13.04.2022 | Johanniter GmbH

Osterbotschaft 2022

Die Osterbotschaft 2022 in Text und Video - Von Pfarrer Gunnar Horn, Pfarrer Evangelische Seelsorge der Johanniter-Kliniken Bonn

Die Osterbotschaft von Pfarrer Gunnar Horn gibt es auch im Video. Klicken Sie einfach auf das Bild oder den roten Button im Text.

Es ist ein Weinen in der Welt…

Ostergruß für die Johanniter GmbH von Pfarrer Gunnar Horn,
Johanniter Waldkrankenhaus Bonn, 2022

„Es ist ein Weinen in der Welt, als ob der liebe Gott gestorben wär.“ Mit diesen Worten beginnt das wohl bekannteste Gedicht von Else Lasker-Schüler.

Als damals junge Frau schrieb sie diesen Satz im Jahre 1903. So lange her -  und dennoch scheint er wie für unsere verstörenden Zeiten gedacht.

Die grausamen, erschütternden Bilder aus der Ukraine machen fassungslos, das Schicksal unzähliger Ukrainerinnen und Ukrainer entzieht sich unserer Vorstellungskraft.

Ich versuche mir dennoch vorzustellen, dass es für viele Menschen in Butscha, in Kiev, in Mariupol und anderswo wirklich so ist:

Für sie ist Gott gestorben, umgebracht von der Militärmaschinerie eines von Hass und Angst getriebenen, menschenverachtenden Diktators. Nichts mehr übrig vom friedlichen Leben in Freiheit, jegliche Menschlichkeit, jegliche Kultur, jegliche Würde – dahin. Zerbombt, ermordet, massakriert.

Ihr Weinen schreit zum Himmel, unvorstellbar für sie, dass die Passionzeit, die wir in diesen Wochen begehen, je enden wird. Ostern, Auferweckung, das Leben geht weiter, für Menschen in der Ukraine weniger als ein flüchtiger Traum.

Dennoch gehen wir auf Ostern zu. In wenigen Tagen begehen wir dieses Fest des Lebens in allen unseren Johanniter-Einrichtungen. In unseren Krankenhäusern, in unseren Pflegeheimen, in unseren Hospizen. Es sollte in diesem Jahr ein stilles, aber dennoch hoffnungsvolles Osterfest sein. Ein Fest des Nachdenkens, des Innehaltens. Ein Fest des Gebetes für die, die nicht mehr beten können, denen die Worte im Halse steckenbleiben, die verstummt sind.

Und gleichzeitig ein Osterfest des Aufbruchs, der Kreativität und der guten Ideen. Denn die Menschen in der Ukraine und diejenigen von dort, die bei uns Zuflucht suchen, sie werden uns brauchen - jetzt und weiterhin. Unsere Hilfe, unsere Gastfreundschaft, unsere Unterstützung in Wort und Tat. Also all das, was in unserer Johanniter-Familie seit den Anfängen des Ordens fest verankert ist. Diese Haltung ist Ausdruck unseres christlichen Selbstverständnisses – aus Liebe zum Leben.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Lieben ein gesegnetes Osterfest.

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