Update Knie - Endoprothetik

Liebe Patientinnen und Patienten,

leider können wir unsere Patientenveranstaltungen infolge der aktuellen Corona Situation nicht in der gewohnten Form durchführen. Wir alle im Johanniter – Krankenhaus Gronau sind darüber sehr traurig. Nichts desto trotz möchte ich Ihnen aktuelle Informationen zukommen lassen, damit Sie weiterhin gut informiert sind und bleiben - denn nur der gut informierte Patient kann die Risiken und Möglichkeiten der Chirurgie richtig einordnen und verstehen.

Update Knie - Endoprothetik 

In der letzten Zeit sind in den Medien immer häufiger Berichte über Roboter und das sogenannte kinematische Alignement in der Knieendoprothetik erschienen. Ich möchte Ihnen diese Begriffe näher bringen und versuchen diese zu bewerten. Eine abschließende wissenschaftliche Beurteilung ist aktuell jedoch noch nicht möglich. Der Grund dieser Neuerungen in der Knieendoprothetik liegt sicherlich darin, dass die Knieendoprothetik nicht an die Erfolgsquoten der Hüftprothesenimplantation anknüpfen kann. Sind es bei den Hüften 95% zufriedene Patienten, in der Knieendoprothetik nur etwa 80%! Bislang konnte keine der Innovationen den letzten Jahren eine relevant messbare Verbesserung der Patientenzufriedenheit wissenschaftlich belegen.

Zur Verbesserung der Ergebnisse wurden bereits das Design und die Werkstoffe der Prothesenkomponenten optimiert. Nicht nur patientenindividuelle Prothesen können angefertigt werden, auch neue Operationstechniken, inklusive der Navigation und verbesserte Therapiestandards finden Anwendung. Ein Durchbruch in der Zufriedenheit der Patienten konnte allerdings nicht festgestellt werden.

Mit dem kinematischen Alignement wird versucht sich der normalen, individuellen Mechanik des Kniegelenkes anzunähern, d.h. natürliche Orientierung des Gelenks, natürliche Beinachse und natürliche Stabilität des Kniegelenks. Somit wären z.B. „normale“ O- oder X-Beine in der Folge möglich, die beim mechanischen Alignement aber nicht gewünscht sind, da hier eine horizontale Gelenklinie mit gerader Beinachse oberstes Ziel der Operation ist. Im kinematischen Alignement werden eine patientenindividuelle Orientierung der Gelenklinie und eine patientenindividuelle Bandspannung angestrebt, dadurch soll das Risiko für Schmerzen und Bewegungseinschränkungen reduziert werden. Der Roboter und die Navigation, sowie die dazugehörige Software ermöglichen es, diesen OP Plan auch tatsächlich umzusetzen. Einzelne OP Schritte können vor und während der OP ausprobiert und optimiert werden, um ein besseres OP Ergebnis zu erzielen.

Dennoch bleibt zu bedenken, dass durch den Einsatz einer Knieendoprothese, egal in welcher Technik, mit welcher Implantatausrichtung und welcher Implantatgeometrie, ein oder beide Kreuzbänder und die Menisken entfernt werden und elastisches Knorpelgewebe durch harten Kunststoff ersetzt wird. Eine uneingeschränkte Wiederherstellung eines normalen Kniegelenkgefühls bleibt somit schwer realisierbar. Aber wir arbeiten jeden Tag daran die weltweite Quote von 20% unzufriedenen Patienten in der Knieendoprothetik zu reduzieren. 

Ihr Dr. Gruß