13.09.2025 | Lilalu Ferienprogramme und Schulkooperationen

Brücken bauen durch Sprachen und Einfühlungsvermögen

Solin Ahmad ist vor acht Jahren aus Syrien geflüchtet, jetzt hat sie ihr Abitur in der Tasche und engagiert sich als eine von rund 300 Ehrenamtlichen beim Johanniter-Ferienprogramm Lilalu.

Manchmal reichen zwei Hände nicht aus: Wenn die 18-jährige Solin Ahmad über das Gelände unseres Ferienprogramms Lilalu im Münchner Olympiapark unterwegs ist, hat sie nicht nur ein Kind an jeder Hand, sondern mindestens drei bis fünf greifen nach ihren Fingern. Keine Frage: die Kinder lieben ihre Ferienbetreuerin.

Rund 6000 Kinder und Jugendliche besuchen jedes Jahr Ferienworkshops bei Lilalu. Betreut und angeleitet werden sie von Workshopleitungen, die je nach Gruppengröße von ein oder zwei ehrenamtlichen Betreuungskräften unterstützt werden – und wie die Kinder und Jugendlichen auch, haben diese unterschiedlichste kulturelle Hintergründe.

„Ich freue mich so sehr mit und für die Kinder, dass sie hier teilnehmen können“, sagt Solin. „Die Kinder in meiner Gruppe sind fünf bis neun Jahre alt. Als ich in ihrem Alter war, habe ich im Krieg gelebt.“ Die Kurdin floh 2017 im Alter von elf Jahren gemeinsam mit ihren Eltern aus Syrien nach München. Acht Jahre später hat sie nun ihr Abitur mit einem sehr guten Notendurchschnitt bestanden.

Ehrenamt als Wegweiser

„Ich wollte die freie Zeit nach dem Abitur mit etwas Sinnvollem füllen. Das Ehrenamt bei den Johannitern hilft mir, klarer zu sehen, wie mein Weg weitergeht“, sagt Solin. Ein Studium ist gesetzt – zwischen Humanmedizin, Zahnmedizin und Lehramt schwankt sie noch. Fest steht: Die Arbeit mit Kindern liegt ihr am Herzen. Seit vier Jahren gibt sie Schülerinnen und Schülern Nachhilfe in Mathematik, Englisch und Deutsch – einer Sprache, die sie erst vor wenigen Jahren zu lernen begonnen hat und die sie heute akzentfrei beherrscht.

Mehrsprachigkeit als Brücke

„Dass ich neben Deutsch auch Englisch, Französisch, Arabisch und Kurdisch spreche, ist hier bei Lilalu ein großer Vorteil“, so Solin. „Nicht alle Eltern verstehen Deutsch so gut wie ihre Kinder. Mehrsprachigkeit und auch das Verständnis für unterschiedliche Kulturen, helfen dann enorm.“ Die Erfahrungen von Flucht und Neubeginn hätten sie stark gemacht: „Am Ende liegt es an einem selbst und der eigenen Motivation, etwas zu erreichen. Diese Haltung möchte ich an die Kinder weitergeben.“

Wachsen im Workshop

Auch persönlich profitiert sie vom Engagement: „Es ist bereichernd zu sehen, wie Kinder in den Workshops wachsen, Selbstvertrauen gewinnen und sich über Erfolge freuen. Gleichzeitig trainiere ich hier meine Kommunikationsfähigkeit mit den unterschiedlichsten Menschen.“ Als leidenschaftliche Tänzerin freut sie sich besonders, dass sie den Ferienworkshop Dance Academy betreuen darf.

Die Lilalu-Teamleitung Karola Brandstetter fasst zusammen: „Die Vielfalt in unseren Workshops ist eine große Stärke. Die Kinder und die Ehrenamtlichen wachsen miteinander, unterstützen sich und entwickeln Vertrauen. Darauf sind wir stolz – denn genau so wird Integration lebendig.“

Integrationsminister Herrmann: „Erfolgreicher Beitrag für die gesellschaftliche Teilhabe“

Das Projekt hat auch das Bayerische Innen- und Integrationsministerium überzeugt. „Integration können wir als Gesellschaft nur gemeinsam meistern. Lilalu, das Bildungs- und Ferienprogramm der Johanniter, leistet auch 2025 einen erfolgreichen Beitrag für die gesellschaftliche Teilhabe von jungen Menschen mit Migrationshintergrund, sodass wir es in diesem Jahr gerne mit 76.000 Euro unterstützen“, erklärt Bayerns Integrationsminister Herrmann. Die rund 300 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien nach den Worten des Ministers echte Vorbilder im Bereich der Integration und der Vermittlung wichtiger gesellschaftlicher Werte: „Wenn die Kinder etwa gemeinsam eine Galavorstellung vorbereiten, ist das nicht nur eine tolle Teamleistung, sondern die Kinder lernen auch spielerisch wichtige Kompetenzen wie Respekt, Zusammenhalt und Fairplay.“