Vom Zivildienstleistenden zur Einrichtungsleitung
// Luis Rulle arbeitet als Einrichtungsleitung im Johanniter-Stift Berlin-Johannisthal
„‘Was, du bist Krankenpfleger? Wie kommst du denn darauf? Du hättest doch was anderes machen können …‘ Solche Sprüche hörte ich häufig, wenn ich ehemalige Schulkameraden wiedertraf. Ich fand das ganz schön unverschämt. Warum musste ich mich für einen Beruf rechtfertigen, der mir persönlich so viel gebracht hat?
Eigentlich wollte ich nach dem Abitur etwas Kreatives studieren. Ich dachte an Industriedesign und machte ein Praktikum bei einem Unternehmen. Dort fiel ich jedoch aus allen Wolken. Es gab überhaupt keinen Raum für Kreativität! Und noch schlimmer: Der soziale Faktor fehlte total. Es gab dort einen Kollegen, der Vater geworden war. Er machte gute Arbeit, doch nun litt er an Schlafentzug und konnte nicht mehr performen. Man warf ihn kurzerhand raus. Ich fand das unmöglich – und war am Boden zerstört. Das war nichts für mich, doch ich wusste auch nicht, was ich sonst tun sollte.
Zur selben Zeit flatterte die Einberufung zur Bundeswehr in meinen Briefkasten. Mein Antrag auf Kriegsdienstverweigerung wurde anerkannt, sodass ich stattdessen Zivildienst bei einer Hilfsorganisation ableisten konnte. Als Alarmfahrer war ich z.B. für den Transport von Blutpräparaten oder Spenderorganen zuständig. Manchmal fuhr man am Flughafen gleich ans Flugzeug heran. Ein aufregender Job, bei dem ich gleichzeitig das Gefühl hatte: Du bewirkst hier etwas! Mir wurde klar: Ich will etwas machen, das sich sinnvoll anfühlt! Also verlängerte ich meinen Zivildienst – und kam zu den Johannitern im Regionalverband Münsterland/Soest. Nach dem Zivildienst habe ich sogar acht Jahre lang als Barkeeper in der Johanniter-Akademie in Münster gearbeitet!
Schließlich entschied ich mich für eine Ausbildung zum Krankenpfleger im Krankenhaus. Dort hat mich vor allem die Arbeit in der Notaufnahme geprägt. Da war der 20-jährige Junge, der mit Grippe Fußball gespielt hatte und an Herzversagen starb. Den Schrei seiner Mutter werde ich nie vergessen! Doch es gab auch Erfolgserlebnisse. Menschen, die wir reanimieren konnten kamen wieder und bedankten sich. ‚Ihr habt mir das Leben gerettet!`
Ich mochte meinen Job als Krankenpfleger, doch es kam ein Moment, als ich mir dachte: ‚Es muss irgendwie weitergehen.‘ Ich entschloss mich dazu, Pflege- und Gesundheitsmanagement zu studieren. Aus meiner Zivi-Zeit hatte ich noch Kontakt zu den Johannitern. Ich wurde in meinem Vorhaben bestärkt, und mehr noch: Man stellte mir beim Bewerbungsgespräch für ein zweijähriges Traineeprogramm in Aussicht, nach dem Abschluss eine Einrichtung in Berlin mit aufzubauen zu können. Das hörte sich super an! Als Einrichtungsleiter bin ich beruflich heute genau dort, wo ich immer sein wollte.“