01.06.2023 | Regionalverband Harburg

1.000 Einsatz für Kriseninterventionsteam der Johanniter

Der Kriseninterventionsdienst (KID) der Johanniter ist seit 2011 im Landkreis Harburg unterwegs, um Betroffene nach unerwarteten Todesfällen zu betreuen – und sucht Verstärkung.

In den vergangenen zwölf Jahren hat sich in der Außenwahrnehmung des rein ehrenamtlich arbeitenden Kriseninterventionsteams viel verändert: „In den Anfangsjahren mussten wir den Einsatzkräften erst einmal erklären, was unsere Aufgabe ist. Heute hat fast jeder Polizist und jeder Rettungsdienst¬mitarbeiter schon von uns gehört und oft auch schon mit uns zusammengearbeitet“, erklärt Ingo zum Felde, Leitung des Kriseninterventionsdiensts. Der 57-Jährige erlebe oft, dass Einsatzkräfte erleichtert seien, das KID-Team zu sehen, weil sie wüssten, dass sie gehen können und Hinterbliebene oder Unfallzeugen Entlastung erfahren.

„Ich weiß, dass ich jemandem geholfen habe.“

Wenn das Kriseninterventionsteam gerufen wird, ist immer etwas Schreckliches passiert: Ein Angehöriger ist plötzlich gestorben – in der Häuslichkeit, bei einem Unfall oder durch Suizid. Das Team kümmert sich dann auch um Unfallzeugen, Ersthelfende oder bleibt bei den Betroffenen, denen die Polizei zuvor eine Todesnachricht überbracht hat. Die Motivation für sein ehrenamtliches Engagement fasst Ingo zum Felde so zusammen: „Wenn ich weggehe, weiß ich, dass ich jemandem geholfen habe. Es geht demjenigen ein bisschen besser als wenn ich nicht da gewesen wäre.“ Und seine Frau Birgit zum Felde, mit der er das Team zusammen aufgebaut hat, ergänzt: „Diese unmittelbare Wirksamkeit unserer Arbeit motiviert uns, weil ein Klient handlungsfähiger ist als vorher.“

Bisher hat die Gruppe, die immer im Zweierteam in den Einsatz geht, seit Gründung 2011 insgesamt 1.000 Einsätze absolviert – 1.000 Mal Menschen beigestanden, die völlig unerwartet einen geliebten Menschen verloren haben. Doch Routine gibt es nie. Damit sie helfen können, haben sie eine umfassende Ausbildung bei den Johannitern durchlaufen und sind auf verschiedenste Situationen vorbereitet.

Das ehrenamtliche Team bietet auch eine Einsatznachsorge für Rettungskräfte an. „Bei 81 Einsätzen haben wir Kolleginnen und Kollegen von Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei und Katastrophenschutz betreut. Dafür sind unsere Helfenden zusätzlich extern ausgebildet“, sagt Ingo zum Felde. Im Bereich des Katastrophenschutzes stellt das Team zudem die Staffel der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) des Landkreises Harburg. 2021 bei der Flutkatastrophe beispielsweise wurde die Gruppe durch das Land Niedersachsen zu zwei mehrtägigen Einsätzen nach Ahrweiler entsandt und hat dabei mit etwa 200 Betroffenen, Helfenden und Einsatzkräften entlastende Gespräche geführt.

Umfassende Ausbildung für ehrenamtliche Tätigkeit

Das Kriseninterventionsteam bietet in Kürze einen neuen Ausbildungskurs an. „Dort bereiten wir die Helfenden umfangreich auf ihre künftige Aufgabe vor“, sagt Ingo zum Felde. Interessenten sollten teamfähig, mindestens 25 Jahre alt sein und sich und andere Menschen gut einschätzen können. Auch eine gute psychische und physische Belastbarkeit ist nötig sowie die Akzeptanz unterschiedlicher Weltanschauungen und Religionen. Es sind keine fachlichen Vorkenntnisse erforderlich. Die Ausbildung umfasst rund 150 Stunden und findet überwiegend an Wochenenden statt, dauert rund ein Jahr und entspricht den gemeinsamen Anforderungen von Hilfsorganisationen und Kirchen. Zusätzlich erfolgen begleitete Hospitationen im Einsatz. Um nähere Informationen zur Ausbildung zu bekommen, schreiben Sie eine E-Mail an: harburg(at)johanniter.de

Das ehrenamtliche Kriseninterventionsteam besteht aus 25 Teammitgliedern, die den unterschiedlichsten Berufen nachgehen oder bereits im Ruhestand sind. Sie können trotzdem eine 24-Stunden-Bereitschaft an 365 Tagen im Jahr sicherstellen. Wie wichtig die ehrenamtliche Arbeit ist, merkt das Team bei fast jedem Einsatz, wenn Betroffene einfach unendlich dankbar sind. „Wir kommen ja immer in Verbindung mit einer sehr schlechten Nachricht. Zum Abschluss eines Einsatzes sagte mir mal ein Klient, dass es zwar ein schrecklicher Tag gewesen sei, aber dass wir heute da waren, sei das Beste, das ihm passieren konnte“, erzählt Birgit zum Felde. Mit einer Spende kann die ehrenamtliche Arbeit der Johanniter unterstützt werden, Verwendungszweck „Krisenintervention“ IBAN: DE36 3702 0500 0004 3245 20 bei der Bank für Sozialwirtschaft.