Nicole

Nicole arbeitet in der Hauswirtschaft im Johanniter-Stift Köln-Flittard.

Dann hat das etwas Meditatives

eine lächelnde blonde Frau in türkisem T-Shirt und blauem Kasack vor einer Reihe Waschmaschinen

„Um 6 Uhr morgens klingelt bei mir der Wecker. Dann heißt es erstmal Frühstück machen für die ganze Familie. Meine Familie – das sind mein Mann, ich und unsere insgesamt sechs Kinder. Ich bringe meinen Jüngsten in die Kita, um dann direkt danach in meine Arbeit zu flitzen. Dann mache ich mich mit meiner Kollegin daran, die Wäsche vom Wohnhaus zu waschen. Das ist die Wäsche von rund 60 Bewohnerinnen und Bewohnern. Jeden Handgriff verrichte ich mit Liebe – wir waschen, trocknen, patchen und machen Namensschilder rein. Besonders das Waschen und Bügeln gibt mir Frieden. Ich liebe den Moment, in das erleichterte Gesicht der Bewohnerinnen und Bewohner zu blicken, wenn wir die Wäsche dann zwei Mal die Woche verteilen. Ich mag es, ihnen Wünsche zu erfüllen und die meisten haben immer etwas zu erzählen. Da unterbreche ich gerne für ein paar Minuten meine eigentliche Arbeit.

In Bezug auf das Wäschewaschen sagen ja viele, dass das nicht so ihr Ding wäre. Aber mir macht es Spaß. In einer Familie mit sechs Kindern ist ganz schön was los – und wenn ich während der Arbeit in der Waschküche dastehe, falte und bügle, dann hat das etwas Meditatives. Es gibt mir Ruhe, ich kann gedanklich so richtig schön abschweifen. Außerdem arbeite ich mit einer Kollegin zusammen, die einfach auch superlieb ist. Es macht richtig Spaß, mit ihr zusammenzuarbeiten, wir sind ein super Team – ich mache meine Arbeit einfach sehr gerne. Auch wenn Wäsche waschen vielleicht nicht jedermanns Sache ist.“

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Meine Kinder waren das Einzige, das mir Kraft gegeben hat

„Ich wollte schon immer eine große Familie. Ich bin ohne Geschwister aufgewachsen und habe mich als Kind immer schon ein bisschen allein gefühlt. Meine Eltern waren zwar beide immer für mich da, aber sie waren auch viel arbeiten. Da musste ich früh selbstständig sein. Das fand ich damals immer etwas einsam.

Einsam ist mein Alltag jetzt auf jeden Fall nicht mehr. Ich liebe es, dass wir immer ein volles Haus haben – mein Mann und meine Kinder machen mich sehr glücklich. Auch wenn ich in meinen Zwanzigern, als meine ersten Kinder noch ganz klein waren, erstmal eine schlimme Zeit durchstehen musste. Mit 20 habe ich meine erste Tochter bekommen, mit 23 meine zweite und dann direkt eineinhalb Jahre später wurde mein Sohn geboren. Mit der Geburt von drei Kindern hat man ja schon genug zu tun – man wandert nachts eigentlich nur von Bettchen zu Bettchen. Als meine Kinder dann drei, fünf und acht Jahre alt waren, ist mein damaliger Mann gestorben.

Die ersten Jahre unserer Ehe war alles gut, bis sich plötzlich ein Schatten über ihn legte, der ihn stark verändert hat. Am Ende hat er sich das Leben genommen. Danach habe ich eine Zeit nur noch für meine Kinder funktioniert, sie waren das Einzige, das mir Kraft gegeben hat. Den Rest – was sonst so um mich herum passiert ist – habe ich eigentlich gar nicht so mitbekommen. Den Kraftaufwand, die schlaflosen Nächte und die Taubheit – das habe ich damals erst im Nachhinein wirklich verstanden. Aber irgendwie geht es im Leben immer weiter – und wenn ich heute mit meinen Kindern und meinem Mann sonntags grille oder wir gemeinsam frühstücken, fühle ich mich angekommen.“

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Auf diesen Reisen kann ich meine Seele richtig baumeln lassen

Eine blonde Frau in türkisem T-Shirt lächelt aus der Tür eines Wohnwagens.

„Tanzen befreit mich von allem. Es ist Entspannung und Freude pur für mich. Wenn ich auch nur eine Stunde zum Tanzen gehe, bin ich gedanklich vollkommen frei, fühle mich leicht und locker. Danach habe ich ein unglaublich entspanntes Gefühl – ich bin dann aufgetankt mit Kraft für die nächsten Tage. Früher bin ich bei den Flittarder Hunnen im Tanzchor gewesen – da habe ich es das erste Mal entdeckt: Dass Musik und Tanzen mich einfach glücklich machen.

Auch auf Reisen bin ich sehr gern – seit Neuestem noch mehr, denn seit einem Jahr haben wir einen Camper. Diesen Sommer sind wir in Italien gewesen, das war für mich schon eine weite Reise, denn sonst sind wir immer in Holland gewesen. Das war Mal was ganz anderes, mal so richtig in den Süden zu fahren, das war richtig aufregend. Mit dem Camper zu reisen ist mehr als kurz in ein Flugzeug einzusteigen. Sobald man sich ins Auto setzt, ist man im Urlaub. Man schaltet den ganzen Alltagsstress einfach ab. Und auf dem Campingplatz angekommen, erholt man sich dann so richtig. In der Natur kann ich meine Gedanken schweifen lassen, man kann aufstehen und essen und Aktivitäten machen, wann man möchte. Auf diesen Reisen kann ich meine Seele richtig baumeln lassen. Es ist gerade mal unser erstes Jahr mit dem Camper – und wir sind immer noch so euphorisch. Es gibt unendlich viele Orte, die wir noch bereisen wollen.“

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