Armin
// Armin arbeitet als Pflegeassistent im Johanniter-Stift Berlin-Johannisthal.
„Vor 24 Jahren ist die Einarbeitung in der Pflege noch anders gewesen – bei mir zumindest. Ich wurde direkt ins kalte Wasser geschmissen. Aber rantasten musste ich mich nicht. Ältere Menschen zu pflegen war etwas Natürliches für mich – und das obwohl ich zuvor nie wirklich viel mit älteren Menschen zu tun hatte. Dass ich von den Bewohnerinnen und Bewohnern so wertgeschätzt werde – ich komme ja als Wildfremder in deren Leben – freut mich nach all den Jahren immer noch.
Ich mache jeden Blödsinn mit, da bin ich völlig schonungslos. Wenn wir zum Beispiel das Radio auf der Arbeit anschmeißen und ein cooles Lied läuft, dann hält mich nichts mehr. Ich fange dann schon mal mitten auf dem Flur an zu tanzen, am besten mit einem Bewohner oder einer Bewohnerin. Ich bin gerne für jeden Spaß zu haben. Denn seien wir doch mal ehrlich: Wir wissen nicht, was in fünf Minuten passiert und auch nicht, was morgen passiert. Wir können so vieles nicht kontrollieren, auch wenn wir uns noch so sehr den Kopf zerbrechen. Das Leben interessiert das alles wenig – das kommt einfach, wie es kommt.
Deswegen bleibe ich lieber spontan und lasse Dinge auf mich zukommen. Da hat man mehr Spaß! Und hat Zeit für die wirklich wichtigen Sachen. Jeder hat ja sein Päckchen zu tragen. Doch wie es auch kommt: Man muss stets versuchen, das Beste draus zu machen.“
„Im hohen Alter vergisst man viele Sachen – aber, wenn ich mal einen Tag nicht da bin, das vergessen sie nicht! Meistens werde ich dann mit einem: ‚Wo bist du denn gewesen, ich habe dich gestern vermisst!‘ begrüßt. Da kann man seine eigenen Sorgen leicht vergessen.
Berührungsängste habe ich aber auch so nicht – ich lasse mir lieber spontan etwas einfallen als ewig rumzujammern. So wie die Sache mit dem Weihnachtsmann zum Beispiel – die ist auch aus der Not heraus entstanden. Das Ganze hat mit Corona angefangen. Man durfte ja nicht mehr zusammen feiern – da hatten meine Kinder kein richtiges Weihnachten mehr. Und die Nachbarskinder auch nicht! Also habe ich mich kurzerhand in ein Kostüm geschmissen und auf unserem Hof den Weihnachtsmann einberufen. Während ich ihre Geschenke aus dem Sack geholt habe, sind die Kinder alle an den Fenstern gesessen und haben gewunken. Dann durften sie sich alle ihr Geschenk im Hof abholen.
Nun ist die Pandemie vorbei, aber ich bin immer noch der Weihnachtsmann geblieben. Der einzige Unterschied ist nur, dass die Kinder nun zu mir kommen und mir Gedichte aufsagen oder Lieder vorsingen.“
„Ich hatte früher genau drei Dinge auf meiner Liste stehen: Ich wollte eine Frau, Kinder und ein Haus. Das Haus steht zwar noch auf der Liste – aber das brauche ich gar nicht mehr. Ich bin einfach nur dankbar für meine Familie. Und unsere kleine Malteserdame Mira, die unsere Familie perfekt ergänzt und immer auf Trab hält. Das ist schon viel mehr, als ich mir wünschen kann. Man denkt ja irgendwie, wenn man erwachsen wird, bleibt die Zeit stehen. Aber das Leben geht immer weiter – und ich bin mit jedem meiner Kinder selbst nochmal gewachsen.
Wie schnell die Zeit vergeht, merkt man auch erst so richtig, wenn man die eigenen Kinder heranwachsen sieht. Und wenn ich mir meine beiden so ansehe, komme ich aus dem Staunen eigentlich gar nicht mehr heraus. Sie sind in ihrem Alter schon so viel weiter als ich es war. Mein Großer steuert jetzt schon Richtung Abitur und meine Kleine ist zwar gerade erst eingeschult worden, liest aber jetzt schon wie eine Weltmeisterin.
Meine Frau und ich, wir arbeiten beide hier im Haus – wenn auch immer mit entgegengesetzten Diensten. Da ist die Zeit, die einem gemeinsam bleibt, kurz. Aber wenn wir dann mal beide frei oder Urlaub haben, dann genießen wir das auch. Gerade weil es so selten ist. Ich denke, das ist eine wichtige Sache: Wirklich zu genießen, was man zusammen hat und die Zeit voll auszunutzen.
Wenn ich meinen Kindern etwas mit auf ihren Weg geben will, dann ist es genau das: Dass sie wirklich lernen wertzuschätzen, was ihnen gegeben ist. Ich brauche keinen Luxus oder viel Geld, um glücklich zu leben. Gesund zu sein und Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden zu haben, ist für mich alles was zählt.“