16.09.2023 | Johanniter-Krankenhaus Treuenbrietzen

Seit 10 Jahren ist das Johanniter-Krankenhaus Treuenbrietzen ein FrauenOrt im Land Brandenburg

Seit mittlerweile 10 Jahren ist das Johanniter-Krankenhaus Treuenbrietzen ein FrauenOrt im Land Brandenburg für MR Dr. Ruth Moeller. Nun überlegt die Stadt, der Ärztin einen Straßennamen zu widmen.

Die erste Ehrentafel von 2013. Gäste der Einweihung legen damals Blumen dort für die verdienste Doktorin ab.

... „von den Spuren der Frauen wird in der Geschichtsschreibung soviel bleiben, wie von den Spuren eines Schiffes im Meer “ (Anna Maria Schürmann, 17. Jahrhundert). So leitete der Frauenpolitische Rat damals seine Pressemitteilung ein. Zum Glück ist das heute etwas anders. Vor 10 Jahren, am 16. September 2013, dem 100. Geburtstag der anerkannten Treuenbrietzener Ärztin Dr. Ruth Moeller, wurde für sie die 35. FrauenOrte-Tafel enthüllt. Sie steht im Krankenhaus-Park Treuenbrietzen, der größten Lungenfachklinik des Landes Brandenburg, die in diesen Tagen ihr 25. Jubiläum feiert.

10 Jahre später überlegt die Stadt, neu entstehende Straßen in Wohngebieten nach verdienten Frauen zu benennen und hat die Einwohner zu Vorschlägen aufgerufen. Das Krankenhaus freut sich sehr, dass einige Vorschläge der Idee folgen, auch Dr. Ruth Moeller zu bedenken und hofft, dass es vielleicht mal eine Straße diesen Namens in der Nähe geben wird.

  • Dr. Ruth Moeller wird am 16. September 1913 geboren. Nach erfolgreich abgelegtem Abitur in Potsdam widmet sie sich dem Studium der Medizin mit Stationen an den Universitäten in Freiburg, Königsberg und Berlin. Ihr Ziel ist es, Ärztin zu werden – ein Berufsbild, das Frauen zu jener Zeit noch vielfach vorenthalten wird. Sie promoviert an der Charité. Ihr Doktorvater ist der berühmte Professor Sauerbruch.
  • Die junge Frau tritt in die Fußstapfen ihres Vaters Dr. Paul Moeller, der in ihrer Geburtsstadt Treuenbrietzen als sehr anerkannter und geschätzter Landarzt wirkt.
  • Ab 1942 arbeitet sie als Assistenzärztin am Krankenhaus in Pritzwalk, später in Brandenburg/Havel. Am 1. August 1945 kommt Ruth Moeller nach Treuenbrietzen zurück. Die vorgefundene Situation im Krankenhaus ist schwierig. Es mangelt an Medikamenten, Instrumenten und vor allem an Personal. Vom ersten Arbeitstag an ist sie in einer Doppelfunktion angestellt. Die Ärztin steht am Operationstisch und im Kreißsaal –  an den Betten werdender Mütter und Kranker – spendet Trost und macht Mut. Gleichzeitig ist sie vier Jahre lang Gesundheitsdezernentin in den Städten Treuenbrietzen, Brück und Niemegk.
  • 1950 erwirbt Dr. Ruth Moeller die Anerkennung als Fachärztin für Chirurgie. Sie hat ein Fachgebiet gewählt, für das große physische und psychische Kräfte erforderlich sind. Längst hat die junge Frau das Vertrauen der Menschen in und um Treuenbrietzen gewonnen. Mit übermenschlichem Engagement und ausgeprägter Zugewandtheit für ihre Patienten sowie außergewöhnlicher medizinischer Kompetenz arbeitet sie bis zur Selbstaufgabe. Ihr vielseitiges, breites und tiefes medizinisches Wissen und die dazugehörigen Fähigkeiten erfahren große Anerkennung.
  • 1971 wird Dr. Ruth Moeller zur Medizinalrätin ernannt. Bis zu ihrer Pensionierung 1978 arbeitet ist sie Chefärztin der Chirurgischen Abteilung des Kreiskrankenhauses Treuenbrietzen.
  • Der eigentliche Ruhestand wird zum Unruhestand. Ruth Moeller lässt ihre Patienten nicht allein, behandelt und kuriert nach der Pensionierung in der kleinen Landarztpraxis ihres Vaters weiter. Ihr Beruf ist zu einer Berufung geworden. Sie stirbt kinderlos am 23. September 2010 im Alter von 97 Jahren. Ihr Lebenswerk hat sich vollendet.
  • In der Erinnerung vieler Familien in und um Treuenbrietzen lebt ihre bemerkenswerte Hingabe für die Menschen und den Beruf weiter, und man spricht noch heute  dankbar von „unserer Moellerin“.

Ziel des Projekts „FrauenOrte im Land Brandenburg“ ist es, bekannte, aber auch unbekannte Frauen zu würdigen. Gemeinsam mit Menschen vor Ort, die dieses Ziel unterstützen, wird durch das Aufstellen der Tafeln an das Leben und Wirken solcher Frauen erinnert, die ihrer Zeit voraus waren, die emanzipatorisch auf politischem, wissenschaftlichem, sozialem oder kulturellem Gebiet gewirkt haben und deren Erbe nicht in Vergessenheit geraten soll. Mit Hilfe der FrauenOrte wird Bekanntes, zum Teil Vergessenes und ebenso Alltägliches lebendig. Sie tragen zur Erweiterung der Geschichte(n) des Landes Brandenburg bei.

Die Würdigung 2013 haben das Johanniter-Krankenhaus zusammen mit Zeitzeugen, die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Potsdam-Mittelmark und der Frauenpolitische Rat Land Brandenburg, Projektleiterin Sabina Scheuerer, aus der Taufe gehoben. FrauenOrte im Land Brandenburg stand damals unter der Schirmherrschaft der Intendantin des Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) Dagmar Reim und war gefördert durch das Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Familie des Landes Brandenburg. Zusammenschluss von Frauenverbänden, -organisationen, -vereinen sowie Frauengruppen der Gewerkschaften, Kirchen und Parteien im Land Brandenburg.