30.01.2024 | Landesverband Nordrhein-Westfalen

#UnsereRetterinNot: Expertenumfrage der Johanniter zum Rettungsdienst zeigt großen konkreten Reformbedarf auf

Rettungskräfte und Experten einig: Vier Punkte müssen im neuen Rettungsgesetz NRW schnell angegangen werden

Die Zeit für Reformen in der Notfallversorgung drängt. Das System bewegt sich durch chronische Überlastung auf einen Kipppunkt zu. Als großer Rettungsdienstleister in NRW positionieren sich die Johanniter konsequent für das Wohl der Patienten und ihrer tausenden Mitarbeitenden in der Notfallrettung. Um ihre Forderungen auf eine breite Basis zu stellen, haben sie – erstmalig in NRW – alle Beteiligten in einer wissenschaftlich begleiteten Expertenumfrage befragt. Darin werden konkrete Verbesserungen im Rettungsdienst und im neuen Rettungsgesetz aufgezeigt. Teilgenommen haben Rettungsdienst-Mitarbeitende der Hilfsorganisationen, Leitstellen-Disponenten, Verantwortliche in der NRW-Verwaltung, Wissenschaftlerinnen und Gesundheitspolitiker.

Was jetzt getan werden muss, um die große Last vom System zu nehmen, haben die Johanniter NRW zusammengefasst:

Das größte Problem ist der akute Personalmangel. Deshalb müssen ab sofort mehr junge Menschen ausgebildet werden und die Einsätze besser disponiert werden, so die Experten in der Studie. Viel zu geringe Ausbildungsquoten in den Rettungsdienst-Bedarfsplänen in fast allen NRW-Kommunen verhindern, dass neue Notfallsanitäter/-innen ausgebildet werden können. Die Krankenkassen und Kommunen müssen in den Rettungsdienstbedarfsplänen endlich mehr Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen und refinanzieren.

Das zweitgrößte Problem
sind zu viele Einsätze, die die Mitarbeitenden belasten. Für viel zu viele Einsätze spielen nicht-lebensbedrohliche Fälle eine bedeutende Rolle. Alarmierungen erfolgen, so berichten es alle Befragten, immer häufiger aufgrund von leichten Erkrankungen, für die andere Notfalldienste besser geeignet sind. Um Einsatzlast vom System zu nehmen, ist eine viel bessere Lenkung der Notrufe in den Leitstellen essenziell. Diese müssen aus Sicht der Experten zu integrierten Gesundheitsleitstellen ausgebaut werden, die alle relevanten Notrufnummern vereinen und damit in der Disposition alle versorgenden Notfall-Einrichtungen abdecken.

Um eine faire Lastenteilung zu erreichen, müssen die Kassenärztliche Vereinigungen ihrem Sicherstellungsauftrag voll nachkommen und die Leistungsfähigkeit ihrer Bereitschafts- und Notdienste signifikant erhöhen.

Die drittgrößte Herausforderung ist der NRW-Flickenteppich an Rettungsdienst-Regularien und Einsatzbefugnissen von Notfallsanitätern, sagen die befragten Experten. Um rechtliche und praktische Unsicherheiten im Einsatz für Rettungskräfte zu beenden und den Austausch von Personal über kommunale Grenzen hinweg – etwa bei Bedarfsspitzen oder kurzfristigem Personalausfall – zu ermöglichen, müssen die Befugnisse der hierfür zuständigen Ärztlichen Leitungen Rettungsdienst dringend vereinheitlicht werden. In allen Kommunen sollte der Rettungsdienst gleich geregelt sein und nach dem „Gemeinsamen Kompendium Rettungsdienst“ im Ruhrgebiet arbeiten.

Gemeinsam mit der Einführung der Telenotarztsysteme aus den Leitstellen stärken wir so die medizinischen Befugnisse der Notfallsanitäter, verbessern die Einsatzbereitschaft vor Ort und schonen außerdem knappe Notarzt-Ressourcen.

Ein neues Rettungsmittel: Notfall-KTW

Eine naheliegende Lösung für die zu vielen Rettungswagen-Einsätze ist die Einführung eines Notfall-Krankentransportwagens in ganz NRW für nicht-lebensbedrohliche Notfälle. Dieser "Notfall-KTW" hat den Vorteil, dringende Fälle ohne Lebensgefahr mit einer geringeren Technik- und Personalausstattung an Bord bedarfsgerechter zu versorgen. Damit schonen wir Rettungsdienst-Personal und setzen die Ressourcen besser ein.

Weitere Informationen und Videos mit vielen Original-Statements von Expertinnen und Experten aus allen Bereichen finden Sie unter

www.johanniter.de/unsereretterinnot