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11.05.2016 | Hamburgische Kommende des Johanniterordens

Beten - hilft das? Und ob!

Wer regelmäßig betet, macht regelmäßig Erfahrung mit Gott, erfährt, wie Gott die ganz persönlichen Anliegen des Beters erhört. Gebetserhörungen sind zwar keine Gottesbeweise, aber für den Beter Gotteserweise. Eine Andacht von Pastor Ulrich Rüß.

„Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft, noch seine Güte von mir wendet.“ (Psalm 66,20)

Beten – hilft das? Und ob!

Der Psalmbeter hat diese Erfahrung gemacht. Er hat Gott angerufen und um Hilfe gebeten und dabei immer wieder erlebt, dass Gott sein Gebet hört, ja erhört.

Das müssen wir uns mal klarmachen: Wir Menschen, die im Zusammenhang des Alls und der Ewigkeit allenfalls kleine Staubkörnchen sind, sollen wissen, dass Gott das Gebet jedes Einzelnen von uns wirklich hört, ja erhört. Erhörung heißt nicht, dass Gott jeden unserer Wünsche erfüllt. Offenbar erhört er unsere Gebete über alles Verstehen. Er weiß besser als wir selbst, was wirklich gut für uns ist. Er lässt uns wissen, dass wir auch im Leiden nicht allein und gottverlassen sind, sondern uns Hoffnung und Zuversicht schenkt, seine Güte uns immer gilt.

Wer nicht nur gelegentlich, sondern regelmäßig betet, macht dieselbe Erfahrung wie der Psalmbeter, dass Gott die Gebete wirklich erhört. Wer regelmäßig betet, macht regelmäßig Erfahrung mit Gott, erfährt, wie Gott die ganz persönlichen Anliegen des Beters erhört. Gebetserhörungen sind zwar keine Gottesbeweise, aber für den Beter Gotteserweise.

Man könnte auch sagen: Sage mir, wie oft und was du betest, und ich sage dir, ob du regelmäßige Gebetserhörungen erfährst und damit Gotteserfahrungen machst. Das soll uns zum Beten ermutigen und anregen. Beten nicht lediglich im Not- und Ausnahmefall, sondern tagtäglich.

Nicht umsonst fordert uns Jesus zum Gebet auf: „Bittet, so wird euch gegeben, suchet, so werdet ihr finden, klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt, und wer da sucht, der findet, und wer da anklopft, dem wird aufgetan.“ (Mat 7,7+8)

Du darfst Gott alles sagen, was dich bewegt. Gott will eine ganz persönliche Beziehung zu dir. Er ist nicht fern von dir, sondern dir näher als dein eigener Atem. Gebet ist kein Selbstgespräch, das ja nicht schaden kann und beruhigt, sondern Beziehungspflege mit Gott.

Er spricht zu dir durch sein Wort (Bibel), durch das, was du im Alltag erlebst an Spuren Gottes, und du antwortest ihm im Gebet, wenn du ihm dankst, bittest für dich selbst und andere. Das Gebet ist nicht zeitlich limitiert, sondern eine grundsätzliche Lebenshaltung, als wärst du ständig in Verbindung mit ihm. Liebende wissen das für ihre Beziehung. Gott will, dass zwischen ihm und uns eine liebende Beziehung besteht. Du bist geliebt bei Gott. Nirgendwo wird uns das so deutlich wie an Jesus.

Zum Schluss: Gebet braucht Zeit und Disziplin. Wenn ich nur nach Bedürfnis bete, kann die Gottesbeziehung leiden, Gott wird mir ferner, entfremdet sich. Wenn ich mir aber regelmäßig Zeit nehme für das Sprechen mit Gott, werde ich im Glauben stärker, fester und vor allem fröhlicher, weil mein Leben reich wird an immer neuen Gotteserfahrungen.

Dann kann ich vollen Herzens so sprechen wie der Psalmbeter: „Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft, noch seine Güte von mir wendet.“

Pastor Ulrich Rüß (aus seiner Andacht auf der JHG-Mitgliederversammlung 2016)