regeln des menschlichen Zusammenlebens nur schwer bis gar nicht erlernen können. Vermochten sie gestern noch zu addieren, ist das neu erlernte Wissen am nächsten Morgen plötzlich verschwunden. Störungen der Impulskontrolle, Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen und der Übertragung von Situationen gehören ebenso zum Krankheitsbild wie Schlafstörungen. „FASD ist nicht therapierbar. Die Einschränkungen begleiten die Menschen ihr Leben lang“, sagen die FASD-Beraterinnen. Das müssten junge Menschen mit Kinderwunsch ebenso wissen, wie alle, die bereits Eltern geworden sind und sich das ungewöhnliche Verhalten ihres Kindes nicht erklären können.

Durch die Aufsehen erregende Aktion nahmen tausende Menschen in der Innenstadt diese Information auf ihrem Weg mit. Zahlreiche Interessierte suchten das Gespräch mit den Kunststudierenden und den FASD-Expertinnen. Hannovers Suchtbeauftragter Frank Woike kam ebenso vorbei wie die Psychiatriekoordinatorin Catrin Lagerbauer. „Dieses Projekt war ein Erfolg mit vielen interessanten Gesprächen, neuen Netzwerkkontakten und eindrucksvollen Kunstwerken“, bilanzierten die Johanniterinnen Dominika Gottscholl und Vanessa Voß nach den zwei Tagen. Ihr Dank geht an die Studierenden vom Studiengang „Visuelle Kommunikation“, die trotz der hohen Temperaturen mit großer Begeisterung und Kreativität ans Werk gegangen waren. Was mit den Plakaten passiert, ist derzeit noch offen, angedacht ist eine Wanderausstellung durch Schulen.