Zielregionen
Wo wir helfen
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© Johanniter/Manfred Fuchs
Region Shkoder und Durres
"Die Zustände, unter denen viele Menschen in Albanien heute noch leben müssen, sind teilweise extrem schlecht. Dabei liegt das Land mitten in Europa." Daniela Benkert, die seit 2010 beim Johanniter-Weihnachtstrucker unterschiedliche Konvois leitet und ihr Kollege Christian Stögbauer sind immer wieder tief betroffen von den Dingen, die sie in dem Land auf der Balkanhalbinsel sehen und erleben. "Gerade im Winter, wenn die Erde gefroren ist, leiden erschreckend viele Menschen unter Hunger. Manche von ihnen sind wochenlang in ihren Bergdörfern eingeschneit, ohne eine Möglichkeit, diese zu verlassen", berichten die beiden.
Albanien gilt als ärmstes Land in Europa
Albanien gilt als ärmstes Land in Europa – ein Land, in dem die meisten Menschen vom Ackerbau leben. Fast 7.000 km², also rund ein Viertel der Gesamtfläche des Landes, sind landwirtschaftlich nutzbar. Auch das Klima ist grundsätzlich für die meisten Arten der Viehzucht und der Landwirtschaft geeignet. Aber der steinige Boden macht die Landwirtschaft, die häufig noch von Hand betrieben wird, äußerst mühsam. Zudem steckt der kleine Balkanstaat nach wie vor im Umbruch von der sozialistischen Planwirtschaft zur modernen Marktwirtschaft. Die Infrastruktur ist schlecht: "Es gibt Gegenden, die wir mit unseren Sattelzügen überhaupt nicht erreichen können, weil es einfach keine oder viel zu enge Straßen gibt", so Benkert. "Ein anderes häufig vorkommendes Problem sind die sehr niedrig hängenden, provisorischen Stromleitungen, unter denen die LKW nicht gefahrlos durchkommen."
Kloster als Lichtblick und Rettungsanker
In Albanien fahren die Johanniter-Weihnachtstrucker zum Beispiel das Kloster von Schwester Christina in Shkodra an. Hier werden Kranke und alte Menschen umsorgt und Waisenkinder haben ein Zuhause gefunden. Um in den Bergdörfern von Shkodra zu verteilen, werden die Pakete auf geländegängige Fahrzeuge verladen. Die gebürtige Donauwörtherin gehört zu den Schwestern des in der Schweiz beheimateten Ordens "Spirituelle Weggemeinschaft", der hier, im Norden Albaniens, eine Außenstelle betreibt. Das Kloster ist für viele Einheimische ein Lichtblick und ein Rettungsanker. Die Schwestern kümmern sich um die medizinische Grundversorgung der Bevölkerung im Umfeld des Klosters.
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© Johanniter/Michael Matthes
Region Banja Luka und Tuzla
"In Bosnien-Herzegowina herrschen große soziale Unterschiede: Denjenigen, die über ein Doppeleinkommen verfügen und sehr gut leben können, steht eine große Masse an Menschen gegenüber, die Geringverdiener oder arbeitslos sind und alle Möglichkeiten nutzen müssen, um irgendwie über die Runden zu kommen. Wir haben mit Menschen gesprochen, die von 130 Euro im Monat leben müssen – und das bei Lebenshaltungskosten von 900 Euro. Da sind die Pakete eine Hilfe, um etwas Geld für andere Dinge zur Verfügung zu haben", berichtet Stefan Reitsam.
Partnerorganisationen, kirchliche Einrichtungen und wohltätige Vereine helfen
Stefan Reitsam leitet seit mehreren Jahren zusammen mit Markus Kristen den Konvoi nach Bosnien-Herzegowina. Regelmäßig bringen sie sehnsüchtig erwartete Pakete zu verschiedenen Verteilstationen in den Zielregionen Banja Luka und Tuzla. Jedes Jahr unterstützen dort Partnerorganisationen, kirchliche Einrichtungen sowie wohltätige Vereine bei der Verteilung der Hilfspakete vor Ort. Diese kommen neben bedürftigen Familien und Schulkindern auch dem Sozialzentrum der Pfarrei Budzak, der Merhammed-Suppenküche, der Behindertenorganisation "Partner", der dortigen Caritas, dem Straßenkinderprojekt "Neue Generation" sowie dem Verein Mirna Luka, einem Partnerprojekt der katholischen Friedensbewegung Pax Christi Würzburg zu Gute. Weitere Partner in der Zielregion Bosnien sind die Medicinska škola Tuzla und der Rotaract Club Tuzla 99.
"Über unseren Partner vor Ort, die Medical School in Tuzla, hatten wir dieses Mal erstmals Kontakt zu einem sehr entlegenen Dorf", erzählt Stefan Reitsam. "Die Päckchen wurden in einen Transporter umgeladen und dort zu den Bewohnern geliefert." Der Empfang durch die Bevölkerung sei wie überall äußerst herzlich gewesen. "Besonders die Gesichter der Kinder, wenn sie eines der sorgsam gepackten Pakete in Händen halten, motivieren einen, seinen Urlaub in diese Aktion zu investieren."
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© Johanniter/Antje Piekenbrock
Krushovene und Bregare
Im Jahr 2018 fuhren die Johanniter-Weihnachtstrucker zum ersten Mal nach Bulgarien. Es gilt als ärmstes Land in der Europäischen Union. Krushovne liegt im Norden des Landes. Vor vielen Jahren lebten hier noch 6.000 Einwohner. Doch mittlerweile sind gerade die jungen Leute weggezogen, weil sie keine Arbeit vor Ort finden. Die Stadt ist auf rund 830 Bewohner geschrumpft. Hauptsächlich handelt es sich dabei um Rentner, die von umgerechnet 70 bis 140 Euro im Monat leben müssen. Doch auch in Bulgarien sind die Preise für Lebensmittel ähnlich hoch wie in Deutschland. Daher bauen viele vor Ort Obst und Gemüse an oder halten Schweine, Hühner und Enten, um überhaupt über die Runden zu kommen. Gerade im Winter wird es dann besonders knapp.
Vieles ist dem Verfall überlassen
Stefan Urban leitete zusammen mit Thomas Pfisterer den Konvoi nach Bulgarien: "Die Menschen leben sehr bescheiden und in einfachsten Verhältnissen. Die Häuser sind teils marode, mit Toiletten im Garten, vieles ist dem Verfall überlassen." Die Freude über die Pakete des Johanniter-Weihnachtstruckers war riesengroß. Manche hatten nicht geglaubt, dass wirklich LKW von Deutschland nach Krushovene kommen würden. "Wir wurden so herzlich aufgenommen"‚ erzählt Urban. "Bei der Verteilung versammelten sich dann fast 500 Einwohner auf dem Dorfplatz. Der Bürgermeister hatte eine Liste alle Bedürftigen angefertigt. Sie erhielten gegen Unterschrift ihr Päckchen." Weitere Päckchen wurden im Nachbardorf Bregare verteilt, weiter brachten Helfer direkt zu Bedürftigen nach Hause.
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Gezielte Hilfe im Inland
Die Corona-Pandemie hat in Deutschland viele Menschen besonders wirtschaftlich hart getroffen. Der Johanniter-Weihnachtstrucker hat 2020 erstmals Pakete auch im Inland verteilt. Im Fokus standen dabei die Tafeln in Deutschland, auch vergleichbare Projekte der Johanniter wie der Sonnentreff Leutkirch, Essen für Oma in Trier oder die Suppenküche in Frankfurt wurden unterstützt.
Insgesamt erhielten die Tafeln und ähnliche Projekte in ganz Deutschland 2.316 Päckchen. In allen Fällen übernahmen es örtliche Mitarbeiter und Ehrenamtliche der Johanniter, die Päckchen zu den Verteilstellen zu bringen. Manchmal halfen sie auch gleich bei der Ausgabe der Päckchen mit.
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© Johanniter/Saskia Rosebrock
Kreis Bistrita und Kreis Harghita
"In Rumänien herrscht ein krasses Missverhältnis zwischen einer kleinen, sehr reichen Oberschicht und einer großen Unterschicht; dazwischen gibt es nichts", erklärt Lorand Szüszner. Der Johanniter-Ortsbeauftragte in Lauf an der Pegnitz ist seit 1999 als Konvoileiter beim Johanniter-Weihnachtstrucker im Einsatz. Als solcher koordiniert er die alljährliche Verteilung der Hilfspakete an bedürftige Kinder, Familien sowie alte und behinderte Menschen vor Ort mit dem ansässigen Verein Tasuleasa Social und war überdies als Auslandshelfer auch am Aufbau eines verlässlichen Netzwerks mit den lokalen Partnerorganisationen und Institutionen beteiligt.
Auf dem Land herrschen teils katastrophale Verhältnisse
Szüszner kann bestätigen, wie bitter nötig die Hilfsaktion ist. "Auf dem Land herrschen teils katastrophale Verhältnisse. Ich kenne Gegenden, da verkehren auf den holperigen Wegen ausschließlich Pferdefuhrwerke. In manchen Dörfern gibt es keinen Strom. Die Menschen dort holen ihr Trinkwasser aus einem Brunnen, die sanitären Verhältnisse sind für die heutige Zeit bestürzend."
Eine weitere Zielregion des Weihnachtstruckers liegt in der Region Harghita. Zentrale Anlaufstelle der Johanniter-Weihnachtstrucker ist hier seit Jahren das Jugenddorf Lokod, das Herbert und Elke Flöck im Rahmen des von ihnen gegründeten örtlichen Projekts LIA e.V. betreiben. Hier finden Waisenkinder und Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen ein neues Zuhause. In den letzten Jahren entstanden hier zudem beschützende Werkstätten, ein Beratungszentrum, Jugendwohnungen und Familienhäuser sowie ein betreutes Wohnen.
Die Hilfspakete aus Deutschland werden vorwiegend an die Einrichtungen der Jugendstiftung vergeben, aber auch andere Schulen, Pfarreien und Gemeinden nutzen die Möglichkeit, sich im Vorfeld bei Lokod zu bewerben.
Häufige Überschwemmungen, ungenügende Infrastruktur, schlechte wirtschaftliche Entwicklung
"Obwohl Rumänien mittlerweile zur EU gehört, leben viele Menschen hier in furchtbarer Armut", berichtet Christoph Fleschutz, der zusammen mit Manfred Emmerling schon häufiger den Konvoi leitete. "Der Arbeitsverdienst beträgt nur einen Bruchteil des deutschen Gehaltes, die Lebensmittel sind aber ähnlich teuer wie in Deutschland. Die Arbeitslosigkeit liegt in einigen Gebieten bei 70 Prozent. Häufige Überschwemmungen, ungenügende Infrastruktur und die schlechte wirtschaftliche Entwicklung des Landes führen dazu, dass viele Menschen jeden Tag ums Überleben kämpfen müssen. Die Kinderheime sind überfüllt und es gibt eine große Zahl von Straßenkindern ohne Schulbildung und Zukunftsperspektiven."
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© Johanniter/Jan Klaassen
Umgebung von Schytomyr, Kiew und Poltawa
Seit 2017 fährt ein Konvoi der Johanniter-Weihnachtstrucker auch in die Ukraine. Ziele fort vor Ort sind die zentralukrainischen Großstadt Schytomyr, die Hauptstadt Kiew und die im Osten gelegene Poltawa. Die Pakete werden an Kriegsflüchtlinge aus dem Osten des Landes, in Kinderheimen, an Schulen und in weiteren Kindereinrichtungen verteilt.
"Wir haben Familien kennengelernt, die vor dem Krieg im Osten geflüchtet sind," sagt Christian Hoffer, Konvoileiter für die Ukraine. "Für sie ist es schwierig, sich ein neues Leben aufzubauen, weil sie oftmals über keine finanziellen Mittel verfügen." Der Johanniter-Weihnachtstrucker wurde herzlich begrüßt. Gerade in Winter benötigen die Menschen Lebensmittel so sehr. Und durch den Konflikt ist die Lage noch schwieriger geworden.
Auf Grund der herausfordernden Logistik wurde ein Großteil der Pakete direkt über die Partner des Johanniter-Weihnachtstruckers vor Ort eingekauft, verpackt und an Hilfsbedürftige im ganzen Land verteilt.