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03.04.2022 | Dienststelle Ortsverband Stedingen

Berner Johanniter bei Offshore-Konferenz

Jan Lutz diskutiert mit Fachleuten über Sicherheit in Windparks

Jan Lutz, Fachbereichsleiter Offshore Rescue and Medical Service der Johanniter-Unfall-Hilfe im Ortsverband Stedingen, saß bei der Online-Konferenz „Arbeitsschutz und Klimaschutz: Sicherheit in der Offshore Windindustrie“ des Bundesverbands der Windparkbetreiber Offshore (BWO) auf einem hochkarätig besetzten virtuellen Podium. Vergangene Woche diskutierte Jan Lutz mit Tobias Goldschmidt, Staatssekretär im schleswig-holsteinischen Ministerium für Energiewende, dem Referatsleiter Arbeitsschutz im Ministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit in Mecklenburg-Vorpommern, Dr. Jörg Fietz, dessen niedersächsischen Amtskollegen Stefan Pemp und der Geschäftsführerin Irina Lucke vom Unternehmen für Energieinfrastruktur Omexom. Das Grußwort sprach der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies, durch die Diskussion führte Stefan Thimm vom BWO. „Windenergie ist ein europäisches Friedensprojekt“, betonte Goldschmidt in einer Einleitung. „Es wird richtig was los sein in der Nordsee.“ Die Ausbauziele der neuen Bundesregierung, auch mit Blick auf die Energiesouveränität Deutschlands durch eine Verringerung der Abhängigkeit von Gas aus Russland, führen zu erheblichen Bauaktivitäten in der Außerordentlichen Wirtschaftszone (AWZ) in der Nordsee. Dafür sei ein Schutzkonzept notwendig, für das sich aber niemand zuständig fühle. Rettungsdienst ist Ländersache, die AWZ gehört aber zu keinem Bundesland. Bisher ist die Sicherstellung der Sicherheit der Arbeitnehmer Sache der Parkbetreiber. Der BWO fordert daher ein Bundesrettungsdienstgesetz für die AWZ, eine Forderung, der sich auch die Landespolitiker anschlossen.

Die Stedinger Johanniter beschäftigen aktuell mehr als 50 speziell ausgebildete Notfallsanitäter, die die Sanitätsstationen auf den Plattformen in den Windparks und die Offshore-Rettungshubschrauber des Partners Northern Helicopter besetzten. „Es ist unfassbar aufwendig, so viel qualifiziertes Personal zu finden und zu schulen“, erklärte Jan Lutz. Dabei sind die Johanniter noch in einer komfortablen Situation mit ihrem eigenen Offshore-Ausbildungszentrum am Campus Elsfleth der Johanniter-Akademie Niedersachsen/Bremen. Denn Offshore-Notfallsanitäter benötigen zahlreiche Sonderqualifikationen, vom HUET-Training bis Höhenrettung und vieles mehr. „Nicht entsprechend ausgebildetes Rettungspersonal kann da draußen eine Situation verschlimmern“, betonte Irina Lucke.

Mit dem Ausbau der Flächen weit vor der Küste steigen auch die Anforderungen, denn die weit entfernten Parks sind auch mit dem Hubschrauber nicht mehr in einer Stunde erreichbar. Möglich wäre zum Beispiel eine Hospitalplattform auf halber Strecke. Dass eine rettungsdienstliche Versorgung notwendig ist, steht außer Frage. „Wir haben da draußen bisher mehr als 5000 Behandlungen durchgeführt“, berichtet Jan Lutz. Arbeitsunfälle, vor allem aber internistische Vorfälle. „An Land geht man mit Magenschmerzen einfach zum nächsten Hausarzt. Da draußen gibt es nur meine Leute und die Verbindung über Telemedizin“, sagt Lutz.