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22.09.2022 | Regionalverband Schleswig-Holstein Süd/Ost

„Gut, dass es euch gibt“ – 15 Jahre Gesundheitsmobil gefeiert

Bürgermeister Jan Lindenau und die Träger weihten neues Fahrzeug in der Aegidienkirche ein

Sabine Steen, Hans-Martin Grusnick, Jan Lindenau, Dörte Eitel, Thomas Müller und Jörg Hahn weihen das Gesundheitsmobil ein.
Das Gesundheitsmobil wurde im letzten Jahr ausgetauscht und wurde nun noch einmal nachträglich eingeweiht: Sabine Steen, Hans-Martin Grusnick, Jan Lindenau, Dörte Eitel, Thomas Müller und Jörg Hahn (v.l.).
Hans-Martin Grusnick steht in der St.-Aegidienkirche und hält ein Grußwort.
Hans-Martin Grusnick, ehrenamtliches Mitglied des Regionalvorstandes, drückte in seinem Grußwort den Wunsch aus, dass das Gesundheitsmobil dauerhaft von der öffentlichen Hand unterstützt werde.
Ulrich Findeisen und Karl Müller (v.l.) vom Harley-Davidson-Chapter „Seven Towers Chapter Lübeck“ überreichten einen Scheck in Höhe von 600 Euro an Sabine Steen und Thomas Müller (v.l.), die sie im Rahmen von öffentlichen Aktionen gesammelt hatten.
Ulrich Findeisen und Karl Müller (v.l.) vom Harley-Davidson-Chapter „Seven Towers Chapter Lübeck“ überreichten einen Scheck in Höhe von 600 Euro an Sabine Steen und Thomas Müller (v.l.), die sie im Rahmen von öffentlichen Aktionen gesammelt hatten.

Das Gesundheitsmobil Lübeck besteht seit 15 Jahren – dies wurde heute in der Aegidienkirche mit rund 50 geladenen Gästen gefeiert. Zugleich wurde das neue Fahrzeug durch Bürgermeister Jan Lindenau sowie seitens der beiden Träger durch Diakoniepastorin Dörte Eitel (Gemeindediakonie Lübeck) und Hans-Martin Grusnick (Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.) feierlich eingeweiht. Es war bereits 2020 mit Hilfe von Fördergeldern der Hansestadt Lübeck, der Mackprang-Stiftung, des Inner-Wheel-Club Lübeck, Boy Meesenburg, dem Inhaber der Firma Jacob Cement, sowie Spenden angeschafft worden.

„Ich gratuliere herzlich“, sagte Bürgermeister Jan Lindenau in seinem Grußwort, „wobei man sich fragen muss: ,Was haben wir falsch gemacht?‘.“ Es gebe eben immer noch „kleine Zwischenräume, die nicht ins System passen. Wir erreichen nicht alle.“ Das Gesundheitsmobil Lübeck verbinde durch die beiden Träger das Medizinische und das Seelsorgerische. „Was wäre sonst mit den Menschen, die wir nicht erreichen?“, so Lindenau. Vor zweieinhalb Jahren habe er die Träger dazu ermuntert, eine Einmalförderung für das neue Fahrzeug zu beantragen, die Hansestadt Lübeck habe dann 20.000 Euro bewilligt. Der Bürgermeister schloss mit der Aufforderung: „Wenn’s mal wieder rostet, rufen Sie an!“

Dörte Eitel, Geschäftsführerin der Gemeindediakonie Lübeck, zitierte das biblische Gleichnis vom barmherzigen Samariter, und verglich dessen gute Tat mit dem Wirken des Gesundheitsmobils. „Sie üben Nächstenliebe“, sagte sie an das gesamte Team gewandt. „Sie hören den Menschen zu, wenden sich den Menschen zu.“ Das Zitat eines Klienten, „Gut, dass es euch gibt“, wiederholte sie ausdrücklich: „Gut, dass es Sie gibt!“

„Vor fünf Jahren, als wir stolz zehn Jahre Gesundheitsmobil in Lübeck gefeiert haben, wurde die Frage an mich gerichtet, ob dies denn ein Grund zu feiern sei“, meinte Hans-Martin Grusnick, Mitglied des Regionalvorstandes der Lübecker Johanniter-Unfall-Hilfe. „Damals wie heute kann ich voller Überzeugung sagen: ,Ja, das ist ein Grund zu feiern!‘“, und zwar wegen des „unermüdlichen Engagements“ aller Beteiligten. Er wünsche sich, dass „die öffentliche Hand“ das Projekt dauerhaft unterstütze.

Thomas Müller, der gemeinsam mit Sabine Steen das hauptamtliche Projektteam bildet, berichtete Aktuelles aus der Arbeit des Gesundheitsmobils. Die Pandemie habe die Arbeit sehr verändert, ebenso die Auflösung des Drogentreffpunktes am Krähenteich. „Es hat unsere Arbeit erschwert, weil wir die Menschen nicht mehr auffinden“, so Müller. „Zum Teil sind wir deswegen fußläufig unterwegs.“ Dabei wüssten seine Kollegin und er, dass sie nicht alle „retten“ könnten. Aktuell seien 25 Prozent des Klientel nicht krankenversichert, zu Beginn des Projekts vor 15 Jahren seien es nur fünf Prozent gewesen. Dazu zählten zugewanderte Menschen, Wohnungslose, aber auch Selbstständige und von Altersarmut Betroffene. „Zum Teil gibt es auch Menschen, die ,behördenscheu‘ sind, wie wir sagen.“ Als wichtigste Ziele nannte der Krankenpfleger, „die Leute wieder ins Regelsystem zu bekommen und eine gute präventive Arbeit“.

Einen Scheck über 600 Euro hatten Ulrich Findeisen, Assistant Director des Harley-Davidson-Chapters „Seven Towers Chapter Lübeck“, und Chapter-Mitglied Karl Müller mitgebracht. Das Geld war durch Spenden im Chapter sowie im Rahmen von öffentlichen Aktionen gesammelt worden. „Ein Onkel, der Gutes mitbringt, ist besser als eine Tante, die Klavier spielt“, zitierte Findeisen Wilhelm Busch und meinte „Wir Harley-Fahrer können nicht nur laut, sondern wir können auch auch lieb sein.“

Schließlich würdigten Sabine Steen und Thomas Müller die aktuell 16 Ehrenamtlichen aus medizinischem Fachpersonal und Fahrern und überreichten ihnen jeweils ein Präsent.

Draußen vor der Kirche wartete das neue Fahrzeug darauf, offiziell eingeweiht zu werden. Jan Lindenau schnitt dazu symbolisch ein rotes Band durch. Bei Sekt und Schnittchen klang der Nachmittag aus.

Das Gesundheitsmobil Lübeck fährt aktuell zehn Haltestellen in verschiedenen Stadtteilen Lübecks an und bietet außerdem mit der Gesundheitsstation im Haus der Diakonie eine feste Anlaufstelle. Jährlich versorgt das Team aus zwei hauptamtlichen und 16 ehrenamtlichen Mitarbeitenden durchschnittlich etwa 650 Klientinnen und Klienten. Das Gemeinschaftsprojekt der Gemeindediakonie Lübeck und der Johanniter-Unfall-Hilfe wird aktuell durch die Possehl-Stiftung, die Gemeinnützige Sparkassenstiftung zu Lübeck, die Bluhme-Jebsen-Stiftung sowie Boy Meesenburg gefördert.

Infos: www.gesundheitsmobil.org