Nur ein kleiner Piks für Kinder

„Hallo Maya“, sagt Doris Hagen und lässt die Zehnjährige und ihren Papa in die Impfkabine im Impfpunkt Brake der Johanniter-Unfall-Hilfe. „Ich bin Doris, und von mir bekommst du deine Impfung“, sagt sie und lächelt. Maya krempelt den Ärmel ihres T-Shirts hoch und setzt sich auf den Stuhl. Ihr Papa hockt neben ihr. „Soll ich dir erklären, was jetzt passiert?“, fragt er. Maya schaut ihn an und überlegt. Der Moment der Ablenkung hat gereicht, die Spritze gleitet schon wieder aus ihrem Arm. Gemerkt hat sie fast nichts. „Das war’s?“, fragt sie erstaunt. Doris Hagen nickt lächelnd. Die Johanniter starten im Impfpunkt Brake im Auftrag des Landkreises Wesermarsch mit der Impfung von Kindern von sechs bis elf Jahren gegen das Coronavirus SARS-CoV-2. Maya ist die erste, die sich in der Wesermarsch ihren Piks abgeholt hat.

Für ihre Eltern Sabine Heidenreich-Schulte und Dennis Heidenreich war früh klar: Wir lassen unsere Kinder impfen. Die Gefahr der Ansteckung in der Schule sei zu groß und nicht kontrollierbar, die Spätfolgen eine Infektion können gefährlich sein. „Wir arbeiten beide im medizinischen Bereich und wissen, wie wichtig die Gesundheit ist“, sagt Dennis Heidenreich. Vier Kinder haben die beiden, drei sind bereits vollständig geimpft. Maya bisher noch nicht, sie ist mit zehn Jahren zu jung für eine Impfung nach dem bis vor einigen Wochen bekannten Stand der Forschung. Das hat sich jetzt geändert, inzwischen steht ausreichend getesteter Impfstoff auch für Kinder zur Verfügung. „Noch länger wollten wir nicht warten“, erklären die beiden. Sie sind die ersten, die ihr Kind im Impfpunkt Brake der Johanniter-Unfall-Hilfe impfen lassen. Wichtig war, dass Maya einverstanden ist. Zwar hat sie ein bisschen Angst vor der Spritze, aber der kleine Piks ist harmlos gegen die Einschränkungen, die die Pandemie mit sich bringt. Keine Herumtoben auf dem Schulhof, keine Treffen mit Freundinnen, Sport nur mit Einschränkungen – das soll wieder anders werden, und das geht nur durch konsequentes Impfen gegen das tückische Coronavirus.

Zukünftig öffnet der Impfpunkt Brake jeden Donnerstag nur für Kinder. Dann lagert dort auch nur Impfstoff für Kinder, so dass Verwechslungen ausgeschlossen sind. Vorerst bis Ende März geht das so, dann sind Osterferien. „Danach sehen wir weiter“, sagt Cindy-Jeanette Busko vom Leitungsteam des Mobilen Impfteams Wesermarsch der Johanniter-Unfall-Hilfe. Die Johanniter sind in engen Kontakt mit dem Landkreis Wesermarsch und besprechen das weitere Vorgehen. Mit 40 Dosen für Kinder je Impftag starten die Johanniter. „Wir wissen nicht, wie groß der Beratungsbedarf der Eltern und auch der Kinder als Betroffene ist“, sagt Busko. Denn die Kleinen müssen ebenfalls einverstanden sein. Eine Spritze gegen den Willen der Kinder zu geben macht keinen Sinn und wird auch nicht funktionieren. „Auch die Kinder müssen überzeugt sein, und da hilft nur Aufklärung“, sagt die Johanniterin. Wenn es flott geht, wird die Zahl der Dosen erhöht. Das ist auch notwendig, denn schon jetzt sind die ersten Termine ausgebucht. Bei den Erwachsenen schaffen die Johanniter 100 bis 120 Impfungen pro Tag.

Drei Kinderärztinnen haben sich bereit erklärt, für die Aufklärungsgespräche zur Verfügung zu stehen. Sie kennen ihre kleinen Patienten und wissen, welche Sorgen sie drücken. An zwei Terminen haben die Kinderärztinnen keine Zeit, dann springen Allgemeinmediziner ein. Wer unbedingt ein Aufklärungsgespräch mit einer Kinderärztin möchte, soll bei der Terminvereinbarung nachfragen, bittet Cindy-Jeanette Busko. Termine können vereinbart werden unter Telefon 0421 80058055.

Maya hat den kleinen Piks, der ihr einen so großen Schutz vor Spätfolgen einer Corona-Erkrankung bietet, kaum bemerkt. Ein bisschen froh ist sie trotzdem, dass sie es überstanden hat, auch wenn Eltern und ihre drei Geschwister es schon vorgemacht haben. Für ihren Mut gibt es eine Belohnung. Gummibärchen und einen Kugelschreiber – natürlich in Form einer Spritze.