Unsere Arbeit

Unsere Rettungshunde sind Spezialisten, wenn es darum geht, in kürzester Zeit in Not geratene Menschen aufzuspüren. Wir sind an 365 Tagen einsatzbereit - rund um die Uhr und bei jedem Wetter!

Die Rettungshundestaffel Thüringen besteht aus 17 ehrenamtlichen Mitgliedern und 19 Hunden. Seit 2005 stellen wir uns gemeinsam in den Dienst der guten Sache. Aktuell sind vier geprüfte Hunde für die Vermisstensuche im Einsatz, 12 Hunde befinden sich in der Ausbildung und drei Hunde im Rentenalter.

Wir sind in Jena stationiert und gehen in ganz Thüringen in den Einsatz, bei Bedarf auch in den angrenzenden Bundesländern. Die Koordination der Einsätze führt die Zentrale Leitstelle durch. Die Rettungshundearbeit leisten wir ehrenamtlich, sie erfordert viel Zeit, Ausdauer und Geduld.

Flächensuche

Die Flächensuche ist der wichtigste Bereich der Rettungshundearbeit. Flächensuchhunde werden im Gegensatz zu Mantrailern immer dann gerufen, wenn nicht bekannt ist, wo eine vermisste Person verschwunden ist und eine Suche in großem Umfeld aufgenommen werden muss. Flächensuchhunde suchen meist in unwegsamem Gelände oder großen Wäldern, beispielsweise nach Mountainbikern oder Reitern, die nach einem Unfall hilflos im Wald liegen, Wanderern oder Joggern, die nach einem Schwächeanfall dringend einen Arzt brauchen, orientierungslosen oder hilflosen Personen, die in Lebensgefahr schweben, Kindern, die sich verlaufen haben oder auch nach suizidgefährdeten Personen. Die Hunde revieren, also stöbern frei und selbständig (ohne Leine), im ausgewiesenen Suchgebiet nach menschlichem Geruch und lernen ein Anzeigeverhalten für Menschen in bestimmten Körperhaltungen wie liegen, sitzen, stehen oder hängen. Möglichkeiten des Anzeigens einer vermissten Person durch den Hund sind zum Beispiel das Verbellen oder das leise Rückverweisen. Wichtig ist, dass die Hunde überall, wo sie gebraucht werden, zuverlässig und zielstrebig arbeiten, sich nicht ablenken lassen und die gefundene hilflose Person sicher anzeigen.

Während der Hund mit seinem hervorragenden Geruchssinn und enormem Leistungsvermögen die Suche ermöglicht, muss der Hundeführer das Suchgebiet sinnvoll sowie systematisch einteilen und seinen Vierbeiner großräumig lenken, motivieren und unterstützen. Dabei ist genaues Beobachten des Hundes und umsichtiges Handeln des Hundeführers notwendig. Geländebeschaffenheit, Wetter und Thermik sind wesentliche Faktoren, um eine geeignete, möglichst lückenlose Suchstrategie festzulegen und gegebenenfalls anzupassen oder den Hund gezielt verschiedene schwierige Stellen anlaufen lassen. Ebenso muss der Hundeführer frühzeitig Gefahren wie Straßen, Bahnstrecken, Böschungen oder abrupte Abbrüche erkennen. Des Weiteren muss der Hundeführer darauf achten, dass es dem Hund gut geht, er sich nicht verletzt und keine Anzeichen von Erschöpfung aufzeigt.

Findet der Hund eine Person, zeigt er seinen Fund an durch:
•    Verbellen (Hund bleibt so lang bei der aufgefundenen Person und bellt, bis der Hundeführer an Ort und Stelle ist.)
•    Bringseln (Hund läuft mit einem Bringsel der Person zum Hundeführer und führt ihn anschließend zur Fundstelle.)

Nach dem erfolgreichen Fund werden alle erforderlichen Rettungsmaßnahmen eingeleitet und die Rettungskräfte informiert. Manches Mensch-Hund-Team wird trotz häufigen Einsatzes und guter Arbeit niemals ein Opfer auffinden, da es in Gebieten eingesetzt wurde, in denen sich kein Vermisster aufhielt. Doch leistet es durch die Freigabe des Suchabschnittes einen wertvollen Beitrag, da die Suchareale immer weiter eingegrenzt werden können.

Mantrailing

Der Begriff "Mantrailing" stammt aus dem Englischen und setzt sich aus den Wörter "man" = der Mensch und "trailing" = verfolgen zusammen. Der Mantrailer kommt demnach dann zum Einsatz, wenn eine einzelne Person abgängig ist. Der Hund nimmt dann den Individualgeruch dieser Person mit der Nase auf und verfolgt anschließend die Spur der vermissten Person. 

Der Hund erhält den Suchauftrag beim "Mantrailing" anhand eines ihm gezeigten Geruchsgegenstandes, an welchem der Individualgeruch der vermissten Person haftet. Dies kann ein Kleidungsstück sein oder ein Schlüssel ebenso wie ein benutztes Taschentuch. Für gewöhnlich beginnt die Suche der vermissten Person am Ort der letzten zuverlässigen Sichtung, von wo aus der Mantrailer die weitere Spur der vermissten Person verfolgt. Der Mensch verliert ständig winzige Hautschuppen, auf welchen Bakterien der individuellen Hautflora haften. Die Hautflora wiederum besitzt hierdurch einen individuellen Geruch, welcher für den Hund so einzigartig ist wie der Fingerabdruck. In der Sparte "Mantrailing" ausgebildete Hunde lernen diesen Individualgeruch zu differenzieren und die Spur der vermissten Person anhand der mikroskopisch kleinen Zellverbände zu verfolgen. Hierbei helfen den Hunden auch ihre Fähigkeiten des Stereoriechens - also die Wahrnehmung verschiedener Gerüche je Nasenloch, sowie das räumliche Riechen, wodurch es dem Hund möglich ist, die Richtung zu identifizieren, aus welcher der Geruch kommt. Die Ausbildung zum Mantrailer ist dabei sehr umfangreich. So entscheiden beispielsweise Witterung, Untergrund, Wind und Alter der Spur über den Erfolg des Hundes. Darüber hinaus muss sichergestellt werden, dass auch Ablenkungen wie Personenverkehr oder andere Tiere den Hund nicht an der Erfüllung seiner Aufgabe hindern. Ebenso wichtig wie die Identifikation der vermissten Person ist die Anzeige einer verlorenen Spur, somit einer Spur, welche im Leeren endet (beispielsweise wenn die vermisste Person in ein Auto gestiegen ist oder die Anzeige, dass am Startpunkt gar keine Spur der vermissten Person abgeht).

Trümmersuche

Die Trümmersuche ist die anspruchsvollste Form der Rettungshundearbeit. Hier sucht der Hund selbstständig und ohne Leine nach Überlebenden unter einer meterdicken Trümmerschicht, zum Beispiel nach einer Gasexplosion oder einem Erdbeben. Bei dieser Suchform erreicht der Hund Stellen, an die ein Mensch aufgrund seiner Größe und seines Gewichts nicht gelangen kann. Hat der Hund eine verschüttete Person unter den Trümmern gewittert, zeigt er die Stelle durch Bellen, Kratzen und Scharren an, sodass Rettungsmannschaften die Person bergen können. Der Hundeführer darf aus Sicherheitsgründen die Trümmer meist nicht betreten und muss seinen Hund aus der Entfernung durch die Suche leiten. Die Sucharbeit wird durch Dreck oder dichten Staub erschwert. Hinzu kommt der oft schwierig begehbare Untergrund, wie loses Geröll, rutschiger Schutt und herausragende Stahlstangen. Davon darf sich der Hund eben so wenig beeinflussen lassen wie von der Vielzahl der Fremdgerüche, wie Essensreste, Kleidungsstücke oder Rauch.