Myanmar: Einkommensquellen brechen durch Pandemie weg

Ein Plakat mit Hinweisen zum Corona-Virus
Mit Hilfe von Plakaten werden Dorfbewohnende, Rückkehrende und Wanderarbeitende über das Corona-Virus aufgeklärt.

Berlin / Yangon, 15. Mai 2020

Unsere lokale Partnerorganisation Karen Department of Health and Welfare (KDHW) in Myanmar klärt in der Siedlung Lay Kay Kaw New Town im Karen State über das Coronavirus und gesundheitspolitische Entwicklungen auf. Die Maßnahmen finden im Rahmen eines bereits im September 2016 gestarteten Projekts statt, welches zurückkehrende Geflüchtete sowie die vom Konflikt betroffenen ansässigen Gemeinden bei der Reintegration unterstützt und stärkt.

Mit Hilfe von Hausbesuchen in 698 Haushalten wird über Vorsichtsmaßnahmen und aktuelle Verordnungen in Lay Kay Kaw New Town informiert. Poster und Plakatwände an öffentlichen Stellen unterstützen diese Ziele. Die Maßnahmen werden von KDHW zusammen mit der Siedlungsverwaltung und fortgebildeten Freiwilligen durchgeführt. Dabei erhält jeder besuchte Haushalt ein Seifenpaket. Geplant ist, Hausbesuche auch auf die weiteren 39 Zieldörfer des Projekts auszuweiten, um insgesamt 2526 Haushalte zu erreichen. "Lay Kay Kaw hatte zunächst Vorrang, weil viele Wanderarbeiter durch das Gebiet ziehen, die aus Thailand zurückkehren. Sie müssen in dem Wiederansiedlungsgebiet zum Teil eine zweiwöchige Quarantäne durchlaufen", sagt Lothar Kinzelmann, Büroleiter der Johanniter in Myanmar.

Hilfe gegen wirtschaftliche Einschnitte

Zwar sind die Menschen in den Zielgemeinden des Projektes gesundheitlich weitgehend vom Virus verschont geblieben, doch sie spüren die indirekten, wirtschaftlichen Folgen der Pandemie. Durch die Schließung der Grenze zu Thailand kommen kaum noch Lebensmittel und andere Produkte des täglichen Gebrauchs in das Grenzgebiet. Vor allem Menschen, die kein eigenes Ackerland besitzen und vom Tagelohn leben, leiden unter den Restriktionen. Thailändische Investoren stellen keine Tagelöhner mehr ein und die Menschen können auch nicht mehr ins Nachbarland, um dort zu arbeiten und ein Einkommen zu erwirtschaften.

Eine Gruppe Menschen verteilt Flyer, alle tragen eine Mund-Nasen Bedeckung
Mitarbeitende unserer Partnerorganisationen und Freiwillige klären bei Hausbesuchen über Corona auf.

In einigen Dörfern hatte das Projekt bereits in der Einrichtung von selbst verwaltete Dorffonds unterstützt, aus denen die Betroffenen zinsgünstige Überbrückungskredite erhalten können. Die Rücklagen sind jedoch nicht ausreichend, um allen bedürftigen Familien in der gegenwärtigen Krise finanziell den Zugang zu ausreichend Nahrungsmitteln zu gewährleisten. Deshalb ist eine Aufstockung der Dorffonds geplant.

Die Krise zeigt uns, wie wichtig solche Selbsthilfestrukturen sind. Das ist inzwischen ein Schwerpunkt in unseren Projekten geworden.
Lothar Kinzelmann, Büroleiter der Johanniter in Myanmar

Viele Dörfer hätten sich zum Schutz gegen den Virus selbst isoliert und niemanden mehr hineingelassen. Neben Dorffonds wurden auch Spar- und Kreditgruppen aufgebaut, in denen sich die Mitglieder heute gegenseitig unterstützen können.

Da die lokalen Reisspeicher derzeit weitgehend erschöpft sind, soll im Rahmen des Projekts auch Reis eingekauft und angeliefert werden, um das wichtige Grundnahrungsmittel zur Verfügung zu stellen. Neben KDHW besuchen das Committee for Internally Displaced Karen People (CIDKP) und das Karen Office of Relief and Development (KORD) derzeit die Zieldörfer, um den genauen Bedarf zu erheben. Das gemeinsame Konsortialprojekt wird durch die Übergangshilfe des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung finanziert.

Ko Min Min mit Beinprothese steht auf einem Feld.

Schon seit 2008 engagieren sich die Johanniter in Myanmar. Auf Grund von ethnischen Konflikten sind viele Menschen dort auf der Flucht. Zwar wurden im Laufe der Jahre Waffenstillstände ausgehandelt und im Karengebiet herrscht seit dem Ende 2015 unterzeichneten Nationwide Ceasefire Agreement weitgehend Waffenruhe. Doch auch wenn die Menschen in ihre Heimat zurückkehren können, sind sie meist nicht sofort in der Lage, sich selbst zu versorgen. Unsere Partnerorganisationen unterstützen die Menschen bei der Ernährungs- und Einkommenssicherung, der Gesundheitsversorgung, dem Aufbau von Wasserversorgungssystemen und sanitären Anlagen und führen Informationsveranstaltungen zur Friedensbildung durch. Da Myanmar neben bewaffneten Konflikten auch Naturkatastrophen verzeichnet, unterstützen wir die Menschen in der Katastrophenvorsorge und bei Bedarf durch Nothilfemaßnahmen.

Was wir weltweit gegen Corona tun

Wir passen unsere aktuellen Projektaktivitäten an, um auf die weltweite Corona-Pandemie zu reagieren.