19.02.2022 | Dienststelle Ortsverband Aller-Leine

Wiederbelebung vor dem Altar

Zum ersten Mal in einer Kirche: Erste-Hilfe-Kurs am Kind mit 14 Teilnehmenden in St. Laurentius in Schwarmstedt

Sonnabendmorgen, kurz vor neun Uhr: Vor dem Altar liegen ein Baby im rosa Strampelanzug und ein nackter Männertorso. Aus Plastik wohlgemerkt. Die beiden gehören zur Ausstattung von Erste-Hilfe-Trainer Tomas Blunck von den Johannitern. Der 60-Jährige ist gerade dabei, unter der Kanzel von St. Laurentius in Schwarmstedt eine Leinwand und einen Beamer aufzustellen. In wenigen Minuten werden die ersten Teilnehmer des Erste-Hilfe-Kurses am Kind eintreffen, dann soll alles fertig sein. Für den ungewöhnlichen Austragungsort gibt es eine einfache Erklärung. Tomas Blunck: „In unserem Schulungsraum in der Johanniter-Dienststelle geht es nicht wegen Corona, da wird heute getestet und geimpft. Den Gemeindesaal der Kirche hat der Posaunenchor geblockt und zur Samtgemeinde können wir nicht, weil dort für eine Theateraufführung geprobt wird.“ Als Frank Richter, Pastor von St. Laurentius und außerdem Ortsverbandspastor der Johanniter in Schwarmstedt, von der Raumsuche erfuhr, bot er sofort die Kirche an. „Das ist doch das Normalste von der Welt“, sagt er. Außerdem würden Körper und Seele eine Einheit bilden, da seien eine Kirche mit dem Auftrag, sich um das Seelenheil der Menschen zu kümmern, und ein Erste-Hilfe-Kurs mit dem Ziel, Wissen um schnelle medizinische Hilfe zu vermitteln, doch eine ideale Kombination. Johanniter-Dienststellenleiter Marc Nieber nahm das Angebot dankbar an: „Es ist toll, dass wir den Interessenten für diesen besonderen Kurs nicht absagen mussten. Um das Erste-Hilfe-Wissen nicht zu vergessen, sollte ein Auffrischungskurs generell alle zwei Jahre besucht werden. Das gilt besonders für diejenigen, die mit hilfebedürftigen Menschen oder kleinen Kindern arbeiten.“

Und so treffen am Sonnabendmorgen zwölf Frauen und zwei Männer aufeinander, um sich in Erster Hilfe generell und in medizinischen Maßnahmen für Kinder und Säuglinge im Besonderen fortbilden zu lassen. Erzieherinnen aus Kindertagesstätten sind dabei, eine junge Frau, die demnächst für einen Tourismusanbieter in der Kinderbetreuung arbeiten möchte, genauso wie eine junges Paar, das in wenigen Wochen ein Kind bekommen wird. Mit Erste-Hilfe-Trainer Tomas Blunck treffen sie auf einen Ausbilder, der seit drei Jahren für die Johanniter arbeitet und dem die Erste Hilfe ein Herzensanliegen ist. „Jederzeit und unerwartet kann etwas passieren und dann ist es gut, wenn ihr in eurem Tun sicher seid“, sagt er. Seine wichtigste Botschaft an diesem Tag ist: „Nehmt eine Situation mit allen Sinnen wahr und handelt. Ihr könnt nichts falsch machen. Alles ist besser, als nichts zu tun.“ Dann geht es ins Detail. Wie geht eine Herz-Lungen-Wiederbelebung und was gilt es bei kleinen Kindern dabei zu beachten? Was muss ich tun, wenn das Kind etwas verschluckt und zu Ersticken droht? Wie lässt sich einem Kind bei einem Pseudokrupp-Anfall helfen? Und was ist bei einem Insektenstich im Rachenraum zu tun?

Tomas Blunck beantwortet alle Fragen. Coronabedingt muss er zumeist referieren, nur für die Herz-Lungen-Wiederbelebung am Säugling dürfen die Kursteilnehmer nach vorne kommen und an der kleinen Puppe im Strampelanzug üben. Am Nachmittag gehen alle mit einem Zertifikat und viel neuem oder aufgefrischtem Wissen nach Hause. Und dem vielleicht allerwichtigsten Rat des Erste-Hilfe-Trainers: „Mit einem Schmerz alleine zu sein, ist immer doof. Deshalb nie das Trösten vergessen.“

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