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30.11.2023 | Dienststelle Ortsverband Oldenburg

„Sie freuen sich so, wenn sie erzählen, da geht das Herz auf.“

19-Jährige macht Freiwilliges Soziales Jahr im Mehrgenerationenhaus Oldenburg – sie berichtet, wie sie ihre Arbeit mit Menschen bereichert und emotional berührt

Hier und da einen Kaffee trinken, ein kleiner Tratsch und dann noch erklären, was es so alles für Funktionen bei WhatsApp gibt. Wenn Antonia Niemann von ihrem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) im Mehrgenerationenhaus erzählt, klingt es, als würde sie Urlaub machen. Tatsächlich leistet sie aber einiges für die Menschen dort, vor allem für Senioren. Seit Oktober ist die Abiturientin im Mehrgenerationenhaus der Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. in Oldenburg tätig und hat sich schnell eingelebt. Die junge Frau hilft nicht nur und leistet Gesellschaft, sie nimmt auch viel mit: „Ich höre an einem Tag fünf Lebensgeschichten von Menschen mit viel Erfahrung. Und sie freuen sich so, wenn sie erzählen, da geht das Herz auf.“ Eine Notlösung war das FSJ für die Abiturientin nicht. Die 19-Jährige möchte studieren und hat eine Vorstellung, in welche Fachrichtung es gehen soll. Dennoch entschied sie sich erstmal für ein Freiwilliges Soziales Jahr. Sich noch etwas entwickeln, über das Leben lernen und dabei einen Beitrag für die Gesellschaft leisten, das war Niemanns Motiv, als sie das FSJ begann: „Ich wollte erstmal Erfahrungen sammeln“, erklärt die junge Frau und fügt hinzu: „Und Gutes tun.“  Der Plan geht auf. Niemann spürt, dass sie im FSJ ihr Talent zur Kommunikation nutzen kann, aber auch ihre Gelassenheit beim Zuhören und Erklären. Die 19-Jährige arbeitet gern mit Menschen, hat auch schon Kinder aus Familien mit Fluchterfahrung betreut. Außerdem jobbt die Motorradfahrerin in einer Diskothek. Sie glaubt aber, dass die Arbeit auch für einen eher scheuen Menschen geeignet ist, um aus sich heraus zu kommen.

Eine Aufgabe der 19-jährigen Oldenburgerin ist der Tablet- und Handy-Kurs für Senioren. Viele kommen regelmäßig, stellen Fragen und üben den Umgang mit der Technik. Zum Beispiel Gerda (83) und Günther Mühl (80). Dafür nimmt das Paar auch etwas Fahrzeit auf sich. Beide sind mit Feuereifer dabei und stellen viele Fragen, die Niemann gelassen und gern beantwortet. „Es ist doch wundervoll, dass es so etwas gibt“, sagt Gerda Mühl und steckt entschlossen einen Geldschein ins Spendenschweinchen. Die Schulung ist kostenlos. Ihr Mann strahlt währenddessen übers ganze Gesicht. Er und Antonia Niemann haben sein Profilbild auf WhatsApp erstellt: Günther und Gerda lächelnd im Grünen. Das Pärchen freut sich – aber nicht nur über die Hilfe in technischen Fragen. Die junge Frau ist für sie auch eine Informationsquelle. Niemann senkt in den Gesprächen so manche Hemmschwelle. Prompt folgt das Pärchen ihrer Empfehlung und isst Mittag bei einem hippen Italiener in Oldenburg – geplant war eigentlich Fisch.

Im Mehrgenerationenhaus gibt es politische Diskussionen, Vorträge, Strick- und Bastel-Nachmittage, gemeinsame Mahlzeiten, Medienschulungen, Kaffeetafeln und vieles mehr. Niemann ist überall dabei und hilft auch außer Haus. Auch für eigene Ideen ist Platz. Beispielsweise will Niemann eine Adventsaktion ins Leben rufen.
Ein Studium nach dem FSJ visiert Niemann immer noch an, aber auch bei den Johannitern könnte es für sie weitergehen. Eine Ausbildung ist ihr mittlerweile nach den ersten Wochen im Mehrgenerationenhaus und einem Sanitätskurs sympathisch geworden.