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26.10.2020 | Regionalgeschäftsstelle Münsterland/Soest

„Die Praxis ist der beste Lehrer“

Verena Weidner ist seit September 2020 hauptamtliche Notfallsanitäterin in der Rettungswache Rheine. Wie sie zu den Johannitern gekommen ist und was das Besondere an ihrem Beruf ist beschreibt sie im Interview.

Verena Weidner ist 2014 eher zufällig zu den Johannitern gekommen - und geblieben, weil es ihr so gut gefallen hat.

Wie bist du zu den Johannitern gekommen?

Das war 2014, als ich 19 war. Wie viele andere wusste ich nach der Schule noch nicht genau, was ich beruflich machen möchte. Da war ein FSJ naheliegend. Während des FSJ habe ich die Ausbildung zur Rettungshelferin gemacht und erste Erfahrungen im Rettungsdienst gesammelt. Direkt im Anschluss habe ich den Aufbaukurs zur Rettungssanitäterin und den C-Führerschein gemacht, um die Voraussetzungen für eine hauptamtliche Tätigkeit im Rettungsdienst zu schaffen. Danach fiel die Entscheidung leicht, auch die dreijährige Berufsausbildung zur Notfallsanitäterin zu machen. 2017 hat sich bei den Johannitern in Rheine die Chance dazu geboten. Ich bin also eher zufällig zu den Johannitern gekommen – und geblieben, weil es mir so gut gefallen hat.

Was gefällt dir an deinem Beruf als Notfallsanitäterin?

Mir gefällt, dass mein Beruf abwechslungsreich ist. Kein Dienst ist wie der andere. Jederzeit kann ein Einsatz kommen, der einen an seine Grenzen bringen kann und einen zwingt, über sich hinauszuwachsen. Genau in solchen Einsätzen merkt man, wie wichtig Teamwork ist. Auch der Schichtdienst hat Vorteile. Ich bin zwar teilweise 24 Stunden nicht zu Hause und muss auch mal am Wochenende oder an Feiertagen arbeiten - dafür habe ich jedoch unter der Woche mehr Zeit für Hobbies, Familie und Freunde.

Wie sieht dein Berufsalltag aus?

Einen richtigen Alltag gibt es eigentlich nicht. Aber es gibt regelmäßig anfallenden Aufgaben wie den Fahrzeug- und Materialcheck. Und wir alle müssen darauf achten, dass unsere Fahrzeuge und die Dienststelle aufgeräumt und sauber sind. Sobald wir uns morgens bei der Leitstelle einsatzbereit melden, kann jederzeit ein Einsatz kommen - der hat natürlich Vorrang vor sämtlichen anderen Aufgaben. Während einer Schicht bin ich meist 24 Stunden mit denselben Kollegen an der Wache und wir verbringen oft die Pausen zusammen, kochen zum Beispiel, schauen einen Film oder spielen ein Gesellschaftsspiel.

Welches Erlebnis ist dir in besonderer Erinnerung geblieben?

Häufig begegne ich Patienten nur einmal. Da ich jedoch nicht ausschließlich Notfalleinsätze fahre, sondern auch Krankentransporte, habe ich gemeinsam mit Kollegen eine Zeitlang einen Patienten von der Intensivstationen zu seinen Terminen zur Bestrahlung gebracht. Anfangs ging es ihm sehr schlecht, er konnte nur liegen, nicht sprechen, brauchte Unterstützung beim Atmen und bekam viele Medikamente. Doch innerhalb von drei Wochen hat er merklich Fortschritte gemacht. Bei seiner letzten Bestrahlung kam er uns im Zimmer entgegengelaufen, setzte sich auf den Stuhl und war nur noch auf etwas Sauerstoff angewiesen. Das hat mich sehr glücklich gemacht.

Was wünschst du dir für deine Zukunft?

Ich wünsche mir, dass ich noch weitere Erfahrungen machen kann, die mich als Notfallsanitäterin wachsen lassen. In der bisherigen Zeit im Rettungsdienst, vor allem in der Ausbildung, habe ich bereits unglaublich viel gelernt. Das Besondere an meinem Beruf ist jedoch, dass die Praxis der beste Lehrer ist.