07.03.2022 | Johanniter GmbH

8. März - Weltfrauentag

An diesem Tag geht es u.a. um die Gleichberechtigung von Frauen im Berufsleben. Wie es damit in den Johanniter-Kliniken aussieht, zeigt ein Interview mit Dr. Anna Verena Krappitz.

Dr. Foto: Anna Krappitz, Fotoquelle: Johanniter

Frau Dr. Krappitz, Sie sind mit 35 Jahren schon Oberärztin in der Allgemein- und Viszeralchirurgie am Johanniter-Krankenhaus in Bonn. Wollten Sie immer schon Chirurgin werden?

Nein, ehrlich gesagt nicht. Ich wusste allerdings schon früh, dass ich Ärztin werden will. Mein Praktisches Jahr machte ich unter anderem in der Gynäkologie. Danach war klar: ich wollte primär etwas Handwerkliches machen und das führte mich mehr oder weniger zufällig in die Chirurgie ans Johanniter-Krankenhaus. Da gefiel es mir dann so gut, dass ich bis heute dageblieben bin. Ich arbeite dort in einem tollen Team und das Arbeitsspektrum ist zum einen umfangreich, aber auch sehr spezialisiert.

Früher war die Chirurgie ein reiner Männerbereich. Was hat sich hier geändert?

Durch die vorwiegend laparoskopische Chirurgie, Hilfsmittel wie elektrische Klammernahtgeräte und insgesamt moderne Techniken ist das für Frauen überhaupt kein Problem mehr. Selbst in der Adipositaschirurgie ist es bei uns mithilfe die moderne Technik, wie zum Beispiel eine Luftkissenmatratze, kein Problem, schwer adipöse Patienten zu lagern. Ein weiterer Punkt ist außerdem der deutlich höhere Anteil der Studienabsolventinnen als es früher der Fall war. Insgesamt bleibt es selbstverständlich ein anspruchsvoller Beruf, aber es ist ein altes Vorurteil, dass dieser körperlich nur von Männern geleistet werden kann.

Was man aber braucht ist Passion, Ehrgeiz und auch Fleiß für den anspruchsvollen Arbeitsalltag. Nicht nur der OP-Plan ist eng getaktet, sondern auch administrative Arbeit will gemacht werden und nicht zu vergessen sind Patienten- und Angehörigengespräche. Da muss man sicherlich auch im privaten Bereich Abstriche machen.

Wie sieht Ihre Familie Ihre Karriere?

Die sind natürlich stolz auf mich. Ich komme nicht aus einer Mediziner Familie. Das heißt, man hat nicht diesen handfesten Vergleich zu anderen Generationen. Aber ganz so weit weg sind meine Eltern auch nicht. Mein Vater ist Chemiker und meine Mutter Arzthelferin. Sie finden natürlich, dass ich viel Zeit investiere, unterstützen mich aber vollkommen dabei.

Im Freundeskreis sind viele Medizinerinnen und Mediziner, die aber aus anderen Fachbereichen kommen. Viele arbeiten mittlerweile in Teilzeit und haben bereits Familie. Das sind dann nochmal ganz andere Voraussetzungen und Herausforderungen. Aber das Verständnis füreinander und für den Beruf ist wichtig.

Welche Rolle spielen die Vorgesetzten und Kollegen bei der Karriere?

Eine sehr große Rolle! Ich habe meinem Chef Prof. Andreas Türler viel zu verdanken, der unser Potential sieht und fördert.

Wir haben unten den Oberärzten viele Eigengewächse, was für das Klima und das System spricht. Man hilft sich einfach. Im OP kommt immer mal wieder jemand vorbei und schaut, ob man Hilfe braucht, was einem einfach ein gutes Gefühl gibt. Und auch wenn mal ein Kollege das Team verlässt, bedeutet das ja schließlich auch, dass unsere gute Arbeit weitergetragen wird.

Es gibt immer wieder Veränderungen, die einen zwingen, sich aus seiner Komfortzone zu bewegen und offen zu sein für neue Herausforderungen. Veränderungen sind Chancen. Dabei darf man auch nicht direkt die Flinte ins Korn werfen, wenn es mal nicht so klappt und man sich durchbeißen muss.

Wichtig für die eigene Entwicklung ist aber auch ein gutes Arbeitsklima und Teamarbeit, wodurch auch Anstrengungen und Belastungen besser zu verkraften sind.


Zur Person: Anna Verena Krappitz ist 35 Jahre alt und in Münster geboren. Den beruflichen Stress gleichen Familie, der Partner und Freunde aus, zudem fährt sie Mountainbike und geht joggen. Im Bonner Johanniter-Krankenhaus arbeitet sie seit März 2014.