Long-/Post-COVID-Syndrom

Stationäre oder teilstationäre neurologische Rehabilitation von Patientinnen und Patienten mit Long-/Post-COVID-Syndrom

Liebe Rehabilitandinnen und Rehabilitanden,

„Post-COVID“ bezeichnet Beschwerden, die nach längerem Verlauf (ab 12 Wochen) nach einer Infektion mit Sars-Cov-2 weiter bestehen und mindestens zwei Monate lang anhalten oder wiederkehren.

Dabei kann es sich um Funktionsstörungen handeln, die nach schweren bis kritischen Verläufen in der Akutphase fortbestehen oder um Beschwerden bei Patienten, die nach zunächst milden oder moderaten Verläufen, ggf. auch erst zu einem späteren Zeitpunkt unter Funktionsstörungen leiden, welche aber trotzdem die Teilhabe am gesellschaftlichen und Arbeitsleben relevant einschränken.

Durch die Infektion können sehr unterschiedliche Organschäden (z.B. an Lunge, Herz-Kreislauf, Nervensystem, Leber, Niere und Muskulatur) sowie psychische Symptome auftreten.

Die häufigsten neurologischen Symptome und Störungen sind:

  • Kopfschmerzen, Schwindel
  • Muskelschmerzen
  • Störungen des Geruchsinns, Störungen des Geschmacksinns
  • Kognitive Störungen, Bewusstseinsstörungen, Verwirrtheit und Agitiertheit, Aufmerksamkeitsdefizite und Orientierungsstörungen
  • Erkrankungen der Hirngefäße
  • Enzephalopathien
  • Schädigungen des peripheren Nervensystems

Ein häufiges Symptom ist „Fatigue“, das aus stark einschränkender, zu den vorausgegangenen Anstrengungen unverhältnismäßiger, sich durch Erholung nicht ausreichend bessernder Erschöpfung besteht.

Ein Fatigue-Syndrom bessert sich oft im Verlauf der ersten 6 Monate nach Infektion. Andererseits kann ein Fatigue-Syndrom auch lange bestehen bleiben und dabei mit anhaltender Belastungsintoleranz („postexertional malaise, PEM“) einhergehen. Bei schwerer und insbesondere langanhaltender PEM wird ein chronisches Müdigkeitssyndrom (postvirales Müdigkeitssyndrom, myalgische Enzephalomyelitis), ME/CFS diagnostiziert.

Aufnahme

Voraussetzung ist die Bewilligung Ihres Kostenträgers (Rentenversicherung, gesetzliche Krankenversicherung, Berufsgenossenschaft oder private Krankenversicherung).

Wir bitten Sie uns alle Ihre Vorbefunde bei Antritt der Rehabilitation mitzubringen, insbesondere Nachweise der Infektion mit Sars-Cov-2, Impfpass, Röntgenbefunde, MRT-Befunde, Laborwerte, Lungenfunktionstest, sowie Herzuntersuchungen wie Belastungs-EKG oder Echokardiographie.

Bei der Aufnahme erheben wir eine strukturierte Anamnese unter zu Hilfenahme von Fragebögen. Dabei möchten wir von Ihnen unter anderem wissen:

  • Wann war die SARS-CoV-2-Infektion
  • War es die erste Infektion oder gab es zuvor oder nachher weitere Infektionen
  • Wie war der Verlauf in der der Akutphase
  • Wie war der bisherige Verlauf der Post-COVID-Symptomatik
  • Welche Therapien und/oder Konsultationen erfolgten bisher
  • Erfolgte die Vorstellung in einer Post-COVID-Ambulanz oder eine medizinische Rehabilitation
  • Welche Einschränkungen resultieren
  • Wie hat sich die Belastbarkeit im beruflichen Umfeld verändert
  • Welche Begleiterkrankungen bestehen

Zudem werden die kanadischen Kriterien für die Diagnose CFS/ME, sowie der Bell Score erfragt und es wird gegebenenfalls ein Screening auf Post-Exertional-Malaise durchgeführt.

Die Aufnahmeuntersuchung umfasst den allgemeinen körperlichen Befund inklusive neurologischer Untersuchung und psychischem Befund.

Zur Aufnahmeuntersuchung gehört ein motorisches Assessment, u.a. bestehend aus Hand Kraftmessung, Timed up and go Test, sowie 6-Minuten-Gehtest.

Dies wird ergänzt durch die neuropsychologische Diagnostik mit Erfassung des neuropsychologischen Behandlungsbedarfs.

Zu Beginn des Aufenthaltes erfolgt bei jedem Patienten eine Standard-Labordiagnostik. Die Klinik verfügt über alle wichtigen neurologischen Untersuchungsverfahren (EEG, evozierte Potential, Elektroneurographie, Elektromyographie und Duplexsonographie). Geruchstest-Sets sind vorhanden. Eine Wiederholung der Spirometrie, der Röntgenaufnahme des Thorax, der transthorakalen Echographie und eine erweiterte Labordiagnostik sind im Haus möglich. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit der Ableitung von EKG, Langzeit-Blutdruckmessung und Langzeit EKG, Schellong-Test oder Orthostase-Test, Pulsoxymetrie, sowie internistische Expertise durch die im Haus angestellte Fachärztin für Innere Medizin.

Therapie

Behandelt werden können schwer Betroffene (Phase B), mittelschwer Betroffene mit einem noch hohen Maß an ärztlicher und pflegerischer Versorgung und Überwachung (Phase C) und leicht Betroffene im Rahmen einer stationären oder ganztägig ambulanten Rehabilitationsbehandlung (Phase D).

Die Festlegung der Behandlungsziele erfolgt im Rahmen der ärztlichen und therapeutischen Aufnahmeuntersuchung gemeinsam mit Ihnen. Die Behandlungsziele und deren Erreichung werden in der wöchentlichen Teamsitzung und bei den Visiten überprüft und eine Angleichung der Behandlung wird mit Ihnen besprochen.

Unser Team besteht aus dem ärztlichen Dienst, Pflegefachkräften und Mitarbeitenden aus der Physiotherapie, Sporttherapie, Ergotherapie, Neuropsychologie, Psychotherapie, Logopädie, Ernährungsberatung und Sozialberatung. Sie können an Vorträgen teilnehmen, wie z.B. über das Post Covid Syndrom, Anatomie des Nervensystems oder Möglichkeiten der Reha-Nachsorge. Es besteht die Möglichkeit einer Diagnostik zur Fahreignung. Bei Vorliegen von Fatigue oder eines ME/CFS ist die Anleitung zum Selbstmanagement nach der „3 P-Regel“ ein zentrales Element jeder Maßnahme („Pacing, Planen, Priorisieren“), wozu das notwendige Energiemanagement, also das Erlernen des Umganges mit reduzierten Energieressourcen gehört.

Ein Bewegungsbad mit der Möglichkeit zum freien Schwimmen am Wochenende steht zur Verfügung.

Vor der Entlassung werden die oben beschriebenen Assessments wiederholt, sofern sich krankhafte Befunde gezeigt hatten. Am Tag der Entlassung erhalten Sie von uns einen ausführlichen ärztlichen Entlassungsbericht.

Wir freuen uns, Sie in unserer Klinik begrüßen zu dürfen und wünschen Ihnen bereits jetzt viel Erfolg und eine gute Besserung Ihrer Erkrankung.

Dr. med. Andreas Rogozinski

Chefarzt und Facharzt für Neurologie