02.03.2022 | Landesgeschäftsstelle Sachsen

Hier können jetzt auch Laien Leben retten

Ende Februar 2022 übergab die Björn Steiger Stiftung in Aue-Bad Schlema die ersten von vorerst 22 Laien-Defibrillatoren, die die Stadt künftig „herzsicher“ machen sollen. Der Kreisverband der Johanniter im Erzgebirge unterstützt das Projekt.

Ende Februar 2022 übergab die Björn Steiger Stiftung in Aue-Bad Schlema die ersten von vorerst 22 Laien-Defibrillatoren, die die Stadt künftig „herzsicher“ machen sollen. Projektpartner ist unter anderen der Kreisverband Erzgebirge der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. Bürgermeister Heinrich Kohl nahm die ersten beiden Geräte symbolisch auf dem Auer Postplatz und am Kulturhaus entgegen. Alle 22 Defibrillatoren werden in den kommenden Wochen an öffentlich zugänglichen Standorten im gesamten Stadtgebiet installiert, wo sie im Notfall jederzeit schnell zur Hand sind. Ermöglicht wurde das Projekt vor allem durch die engagierte Unterstützung ortsansässiger Unternehmen.

Der plötzliche Herztod gehört zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland: Über 70.000 Menschen sterben jedes Jahr daran. Viele überleben nicht, weil ihnen entweder gar nicht oder zu spät geholfen wird, aus Scheu oder aus Angst, etwas falsch zu machen. Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand oder Herzinfarkt haben Betroffene nur dann eine Überlebenschance, wenn Ersthelfer sofort mit einer  Herzdruckmassage beginnen und innerhalb von drei bis fünf Minuten einen Defibrillator zum Einsatz bringen.

Mit einem Automatisierten Externen Defibrillator (kurz AED) können Ersthelfer nichts falsch machen: Die Geräte sind speziell für nicht ausgebildete Laien konzipiert. Auch ohne medizinische Vorkenntnisse kann damit jeder Leben retten, bis Notarzt und Rettungsdienst eintreffen. Das Gerät sagt dem Anwender per Sprachfunktion, was zu tun ist, und prüft zugleich automatisch, ob und in welcher Intensität ein Stromstoß erforderlich ist, um das Herz wieder in Takt zu bringen. Bereits Schüler ab zwölf Jahren können das Gerät gefahrlos bedienen.

„Mir sind persönlich zwei Fälle bekannt, in denen Schüler ihre eigenen Väter nach einem Herzinfarkt erfolgreich wiederbelebt haben“, sagt Dr. Thomas Ketteler, Chefarzt am Helios Klinikum in Aue, das die medizinische Expertise für das Projekt beisteuert. „Solche Geschichten zu hören ist die schönste Bestätigung für das jahrelange Engagement im Bereich Laienreanimation, die man sich wünschen kann. Wenn vor Ort im Notfall ein Defibrillator vorhanden ist und es Menschen gibt, die ihn auch anwenden, dann erhöhen sich die Überlebenschancen beim Betroffenen in jedem Fall enorm.“

Mit über 20 Geräten auf rund 20.000 Einwohner hat die Stadt die übliche Zielmarke der „Herzsicher“-Projekte bereits jetzt erfüllt: Die Stiftung möchte auf je 1.000 Einwohner mindestens ein AED-Gerät öffentlich verfügbar machen. Nun hoffen die Projektpartner, dass sich andere Städten und Gemeinden im Erzgebirgskreis von der Begeisterung anstecken lassen. Bis dahin ist Aue-Bad Schlema der „herzsichere Leuchtturm“ im Landkreis.

Projektmanager Thomas Pflanz von der Björn Steiger Stiftung betont, dass die Stiftung für die Umsetzung ihrer „Herzsicher“-Projekte weiterhin auf private und gewerbliche Sponsoren sowie auf engagierte Helfer angewiesen sei. „Das Engagement gegen den Herztod, das die Sponsoren mit der Finanzierung der AED-Geräte zeigen, verdient Anerkennung“, sagte Pflanz. „Wir wissen, es kann jeden jederzeit und überall treffen. Je mehr Menschen diese Geräte kennen und sich den Einsatz zutrauen, desto mehr Menschen können vor dem Herztod gerettet werden.“

Die Breitenausbildung der Bevölkerung ist neben der Installation von AED-Geräte ein wesentlicher Bestandteil der Initiative Herzsicher. Der Kreisverband Erzgebirge der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. unterstützt das Projekt mit zwei geschulten Ausbildern, die in Erste-Hilfe-Schulungen die Teilnehmenden an den Umgang mit AED heranführen. Sie vermitteln spezifisches Wissen über AEDs und trainieren mit den Teilnehmenden den Einsatz der Geräte, um Hemmungen abzubauen. Fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung hoffen die Projektpartner mit diesen Schulungen zu erreichen.

Der Kampf gegen den Herztod ist schon lange ein Kernthema der Björn Steiger Stiftung, die sich seit mehr als 50 Jahren bundesweit für eine bessere Notfallhilfe einsetzt. Seit der Zulassung von AED-Geräten in Deutschland im Jahr 2001 hat die Stiftung rund 29.500 Defibrillatoren mit stiftungseigenen Projekten in Umlauf gebracht. Sie betreut außerdem weitere 14.500 Geräte, die von anderen Organisationen übernommen wurden. Seit 2013 stattet die Stiftung im Rahmen der besonderen Initiative „Herzsicher“ ganze Landkreise, Städte und Gemeinden mit Defibrillatoren aus und schult die Bevölkerung in Wiederbelebungsmaßnahmen. Geplant ist die flächendeckende Umsetzung im gesamten Bundesgebiet mit dem Ziel, je 1.000 Einwohner mindestens ein AED-Gerät öffentlich verfügbar zu machen.