26.07.2023

Demenz behandeln ohne Medikamente

Teilnehmende gesucht: LMU und Johanniter forschen mit multisensorischen Elementen und Angehörigen-Coaching

Depression, Teilnahmslosigkeit, Aggression, Schlafstörungen, Wahnvorstellungen, Ängste und enthemmtes Verhalten - all diese Symptome sind häufig bei Menschen mit Demenz zu beobachten. Das veränderte Verhalten ist nicht nur für die Betroffenen selbst belastend, sondern stellt Angehörige und Bezugspersonen vor große Herausforderungen. In der Regel werden diese Symptome medikamentös behandelt, was mit häufigen Nebenwirkungen verbunden sein kann. Um alternative Behandlungsmöglichkeiten zu erforschen, haben das Alzheimer Therapie- und Forschungszentrum der LMU München und die Johanniter-Unfall-Hilfe das Projekt „DemSense“ ins Leben gerufen, für das nun wieder Teilnehmende gesucht werden.

Im Fokus steht ein neuartiges Psychotherapieverfahren, das speziell darauf abzielt, belastende Verhaltensauffälligkeiten bei Menschen mit Demenz zu reduzieren. Hierbei setzt „DemSense“ auf die bewährte Dialektisch-Behaviorale-Therapie (DBT), ein weltweit anerkanntes Verfahren zur Verbesserung des Umgangs mit Gefühlen, das ursprünglich für die Behandlung von Menschen mit emotional-instabiler Persönlichkeitsstörung vom Borderline-Typ entwickelt wurde. Inzwischen wurde ihre Wirksamkeit aber auch in der Behandlung anderer Erkrankungen bestätigt. Ein zentraler Fokus der Therapie liegt darauf, starke Emotionen zu reduzieren, Ruhe zu vermitteln und eine Stresstoleranz aufzubauen.

Interaktive Wand stimuliert Sinne

Für „DemSense“ wurde die Dialektisch-Behaviorale-Therapie speziell auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten von Menschen mit Demenz angepasst. Hierfür kommt eine neu entwickelte, interaktive Wand zum Einsatz, die mit Hilfe abnehmbarer Elemente alle Sinne stimuliert und Erinnerungen aktiviert. Mit den Elementen sind auch Aktivitäten möglich, wie etwa das Sortieren der Elemente nach verschiedenen Kategorien. Das fördert Ruhe und Entspannung.

Die Teilnahme am Projekt „DemSense“ erfolgt in kleinen Gruppen von bis zu fünf Personen. Drei Monate lang treffen sie sich an zwei Tagen pro Wochen (Montag und Donnerstag) mit den Experten für je zwei Stunden in der Perlacher Straße 21. Gesunde Snacks und ein kostenloser Fahrdienst sind inklusive.

Vor Beginn des Projekts, sowie zum Ende und drei Monate nach dem Ende findet eine ausführliche Diagnostik durch das Alzheimer Therapie- und Forschungszentrum statt. Dabei werden standardisierte Tests zur Erfassung von Lebensqualität, Stress und Angehörigenbelastung durchgeführt. Optional können auch Blut-, Speichel- und Haarproben auf das Stresshormon Kortisol untersucht werden.

Ein besonderes Angebot richtet sich an die Angehörigen und Bezugspersonen der Menschen mit Demenz. Sie haben die Möglichkeit, freiwillig an einer Coaching-Gruppe teilzunehmen, in der eine erfahrene Psychologin Strategien und Fertigkeiten vermittelt, um Erkrankte im Alltag zu unterstützen und die eigene psychische Widerstandskraft zu stärken. Nach acht Sitzungen à 90 Minuten geht die Coaching-Gruppe in einen moderierten Austausch der Angehörigen untereinander über.

Teilnehmende für Studie gesucht. Ziel: zufriedenere Menschen mit Demenz und weniger belastete Angehörige

Das Ziel des „DemSense“-Projekts ist es, belastende Verhaltensauffälligkeiten bei Menschen mit Demenz zu reduzieren und die Lebensqualität zu verbessern. Das Programm soll den Betroffenen einer Demenz und deren Bezugspersonen ein zufriedeneres und entspannteres Leben ermöglichen.

Das von der Robert Vogel-Stiftung finanzierte Projekt läuft noch bis ins Jahr 2024. Aktuell suchen die LMU und die Johanniter wieder Menschen mit Demenz und Bezugspersonen, die am Projekt teilnehmen möchten, um nicht nur die Wissenschaft zu unterstützen, sondern auch persönlich von den positiven Entwicklungen zu profitieren.

Am Programm teilnehmen können Personen, die eine Demenz-Diagnose haben und/oder Symptome zeigen, sich ins Gruppengeschehen einbinden lassen und zwischen 60 und 90 Jahre alt sind. Die Teilnahme an der Coaching-Gruppe ist auch ohne teilnehmende Person mit Demenz möglich.

Interessierte Angehörige und Bezugspersonen können sich für das kostenfreie „DemSense“-Projekt telefonisch unter 089 1247344-184 oder per E-Mail an anmelden.