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03.12.2025 | Regionalgeschäftsstelle Köln

70 Jahre Kölner Johanniter

Wenn wir heute auf sieben Jahrzehnte Johanniter in Köln zurückblicken, tun wir das mit großem Stolz, tiefer Dankbarkeit und viel Bewunderung für all jene, die unseren Weg geprägt haben.

Dieses Jubiläum erzählt von Menschen, die 1955 hingeschaut, angepackt und gestaltet haben. Ein offizielles Gründungsdatum gibt es übrigens nicht – aus purem Pioniergeist heraus haben engagierte Menschen einfach begonnen zu helfen. Was als spontanes, beherztes Anpacken einzelner startete, wurde zu einer Erfolgsgeschichte, die bis heute das Gesicht unserer Region durch unseren jetzigen Regionalverband Köln/Leverkusen/Rhein-Erft prägt.

Unsere Wurzeln reichen 70 Jahre zurück, als erste Helfende mit viel Engagement den ersten Erste Hilfe Kurs in Köln organisierten. Ohne Auto, dafür mit der Straßenbahn, legten sie den Grundstein für einen Geschäftsbereich, der bis heute ein fester Bestandteil unseres Portfolios ist.

Ein bedeutender Meilenstein war 1962 die Anschaffung unseres ersten eigenen Krankenwagens – ermöglicht durch eine Spendenaktion, die der damalige Kölner Oberbürgermeister Theo Burauen unterstützte. Kurz darauf wurde uns ein kompletter Katastrophenschutz-Zug zugewiesen. Das Engagement der damaligen Helfenden war beeindruckend: ehrenamtlich und mit voller Überzeugung. So wuchs aus einem kleinen Kreis engagierter Freiwilliger Schritt für Schritt eine schlagkräftige, verlässliche Einheit – und eine feste Größe im rechtsrheinischen Köln.

1969 erhielten wir durch das großzügige Vermächtnis von Elfriede Stiel-Kersting unseren ersten eigenen Grundbesitz: das Gelände an der Frankfurter Straße 666 in Köln-Ostheim auf dem schon bald ein Gebäude mit Landesschule, Katastrophenschutz-Einheiten und einer modernen Funkleitstelle entstand. Hier schlug das Herz unserer Arbeit – und es schlägt bis heute in Form unserer Regionalgeschäftsstelle. 

Schon früh entwickelten sich aus Köln heraus Impulse, die später Landes- oder gar Bundesweit übernommen wurden.

Im Jahr 1984 wurde der Grundstein für den heutigen Auslandsrückholdienst, der letztes Jahr seinen 40. Geburtstag feierte, gelegt. Unsere fliegenden Intensivstationen wurden zum Rettungsanker für schwer Erkrankte, die sicher aus dem Ausland zurück nach Deutschland gebracht wurden. 

Doch Köln steht nicht nur für große Projekte in luftiger Höhe. Ende der 1980er Jahre wurde das Konzept des „Ersthelfers von morgen“ in Leben gerufen. Daraus entstand 1989 ein Erste-Hilfe-Büchlein mit liebevoll gestalteten Geschichten, das Kindern altersgerecht die Grundlagen der Ersten Hilfe vermittelte. Heute ist diese Idee längst fester Bestandteil der Erste-Hilfe-Ausbildung in ganz Deutschland. Jona und Joni – die beiden Handpuppen, die als Geschwisterpaar durch die „Welt des Helfens“ führen – haben bis heute unzählige Kinder erreicht, und das nicht nur in unseren zahlreichen Kindertageseinrichtungen. 

1996 entstand ein weiteres Herzensprojekt: die Übermittagsbetreuung an Kölner Grundschulen. Unter dem Motto „Schule von 8 bis 1“, unsere heutige offene Ganztagsbetreuung, unterstützen wir seither Familien in ihrem Alltag und schenken Kindern einen sicheren, fördernden Raum außerhalb des Unterrichts. Hausaufgaben, Spielen, Basteln – und immer mit dabei: unsere Werte des Helfens, Miteinanders und der Fürsorge. Auch in den Ferien stehen wir den Familien mit speziellen Aktionen zur Seite. 

Auch in Kölns fünfter Jahreszeit – dem Karneval – sind wir Johanniter seit jeher verlässlich zur Stelle. Mitte der 1990er Jahre setzten wir erstmals eine Fahrradstaffel ein, um die Karnevalszüge abzusichern – beweglich, schnell und stets mitten im Geschehen. Zwischen Weiberfastnacht und Rosenmontag, im bunten Trubel des „Kölschen Fasteleers“, waren unsere Helfenden im Dauereinsatz, um schnelle Hilfe zu leisten, wo sie gebraucht wurde. Was damals mit einer Fahrradstaffel begann, hat sich bis heute stetig weiterentwickelt: Heute sind wir neben Fußtrupps mit modernen Rettungsfahrzeugen sowie technisch vollausgestatteten Einsatzleitwagen unterwegs – immer mit dem Ziel, für die Sicherheit der Jecken zu sorgen und unseren Beitrag zu einem unbeschwerten Karneval zu leisten.

Doch nicht nur Frohsinn prägt unsere Geschichte: Beim Jahrhunderthochwasser 1995 waren wir Tag und Nacht im Einsatz. Mit hunderten Helfenden, tausenden Lunchpaketen, Litern an Heißgetränken und einem immensen Organisationsaufwand unterstützten wir Feuerwehr, THW und die Stadt Köln – ein Einsatz, der zeigt, was möglich ist, wenn viele gemeinsam handeln. Ebenso standen wir beim verheerenden Hochwasser im Sommer 2021 vom ersten Moment an bereit: Bereits seit der ersten Stunde waren unsere Helfenden im Dauereinsatz – bei Evakuierungen, in der Versorgung von Einsatzkräften und Betroffenen sowie bei der Koordination vor Ort. Und unser Engagement hält bis heute an: Im Rahmen der Hochwasserhilfe begleiten wir nach wie vor betroffene Menschen auf ihrem Weg zurück in den Alltag – mit Gesprächen, Angeboten zur psychosozialen Unterstützung und dem festen Versprechen, auch langfristig an ihrer Seite zu bleiben.

Auch in der Flüchtlingshilfe stehen wir Johanniter seit jeher verlässlich an der Seite der Menschen in Not. Bereits 2015, in der Hochphase der Flüchtlingsbewegung, haben wir schnell auf die Herausforderungen reagiert: Wir richteten Notunterkünfte ein, übernahmen Betreuungsdienste und sorgten für medizinische Versorgung, Verpflegung und soziale Begleitung geflüchteter Menschen. Dieses Engagement führten wir 2022 angesichts des Ukraine-Krieges nahtlos fort. Menschlichkeit kennt für uns keine Grenzen.

Aus kleinen Anfängen ist etwas Großes gewachsen: Aus dem einstigen Kreisverband Köln entwickelten sich im Laufe der Jahre zunächst der Kreisverband Erftkreis, der Ortsverband Brühl und der Ortsverband Frechen. Später wurden diese Strukturen im Regionalverband Köln/Erftkreis/Leverkusen zusammengeführt – ein Zusammenschluss, der heute als Regionalverband Köln/Leverkusen/Rhein-Erft besteht. Diese Entwicklung zeigt nicht nur unser kontinuierliches Wachstum, sondern auch unsere Fähigkeit, uns den gesellschaftlichen Herausforderungen flexibel anzupassen und unsere Kräfte sinnvoll zu bündeln.

Hintergrund: Der Regionalverband Köln/Leverkusen/Rhein‐Erft ist einer der größeren Verbände der JUH und verfügt über ein breiteres Portfolio. Er erstreckt sich über die Stadt Köln, den Rhein‐Erft‐Kreis sowie der Stadt Leverkusen. In Köln gibt es die JUH seit 1955. Heute engagieren sich rund 500 hauptamtliche und gut 300 ehrenamtliche Mitarbeitende im Verband. Zudem begleiten wir 38 Auszubildende auf ihrem Weg in den Beruf und bieten 63 jungen Menschen im Freiwilligendienst die Möglichkeit, sich sozial zu engagieren und wertvolle Erfahrungen zu sammeln.  

Zu unseren vielfältigen Angeboten zählen: Kindertageseinrichtungen, offene Ganztagsangebote in Schulen, Erste-Hilfe-Ausbildung, Notrufdienste, die ambulante Pflege, eine umfangreiche Seniorenberatung sowie unser ambulanter Hospizdienst und unsere Trauerbegleitung „NovoDia“. Als zweitgrößter "Blaulicht-Leistungserbringer" in der größten Stadt Nordrhein-Westfalens führen wir eine Vielzahl von Luft- und Bodengebundenen Einsätzen in der Notfallrettung durch. Qualifizierter Krankentransport, Einsatzeinheiten im Bevölkerungsschutz und eine Vielzahl von Sanitätsdiensten u.a. auch in der Kölner Lanxess-Arena repräsentieren unsere Kernkompetenz im Rettungsdienst und dem Bevölkerungsschutz. Mit unserer Hochwasserhilfe im Rhein‐Erft‐Kreis unterstützen wir die seit Juli 2021 die betroffenen Menschen in der Region. Als Besonderheit gelten die beiden an uns delegierten Aufgabenfelder für die gesamte JUH in Deutschland, der Auslandrückholdienst und die Melde- und Informationszentrale (MIZ). 

70 Jahre Johanniter in Köln – das ist nicht nur eine Zahl. Das ist die Geschichte von Menschen, die hingeschaut, angepackt und gestaltet haben. Die mutig neue Wege gegangen sind und bewiesen haben: Helfen hat viele Gesichter – und in Köln und Umgebung trägt es seit 1955 mit Stolz das Johanniter-Kreuz.

Wir danken allen, die diese 70 Jahre möglich gemacht haben!