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21.09.2022 | Regionalverband Minden-Ravensberg

Pflege der Zukunft: Startschuss für Pilotprojekt der Johanniter

Wie kann Selbstorganisation zu zukunftsfähigen Arbeitsmodellen in der Pflege beitragen? Dieser und weiteren Fragen widmete sich das Projekt "Selbstorganisierte Quartierteams" mit einer ersten Projekt-Tagung in Bad Godesberg.

Jessica Holdinghausen (li., Referentin Zukunftsstrategie Ambulante Pflege) und Johanna Braun (re., Referentin Fachcontrolling) von den Johannitern in NRW

Die Altenpflege steht vor großen Herausforderungen: Der demografische Wandel und der steigende Fachkräftemangel führt im Arbeitsalltag der Pflege bereits jetzt zu erheblichen Herausforderungen, die sich aller Voraussicht nach in den kommenden Jahren verstärken werden. Einem Pilotprojekt der Johanniter in NRW unter dem Arbeitstitel "Selbstorganisierte Quartierteams" dienen diese Herausforderungen als Wegweiser für ein strukturelles Umdenken.

Den Auftakt des Projekts markierte eine erste offizielle Projekt-Tagung am 20. und 21. September 2022 im Gustav-Stresemann-Institut in Bonn. Neben der konzeptionellen Weiterentwicklung des Projekts "Selbstorganisierte Quartierteams" waren auch die Vernetzung der Teilnehmenden und die Gewinnung neuer Unterstützender Ziele der Tagung. Dafür hatte das Gastgeber-Team aus der Landesgeschäftsstelle Johanniter-Mitarbeitende aus acht Pflegeverbänden in ganz NRW eingeladen. Sie erhielten einen umfassenden Einblick in die Strukturen und den Kerngedanken des zukunftsweisenden Pilotprojekts sowie die Dringlichkeit einer erfolgreichen Umsetzung.

"Das Projekt ist deswegen so wichtig, weil wir damit Antworten auf eine sich verändernde Arbeitswelt schaffen - insbesondere auf den Fachkräftemangel", bekräftigt Armin Pullen, Abteilungsleiter Fachdienste und Einrichtungen im Landesverband NRW.

Die Pflege braucht neue Arbeitsmodelle
Das Projekt möchte die bestehenden Strukturen in der Pflege so anpassen, dass sie zukunftsfähig werden. Das bedeutet auch, Prozesse und Vorgehensweisen grundlegend zu überarbeiten. Dabei orientieren sich die Verantwortlichen an erfolgreichen Arbeitsmodellen aus der Praxis außerhalb der eigenen Organisation.
In der Tagung konnten die Teilnehmenden das Potenzial dieser Kernidee genauer kennenlernen: Sie umfasst den Einsatz von kleinen, agil arbeitenden, gut vernetzten und selbst organisierten Pflegeteams in einem räumlich engen Radius. Allem voran steht die Individualität der sogenannten "Quartierteams", deren Arbeitsmodelle je nach Kontext, Anforderungen und Bedürfnissen immer wieder neugestaltet werden können. Das Ergebnis ist eine schlankere Arbeitsorganisation und größere Agilität. Darin liegt das Potenzial für eine größere Zufriedenheit: sowohl bei den Pflegenden als auch bei den Personen, die die Pflegedienstleistung in Anspruch nehmen.

Gemeinsame Projektentwicklung durch Impulse der Teilnehmenden
"Für mich ist es sehr wichtig, dass die Kolleginnen und Kollegen in der Pflege verstehen, was Selbstorganisation überhaupt bedeutet – und bedeuten kann. Und dass sie Ideen entwickeln, wie Selbstorganisation individuell zu den Johannitern passen kann. […] Veränderung kommt aus der Mitte. Wir hoffen, dass wir unter den Teilnehmenden Multiplikatoren finden; dass sie für das Thema Feuer fangen", sagt Jessica Holdinghausen, die als Referentin Zukunftsstrategie bei den Johannitern NRW die fachliche Beratung des Projekts verantwortet.

In der Tagung konnten die Teilnehmenden lernen, wie Selbstorganisation und ein erfolgreicher Veränderungsprozess gestaltet werden können und welche Potenziale darin liegen. Der gemeinsame Austausch bot den Teilnehmenden viele Möglichkeiten, das Projekt durch Diskussionen und vielfältige Impulse bereits in der Entwicklung mitzugestalten.

In der weiteren Ausarbeitung hat das Projektteam nun die Aufgabe, ein Arbeitsmodell zu konzipieren, das im geschützten Rahmen getestet wird. Hierfür ist eine Testphase an Pilotstandorten der Johanniter in Planung.