05.05.2022 | Johanniter GmbH

Internationaler Hebammentag: Trotz großer Herausforderungen Zeit für die individuelle Geburtssituation

Interview mit Miriam Jens, leitende Hebamme B. Sc. und pflegerische Bereichsleitung der Frauenklinik am Johanniter-Krankenhaus Geesthacht

Fotoquelle: Melanie Jenkel

Die Profession der Hebamme ist in ihren Grundzügen fast so alt wie die Zivilisation. Am 5. Mai wird dieser besonderen Berufsgruppe mit dem internationalen Hebammentag gedacht. Sind heute dank der guten medizinischen Versorgung Geburten so sicher wie nie, stehen die Kreißsäle dennoch vor großen Herausforderungen. Denn vielerorts werden Geburtsstationen geschlossen – die Belastung der bestehenden Kreißsäle steigt. Außerdem hat die Corona-Pandemie einige Veränderungen mit sich gebracht.

Drei Fragen an Miriam Jens, leitende Hebamme der Geburtsstation im Johanniter-Krankenhaus Geesthacht über die bestehenden Herausforderungen und die Hebammen-Tätigkeit.

Warum sind Sie leitende Hebamme geworden?

Ziel der Geburtshilfe in Deutschland sollte es sein, eine familienorientierte, individuelle und sichere Betreuung von Frauen und ihren Kindern während der Geburt nachhaltig sicherzustellen. Als leitende Hebamme ist es meine Aufgabe, die Rahmen- und Arbeitsbestimmungen mitzugestalten, damit die Betreuung von Gebärenden und Wöchnerinnen diese Ansprüche erfüllt und entgegen dem Hebammenmangel die Kolleginnen gerne in unserer geburtshilflichen Abteilung arbeiten.

Außerdem bereitet mir die Ausbildung werdender Hebammen viel Freude. Das Johanniter-Krankenhaus ist klinischer Praxisort des Hamburger Hebammenstudiengangs. Es ist schön, die Begeisterung der Studierenden für unseren Beruf zu sehen und ihnen Praxiswissen zu vermitteln.

Welche besonderen Herausforderungen schafft Covid-19 für Ihre Station und die werdenden Eltern?

Corona hat viele Veränderungen mit sich gebracht: Im Kreißsaal bieten wir beispielsweise Geburtsplanungen oder Hebammensprechstunden überwiegend telefonisch an. Informationsabende für werdende Eltern finden derzeit nur online statt. Um sich einen Überblick über unsere Geburtshilfe zu verschaffen, gibt es auf unserer Webseite zusätzlich ausführliche Broschüren und ein Video.

Bei der Geburt darf eine Begleitperson, meist der Partner oder die Partnerin, unterstützen. So werden die Kontakte reduziert. Auf der Wochenstation empfehlen wir allen werdenden Eltern die gemeinsame Aufnahme in unseren Familienzimmern. So wird die optimale Bindung zum Neugeborenen gefördert und die Familie bleibt zusammen. Die Test-Regelungen werden laufend den aktuellen Anforderungen angepasst.

In den vergangenen Jahren gab es einen kontinuierlichen Geburtenanstieg. Worauf führen sie diesen zurück?

In den letzten fünf Jahren stieg die Geburtenzahl um 28% auf 790 Geburten in 2021. Wir haben den Vorteil, Zeit für die individuelle Geburtsbetreuung zu haben. Oft können wir, trotz der allgemein angespannten Lage der Geburtshilfe, eine 1:1-Betreuung möglich machen. Mit der Zertifizierung zur Babyfreundlichen Geburtsklinik seit 2012 und einer Philosophie, die die normale Geburt fördert, überzeugen wir bei den werdenden Eltern. Während der Corona Pandemie können wir dank unseres strengen Hygienekonzeptes durchgehend eine familienfreundliche und bindungsfördernde aber trotzdem sichere Begleitung durch Partner oder Partnerinnen im Kreißsaal und auf der Wochenstation gewährleisten.

Meinen Hebammenkolleginnen in unserem Kreißsaal gebührt mein größter Respekt, dass sie diese schwierige Situation, die mit einer hohen Arbeitsbelastung einhergeht, durch ihre große Tatkraft und ihr persönliches Engagement auffangen.

Über die Geburtsstation

Die Geburtsstation im Johanniter-Krankenhaus Geesthacht verfügt neben drei Kreißsälen über einen Raum mit einer Gebärwanne und weiteren Wehenzimmern. Für Kaiserschnitte steht ein OP im Kreißsaal bereit, der ausschließlich geburtshilflich genutzt wird. Auf der Wöchnerinnenstation sind 14 komfortable Familienzimmer eingerichtet. Die Klinik wurde seit 2012 mehrfach als babyfreundliches Krankenhaus zertifiziert. Dabei wird großer Wert auf natürliche Geburten gelegt. Die Quote an Kaiserschnitten lag 2021 mit 23 Prozent klar unter dem Bundesdurchschnitt von 31 Prozent. 15 Prozent waren Wassergeburten.

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