26.05.2025 | Ev. Krankenhaus Bethesda Mönchengladbach

Fachtagung im Bethesda-Krankenhaus: Kinder in Krisen begleiten – zwischen Trauma und Trost

Wie lassen sich Kinder und Jugendliche in Ausnahmesituationen wie schweren Unglücksfällen, Gewaltereignissen oder einer lebensbedrohlichen Erkrankung eines Elternteils unterstützen? Diese zentrale Frage stand im Mittelpunkt einer interdisziplinären Fachtagung am Evangelischen Krankenhaus Bethesda der Johanniter. Eingeladen waren haupt- und ehrenamtlich tätige Fachkräfte, die in ihrem Alltag mit Kindern und Jugendlichen arbeiten – aus Medizin, Pflege, Notfallseelsorge, Psychologie und pädagogischen Bereichen.

Dr. Christoph Sippel, Leiter des Onkologischen Zentrums und Chefarzt der Klinik III – Onkologie, Hämatologie und Palliativmedizin am Bethesda-Krankenhaus, eröffnete die Veranstaltung mit einem klaren Appell: „Palliativmedizin darf die Familie nicht aus dem Blick verlieren. Kinder und Jugendliche sind nicht nur indirekt betroffen – sie sind oft selbst tief verunsichert und emotional belastet.“ Gerade für junge Menschen sei der Umgang mit schwerer Krankheit oder Tod in der Regel Neuland – eine sensible, offene und altersgerechte Begleitung sei daher unerlässlich.

Ein besonderer Höhepunkt der Tagung war der Beitrag von Prof. Dr. Harald Karutz, Professor für Psychosoziales Krisenmanagement an der MSH Medical School Hamburg. Er gab einen wissenschaftlich fundierten und zugleich praxisnahen Überblick über die Bedürfnisse von Kindern in Krisensituationen. „Kinder müssen wissen: Ich darf fragen, ich darf traurig sein, ich darf Hilfe suchen“, betonte Karutz. Schweigen oder Tabuisierung erschwere die Verarbeitung und könne langfristige seelische Belastungen zur Folge haben. Offenheit, individuelle Formen der Trauer und der Erhalt von Alltag und Stabilität – etwa durch den Schulbesuch oder sportliche Aktivitäten – seien entscheidend für die Resilienz der jungen Betroffenen.

Im zweiten Vortrag beleuchtete Iris Wittrin, Psychoonkologin am Bethesda-Krankenhaus, den Umgang mit Kindern schwer erkrankter Eltern. Allein in Deutschland werden jährlich etwa 50.000 minderjährige Kinder mit der Krebsdiagnose eines Elternteils konfrontiert – ein Umstand, der häufig mit Unsicherheit, Angst und Überforderung einhergeht. „Kinder zeigen sehr unterschiedliche Reaktionen – von Rückzug bis Aggressivität. Wichtig ist, diese Signale ernst zu nehmen und ihnen altersgerechte Erklärungen zu geben“, sagte Wittrin. Frühzeitige Information, systematische Erfassung der Familiensituation und niedrigschwellige Unterstützungsangebote im Akutkrankenhaus könnten maßgeblich zur Entlastung beitragen.

Die Tagung machte deutlich: Der Bedarf an qualifizierter psychosozialer Begleitung von Kindern in Krisen ist groß. Das Bethesda-Krankenhaus setzt mit dieser Veranstaltung ein wichtiges Zeichen für ein interprofessionelles Verständnis und sensiblen Umgang in der Kinderschutz- und Palliativarbeit.