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14.04.2022 | Dienststelle Ortsverband Delmenhorst

Die bringen‘s

Die Logistik-Gruppe der Delmenhorster Johanniter versorgt alle Verbände in Weser-Ems - ehrenamtlich

Zwar wurden jetzt zahlreiche Regelungen zurückgenommen, aber mehr als zwei Jahre hatte die Corona-Pandemie das öffentlichen Leben in Deutschland fest im Griff. Am 16. März 2020 trat der erste Lockdown in Kraft, damit einhergehend erhebliche Beschränkungen. Zu dem Zeitpunkt war vieles noch nicht absehbar, zum Beispiel wie tödlich das Virus tatsächlich ist und wie lange wir mit den Beschränkungen werden leben müssen. Die Johanniter-Unfall-Hilfe mit ihren Diensten direkt am Menschen, die oftmals besonders schutzbedürftig sind, war besonders betroffen. Ein großes Problem neben vielen anderen war die Beschaffung von Schutzkleidung und ähnlichen Ausrüstungsgegenständen. Lieferketten waren unterbrochen, die Industrie nicht auf die plötzliche hohe Nachfrage eingestellt, Betrüger mit gefälschten Nachahmerprodukten drängten in die Märkte. „Unser Regionalverband ist sehr gut durch die Pandemie gekommen“, sagt Markus Wedemeyer, ehrenamtliches Mitglied im Vorstand des Regionalverbands Weser-Ems, Mitglied des Corona-Krisenteams im Johanniter-Landesverband Niedersachsen/Bremen und hauptberuflich Arzt für Allgemeinmedizin. Zu verdanken ist dies auch den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern des Ortsverbands Delmenhorst.

Die Delmenhorster Johanniter stellen die Logistikgruppe für den Katastrophenschutz der Johanniter in Weser-Ems. Und gerade die war in der Pandemie besonders gefordert. Die Johanniter haben zu Beginn der Pandemie in Hannover ein Zentrallager eingerichtet. „Durch den zentralen Großeinkauf sind wir an Dinge rangekommen, die schwer zu kriegen waren“, erklärt Marcel Colter, Ortsbeauftragter des Ortsverbands Delmenhorst. Zum Beispiel Desinfektionsmittel, Handschuhe, FFP2-Masken, Schutzanzüge und vieles mehr. Die Delmenhorster sind zwei Mal wöchentlich nach Hannover gefahren, haben die Bestellungen aus den 20 Ortsverbänden in Weser-Ems sowie der Johanniter in Bremen abgeholt und ausgeliefert. Jede Tour betrug rund 600 Kilometer, insgesamt kamen so fast 40.000 Kilometer zusammen. Bezahlen mussten die Verbände nur das Material. Das Personal war ehrenamtlich aktiv, die Spritkosten hat der Ortsverband Delmenhorst getragen. „Wir haben es als Teil unseres Auftrags als Logistikgruppe gesehen“, erklärt Colter. Immerhin konnte so viel Geld gespart und die Einsatzdienste trotzdem mit wichtigem Material versorgt werden.

Ganz nebenbei lief die Umstellung der Einsatzbekleidung. Die Johanniter-Unfall-Hilfe hatte sich vor einigen Jahren auf eine bundeseinheitliche Einsatzbekleidung geeinigt. Mehr als 50.000 Einsatzkräfte aus den unterschiedlichsten Bereichen mussten neu eingekleidet werden. Für Weser-Ems hat auch diese Aufgabe der Ortsverband Delmenhorst übernommen. Rund 3000 Frauen und Männer in unterschiedlichen Bereichen bekamen hier neue Einsatzbekleidung, zudem mussten alle neu eingestellten Kolleginnen und Kollegen in den Impfzentren und Teststationen eingekleidet werden. Verantwortlich dafür ist die Delmenhorster Gruppenführerin Logistik Saskia Matzat. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mal in die Modebranche eingesteigen würde“, sagt sie lachend. Inzwischen kann sie mit einem Blick erkennen, welche Größe der Retter hat, der vor ihr steht. Was nicht immer ganz einfach ist. „Wir haben auch einige Sondergrößen dabei.“ Die müssen dann speziell angefertigt werden, sozusagen Einsatzkleidung nach Maß.

Wer dran ist, muss seine alte Bekleidung abgeben. Die wird anschließend gesichtet. „Was unbrauchbar ist, geht ins Recycling. Was noch brauchbar ist, wird ordentlich verpackt und als Spende für die örtlichen Rettungsdienste nach Thailand geschickt“, erklärt Patrick Glander. Drei Tonnen ausgemusterte Einsatzkleidung konnten inzwischen verschickt werden. Dafür sind aus dem inzwischen aufgelösten Corona-Zentrallager in Hannover 15 Paletten Material nach Delmenhorst gekommen. Das klingt viel, ist aber nur ein Vorrat für rund drei Monate. „Wir haben eine routierende Lagerhaltung“, sagt Claus Hartmann, einer von fünf Verbandführern im Ortsverband Delmenhorst. Was als erste abläuft, geht als erstes raus. Ziel ist, so wenig wie möglich des kostbaren Materials wegwerfen zu müssen. Das klappt sehr gut, zumal auch der Bedarf groß ist. „Wir versorgen hier acht Rettungswachen, drei Pflegedienste, sechs Tagespflegen und vieles mehr“, betont Hartmann. Möglich ist das durch das hohe ehrenamtliche Engagement der Delmenhorster Johanniter. Insgesamt hat der Ortsverband zurzeit 77 Einsatzkräfte über 18 Jahren und zwölf 16- und 17-Jährige. Damit die Waren auch alle rechtzeitig die Empfänger erreichen, gibt es einen großen Fuhrpark. Und viele Helferinnen und Helfer mit Führerschein der Klassen C/CE für Lastwagen. Insgesamt neun Frauen und Männer haben bereits den großen Führerschein, drei weitere befinden sich in der Ausbildung und für zwei ist die Ausbildung beantragt. Die Kosten tragen die Johanniter. Das besondere ist die große Zahl weiblicher Helferinnen, die die großen Fahrzeuge steuern dürfen. Sechs der aktuell neun C/CE-Inhaber sind Frauen. Für Marcel Colter als Chef des Ortsverbands ist egal, wer auf dem Bock sitzt. Wichtig ist Zuverlässigkeit. „Unsere Dienste können nicht oder nicht richtig arbeiten, wenn ihnen das Material fehlt“, betont er. Deshalb hat er seinen Frauen und Männern einen Grundsatz ans Herz gelegt: „Logistik muss rollen.“