17.12.2025 | Lacrima - Zentrum für trauernde Kinder in München und Rosenheim

Gedanken zur Weihnachtszeit

Lacrima-Mitbegründer Tobias Rilling über Trauer an Weihnachten.

Das Kind im Stall – wahrscheinlich damals eigentlich ein unanständiger Ort für eine Geburt. Dort ist es nie sauber und hygienisch. Mist liegt herum, vermischt mit Stroh und Heu. Aber es wird immer wieder sauber gemacht – ausgemistet. Es ist auch immer ein typischer Stallgeruch in der Luft. Wenn du den Stall betrittst, strömt dir dieser Stallgeruch entgegen. Wärme durch die Körper der Tiere – Sommer wie Winter. Sie sind da – wann immer du kommst. Unser Herz ist auch nicht immer sauber und rein. Viel Mist ist da angewachsen. Und genau dahinein will Gott Mensch werden. Uns erreichen. Unser Herz reinigen und befreien, damit wir wieder sauber durch die Welt laufen können, unbeschwert, gewaschen, wie nach einem erholsamen Bad oder einer Dusche nach dem Sport. In mein Herz kommt neues Leben hinein. Ein Licht in die Dunkelheit des Stalls. Unscheinbar und abgelegen so ein Stall. Nur manchmal tauchen Menschen dort auf. Und plötzlich wird so ein Stall zum Ort der Begegnung. Hirten kommen und bestimmt einige Schaulustige. Durch Licht angezogen, durch einen Stern. Sogar Besucher einer anderen Bevölkerungsschicht – Weise, Könige. Sie werden sicherlich die Nase gerümpft haben. Aber sie ließen sich von dem Licht anziehen und von der Wärme. Auch sie vertrauten dem Stern, der sie scheinbar ins Abseits führte. Wir wissen, zuerst waren sie am Königspalast und fanden „den neuen König“ dort nicht. Wohin führt uns heute der Stern...?

Und dann sind da auch noch Unabwägbarkeiten und Schicksalsschläge. Etwa der Verlust einer geliebten Person. Durch einen Verkehrsunfall oder durch Krankheit oder dass ein Mensch sein Leben beendet… Und dann ist da in unseren Emotionen Chaos und ein krasser Kontrast zum Geschehen an Heilig Abend. Viele Fragen tauchen auf – warum und wieso mir.

Der Verlust eines geliebten Menschen wird an Weihnachten besonders schmerzhaft erfahren. Verzweiflung, vielleicht gepaart mit Wut und eine unendlich große Traurigkeit bringen uns und unser Leben aus dem Gleichgewicht. In einem Lied aus dem Gesangbuch heißt es: Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr uns weist…Wir können hier nur schwer mitgehen. Jedoch ist Vertrauen in die Gesetze des Lebens wichtig. Gegen alle Widrigkeiten, die das Leben erschweren. Offen zu sein für eine Stimmung wie sie vielleicht an Weihnachten immer wieder unser Herz verzückt, aber auch bedrückt, angesichts der klaren Tatsache, dass der Mensch so unwiederbringlich nicht mehr da ist. Und genau in diese Situation sind wir nicht allein. Wir spüren eine andere Form der Verbindung dadurch zu unseren geliebten Menschen. Und das kann wie Weihnachten sein. Behalten Sie sich diese Verbindung und suchen Sie nach ihr. Zünden Sie eine Kerze vor dem Bild des geliebten Menschen an oder legen Sie einen Zweig vom Christbaum auf das Grab. Sprechen Sie mit der vermissten Person und teilen sie Erinnerungen und vielleicht auch einen Wunsch, den Sie jetzt verspüren. Bitten Sie die Engel um Hilfe und bleiben Sie offen für die Wunder an Weihnachten.

Wir wünschen Ihnen eine gesegnete Weihnachtszeit! Und erinnern Sie sich, Sie sind nicht allein…