09.12.2022 | Landesgeschäftsstelle Sachsen

Katastrophe geht vor Privat

"Heiraten wir am Samstag, oder gehen wir Leute Retten?" Eine Geschichte von einem Pärchen, dem Bevölkerungsschutz wichtiger ist, als die eigenen Hochzeit. Zudem: Johanniter im Einsatz bei den Waldbränden in Sachsen. Das lesen Sie im neuen Beileger #12_

„Heiraten wir am Samstag oder evakuieren wir Hochwasseropfer?“ Diese Frage stellten sich im August 2002 Katrin und Carsten. Am Montag vor der geplanten Hochzeit piepste der Funkmelder. Die Sächsische Schweiz wurde von einem üblen Hochwasser heimgesucht. Die zwei entschieden sich für den Bevölkerungsschutz, leiteten das  vakuierungszentrum auf dem Pirnaer Sonnenstein für 5.000 Menschen. In der Zwischenzeit wurde auch der Hochzeitsort Weesenstein überflutet. Die Trauung ist also buchstäblich und gleich doppelt ins Wasser gefallen. Doch Johanniter wären nicht Johanniter, wenn sie nicht improvisieren könnten. Mit vor Ort war der Notfallseelsorger, Pfarrer Andreas Günzel. Als er die Geschichte hörte, reagierte er sofort: „Wenn Ihr mir die Ringe bringt, traue ich Euch heute noch.“ Das war schnell organisiert. Und so trat das Brautpaar vor der Notunterkunft mit Wollpullover und Rettungsweste vor den Altar – gebaut aus Bierzeltgarnituren. Sie gaben sich das Ja-Wort. Angestoßen wurde mit  Dosenbier und Sprite. Etwa 100 Helferinnen und Helfer sowie „Hochwasser-Obdachlose“ standen Spalier, überreichten Blumen, die sie gerade erst von der Wiese gepflückt hatten.

Und wo haben die beiden 20 Jahre später die Porzellan-Hochzeit verbracht? Hier geht die Geschichte weiter: