johanniter.de
11.02.2022 | Regionalgeschäftsstelle Aachen

Zum Tag der 112: „Gaffen tötet!“

Durch einen innovativen QR-Code auf Rettungswagen erwischen sich Gaffer selbst auf frischer Tat. Im Kreis Düren sind zwei dieser Fahrzeuge im Pilotprojekt im Einsatz.

Rettungswagen der Johanniter im Kreis Düren mit QR-Code-Beschriftung
Rettungswagen der Johanniter im Kreis Düren mit QR-Code-Beschriftung

Eine Innovation der Johanniter-Unfall-Hilfe und der Kreativagentur Scholz & Friends kommt auf die Straße: mehr als 30 Rettungswagen der Johanniter werden aktuell mit einem innovativen Design ausgestattet, das Gaffern ihr schädliches Verhalten bewusst machen soll.

Auch die Johanniter in der Region Aachen-Düren-Heinsberg beteiligen sich an dem Projekt. Zwei Rettungswagen sind seit Beginn des Jahres im Kreis Düren zu sehen.

Fachbereichsleiter Christoph Bartz sagt: „Wir unterstützen das Projekt aus großer Überzeugung, denn Gaffen, Fotografieren und Filmen am Unfallort behindert uns Einsatzkräfte.“

Bartz hebt jedoch hervor: „Ein Handy am Unfallort kann jedoch auch sinnvoll eingesetzt werden: Werden Passanten Zeugen eines Unfalls, kann durch Erste Hilfe Leben gerettet werden. Dazu gehört auch, die 112 zu wählen!“

Die Idee hinter dem Slogan „Gaffen tötet!“

Mit einem innovativen digitalen Design auf Basis der QR-Code-Technologie, das an Rettungsfahrzeugen angebracht wird, sollen Schaulustige, die mit ihrem Smartphone das Geschehen festhalten wollen, davon abgehalten werden. Er löst auf dem Handy der Fotografierenden den automatischen Warnhinweis „Gaffen tötet!“ aus. So soll Gaffern ihre Tat unmittelbar bewusst gemacht werden.

Christoph Bartz: „Die ersten Erfahrungen an Einsatzstellen zeigen, dass das neue Design unserer Fahrzeuge für Aufsehen sorgt und Menschen zum Nachfragen und ins Gespräch bringt. Damit wird ein wichtiges Ziel erreicht: Das Bewusstsein für richtiges und falsches Verhalten an Unfallorten und anderen Einsatzstellen in der Gesellschaft zu schärfen.“

Denn Gaffen ist längst kein Kavaliersdelikt mehr. Seit dem 1.1.2021 gilt laut Paragraf 201a des Strafgesetzbuches, dass das Fotografieren oder Filmen eines Unfalls mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren belangt werden kann.

Die wisenschaftliche Begleitung

Parallel zum praktischen Test auf der Straße werden das „Gaffen“-Phänomen und die Reaktionen auf die beklebten Rettungswagen von der Akkon Hochschule für Humanwissenschaft wissenschaftlich untersucht. Ein fünfköpfiges Team um Prof. Dr. Marisa Przyrembel bezieht sich dabei auf Aspekte der Notfall-, Sozial- und Motivationspsychologie, um dem Phänomen „Gaffen“ näher zu kommen, denn es fehlt seit Jahren eine belastbare Studie mit bundesweiten belegbaren Zahlen zu diesem Thema. Zusätzlich soll das neue Design im praktischen Einsatz geprüft werden.

Ausgewertet werden Daten aus den jeweiligen Rettungseinsätzen, Klickzahlen, die durch den QR-Code generiert werden und Daten, die aus Befragungen des Rettungsdienstpersonals sowie der Bevölkerung erhoben werden.

Zusätzlich zu den Standorten, deren Rettungswagen mit dem neuen Design ausgestattet werden, wurden 43 regulär beklebte Fahrzeuge in die Studie einbezogen, die als Vergleichswerte hinzugezogen werden.