Workshop „Angewandte Pflegeethik“ in Lübeck
Pflegekräfte in der Wahrnehmung ihrer Verantwortung unterstützen: Darum ging es in einem Workshop zum Thema Angewandte Pflegeethik

Pflegekräfte in der Wahrnehmung ihrer Verantwortung unterstützen: Das ist das Ziel von Ethikberatung. Im Pflegealltag kann es neben vielen anderen Herausforderungen auch zu ethisch schwierigen Situationen kommen. Welche das sein könnten und wie damit umzugehen ist, darum ging es heute in einem Workshop zur „Angewandten Pflegeethik“ in Lübeck.
Der Workshop – angeboten von Sebastian Heinlein, 1. Vorsitzender der Mobilen Ethikberatung im Gesundheitswesen Schleswig-Holstein e.V. – richtete sich an Auszubildende und Praxisanleiter*innen. 30 Personen kamen aus den vier ambulanten Pflegediensten Eutin, Pinneberg, Lübeck und Stormarn sowie den beiden Johanniter-Seniorenhäuser Lübecks zusammen, um sich einen Tag lang mit der Frage zu beschäftigen: Woher weiß ich, was richtig ist?
„Im Pflegealltag gibt es vier verschiedene Aspekte, die uns in unserem Handeln leiten: juristische, technische, auf Konventionen bezogene und ethische Aspekte“, erklärt Sebastian Heinlein, der von Urte Speckenbach in die Regionalgeschäftsstelle eingeladen wurde. Bei der Pflege einer Person tauchen immer wieder moralische Fragestellungen auf. „Was ist unsere wichtigste Ressource in der Pflege? Die Zeit natürlich“, so Heinlein weiter. Wie werden Zeit und Zuwendung in der Praxis gerecht aufgeteilt? Auch das Abwägen zwischen notwendiger Fürsorge und der Selbstbestimmung begegnet Pflegekräften fast täglich. Wann ist es wichtiger, den Patienten, die Patientin vor einem Sturz zu schützen? Wann ist eine Krankenhauseinweisung angebracht ist und wie ist mit einem Todeswunsch umzugehen?
„Moralisch schwierige Fragen können das alltägliche Maß übersteigen, ratlos machen, schwer auszuhalten sein oder als nicht hinnehmbar erscheinen.“ In Gruppendiskussionen widmeten sich die Teilnehmenden Fallbeispielen. Bei einem 86-jährigen Heimbewohner mit fortgeschrittener Alzheimer-Demenz steht die künstliche Ernährung mithilfe einer Magensonde im Raum. Nachdem die verschiedenen Perspektiven der Pflegenden, des Palliativarztes und der Tochter gehört wurden, galt es die Entscheidung über die künstliche Ernährung anhand von vier Prinzipien in Kleingruppen zu diskutieren: Achtung der Selbstbestimmung, Fürsorge/Wohltun, Nicht-Schaden und Gerechtigkeit.
Der Workshop behandelte außerdem Formen von Sterbehilfe und Patientenverfügungen. „Das wichtigste in der Beratung zu Verfügungen ist die Frage: Was macht den Menschen aus und was möchte er oder sie? Das Formular muss sich eigentlich dem Menschen anpassen und nicht umgekehrt“, so Heinlein. Am Ende eines solchen Beratungsgespräches sollte das Ziel stehen, dass die Menschen wissen, was sie sich im Falle der Fälle wünschen, und dies z.B. auch gegenüber Angehörigen klar kommunizieren. Letzter Punkt auf der Tagesordnung war das Thema „Handlungen gegen die eigene Überzeugung“.