29.10.2021 | Johanniter-Krankenhaus Treuenbrietzen

Schnellste Erholung nach Operationen

Jeder, der sich schon einmal einer Gelenkersatz- oder Lungenoperation unterzogen hat, weiß, die Erholung kann langwierig und anstrengend werden. Spezielle Richtlinien ermöglichen optimialere Versorgung und schnellere Erholung.

Modernste Methoden zeigen beste Ergebnisse bei Gelenkersatz- und Lungenoperationen

Jeder, der sich schon einmal einer Gelenkersatz- oder Lungenoperation unterzogen hat, weiß, die Erholung kann langwierig und anstrengend werden.

Mediziner und Wissenschaftler der ERAS-Society entwickeln deshalb seit 2010 spezielle Richtlinien, um die Heilungsprozesse zu optimieren und abzukürzen. ERAS heißt ausgeschrieben Enhanced Recovery After Surgery, zu Deutsch: Beschleunigte Erholung nach einer Operation. Anhand wissenschaftlicher Daten entwickelte sie Behandlungskonzepte, um Operationsergebnisse zu verbessern. Sie zielen im Besonderen auf die

  • Minimierung von Komplikationen
  • Reduzierung von nachoperativem Stress
  • die Verbesserung und Beschleunigung der Erholung

Im Ergebnis können Patienten rascher in ihren gewohnten Alltag zurückkehren. 

Auch im Johanniter-Krankenhaus Treuenbrietzen finden diese Empfehlungen bei geeigneten Patientinnen und Patienten Anwendung – sowohl in der Orthopädie für Knie- und Hüftgelenke als auch in der Thoraxchirurgie.

Voraussetzung ist ein gutes Patienten-Blutmanagement-Programm, das hier seit 2018 unter der Federführung von Oberärztin Dr. Deborah Welte etabliert wurde. Sie sagt: "Je weniger Komplikationen entstehen, desto seltener sind Nachoperationen wegen Nachblutungen nötig. Oft können dadurch Tage auf der Intensivstation vermieden werden. Für das Krankenhaus bedeutet das im Jahr 2019 konkret, dass nur gut 700 Blutkonserven verbraucht wurden statt 1.640 im Vorjahr. Das ist beachtlich unter Berücksichtigung der Tatsache, dass Blut im Allgemeinen ein sehr knappes Gut ist und die Patienten sich trotzdem schneller erholen können."

Ohne Fleiß kein Preis – Mitwirkung der Patienten ist ein Teil des Erfolgs

Endoprothetik

Für Patienten mit Knie- und Hüftgelenksoperationen  heißt das seit 2020, dass sie bereits 14 Tage vor der Operation ein spezielles physiotherapeutisches Training zu Hause beginnen, um die Muskulatur zu stärken, und dass sie dieses Training unmittelbar nach der OP in der Klinik weiterführen. 

Dafür ist ihnen Essen und Trinken bis kurz vor der OP und bei Bedarf gleich nach dem Aufwachen erlaubt, während man früher lange Stunden abwarten musste.

Im Idealfall hören sie vier Wochen vor dem Eingriff auf zu Rauchen.

Seit Anfang 2020 ist zudem ein Gerinnungsmedikament gegen Nachblutungen offiziell zugelassen durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Damit können Nachblutungen aus dem Wundgebiet (im Einzelfall bis 600 ml) verringert werden und Gelenk-Redon-Drainagen  können entfallen. Dies alles führt im Ergebnis zu einer besseren Wundheilung mit geringerem Infektionsrisiko und ohne intensivmedizinische Behandlungsnotwendigkeit.

Thoraxchirurgie

Noch innovativer steht die Klinik für Thoraxchirurgie da. Bereits seit 2018 werden im Johanniter-Krankenhaus Treuenbrietzen,  Brandenburgs größter Lungenfachklinik, Operationsmethoden und Maßnahmen angewendet, die seitens der ERAS-Gesellschaft erst 2019 als  Richtlinie empfohlen werden.

Eine besonderes Spezialgebiet sind nichtintubierte uniportale videoassistierte Thorax-Operationen (uNIVATS ). Das sind minimalinvasive Eingriffe mit minimalinvasiver Anästhesie, d. h. ohne Schläuche in den Atemwegen während der OP.

Bereits 106 thoraxchirurgische Patienten wurden nach dieser Richtlinie behandelt und genossen eine sehr gute nachoperative Erholung. Das macht dieses Vorgehen aus eigener Erfahrung zu einem sicheren Verfahren, niemand ist daran verstorben, kleinere thoraxchirurgische Eingriffe erfordern keinen Aufenthalt auf der Intensivstation.

Infrage kommen die Verfahren z. B. bei

  • atypische Keilresektion (Lungenbiopsie)
  • Pneumothorax-Operationen (geplatzte Lungenbläschen verhindern Atmung)
  • Talkumpleurodesen (Rippenfellergüsse erschweren die Atmung)
  • Mittelfeldzysten

In Deutschland bietet nur die Medizinische Hochschule Hannover und die Lungenklinik in Hemer Vergleichbares.

Hervorzuheben ist die innovative patientenbezogene Weiterentwicklung dieser Konzepte in Treuenbrietzen, auch angewandt auf größere (anatomische) lungenchirurgische Eingriffe.

Vergleichspatientin Thoraxchirurgie:

1. OP: Lungenbiopsie mit Vollnarkose (relativ kleiner Eingriff nicht nach ERAS):
Intensivstation und insgesamt 7 Tage Krankenhausaufenthalt  

2. OP:  Entfernung des re. Lungenlappens (großer Eingriff nach ERAS):
eine Nacht Intensivstation, insgesamt 6 Tage Krankenhaus

Über das Johanniter-Krankenhaus Treuenbrietzen

  • Fachklinik für Rheumatologie, Orthopädie und Rheumachirurgie
    (zertifizierte Rheumaeinrichtung, Schwerpunktzentrum Osteologie,
    Neuromuskuläres Zentrum)
  • Fachklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik
  • Fachklinik für Pneumologie, Thoraxchirurgie und Allergologie
    (zertifiziertes Lungenkrebs- und Thoraxzentrum)
  • Tageskliniken
  • Hauseigene Pflegeschule

Persönliches von Dr. Deborah Welte:

Oberärztin Dr. Deborah Welte

  • Fachärztin für  Anästhesie
  • Zusatzbezeichnung Spezielle anästhesiologische Intensivmedizin
  • Zusatzbezeichnung Suchtmedizinische Grundversorgung
  • Zusatzbezeichnung Diamorphingestützte Behandlung
  • Zusatzbezeichnung Transfusionsverantwortliche
  • Zertifizierte Gutachterin der Berliner Ärztekammer
  • Prüfärztin (GCP)
  • Klinische Risikomanagerin (HRM)
     
  • Seit 2014 im Johanniter-Krankenhaus Treuenbrietzen
  • Seit 2017 Oberärztin Thoraxanästhesie
  • Seit 2017 Entwicklung/Anpassung des Patient-Blood-Management-Programm für Johanniter-Krankenhaus Treuenbrietzen
  • 2018 NIVATS-Programm (nicht intubierte videoassistierte Thoraxchirurgie)
  • Bis 2019 komplette Anpassung ERAS-Konzept und Umsetzung in unserem Haus für Thoraxchirurgie und Rheumachirurgie durch Dr. Welte als federführende Hauptautorin erarbeitet

Kongressbeteiligungen und Referententätigkeit:

  • 2019 NIVATS-Poster in Salzburg für DGT-Tagung (D/Ö/CH)
  • 9.10.2020 DGT zum Vortrag als Onlinestream mit 2000 Zuschauer  
  • Juni 2021 bei der Vereinigung Bayerischer Chirurgen Vortrag über den Nutzen des NIVATS-Verfahrens für ERAS-Konzepte
  • September 2021: DGT in Erfurt 2 Vorträge über Nutzen des NIVATS-Verfahrens für ERAS-Konzepte und Unterschiede zwischen intubierten und nichtintubierten OP-Verfahren in der TCH (Foto)
  • Einladung zum AnaemidaDAY in Kopenhagen am 9.10.2021, hat sich um einen internationalen Anämieforschungspreis bei der Firma „Pharmacosmos“  beworben mit einer Studie, die hier in unserer Thoraxchirurgie durchgeführt werden soll.
    Der AnaemiaDAY ist der renommierteste internationale Kongress zum Thema Anämie.
  • Wahrscheinlich 2022 dort Vortrag über die Studienergebnisse „Früh-/präoperative Eisengabe bei diagnostizierter Eisenmangelanämie bei vermutetem oder bewiesenem Lungen-Karzinom“ als Fallkontrollstudie
  • Alle Studienprotokolle und Aufklärungsunterlagen für Patienten selbst erstellt mit Datenschützer des KH, das positive Ethikvotum der Landesärztekammer Brandenburg  erwarten wir in wenigen Tagen
  • Wird regelmäßig von anderen Kliniken Deutschlands zu Vorträgen und Kongressbeiträgen und Postern, auch mit Chefarzt Thoraxchirurgie, Dr. Olaf Schega, eingeladen (Regensburg, Erfurt) zu diesen Themen