Natascha

// Natascha arbeitet als Pflegedienstleitung im Johanniter-Stift Berlin-Tegel.

„Als ich klein war, gab es bei uns an Weihnachten eine Tradition: Die Kinder mussten am 23. das Haus verlassen und durften erst an Heiligabend wiederkommen, wenn alles geschmückt und vorbereitet war. Ich habe einen großen Bruder, der damals schon ausgezogen war. Oft kam ich dann für eine Nacht zu ihm. Er arbeitete als Pfleger, und wenn er Dienst hatte, nahm er mich mit zur Arbeit oder meine Eltern fuhren mich gleich dorthin. So habe ich schon als Kind die Pflege kennengelernt. 

Nach der Schule überlegte ich, was ich machen sollte. Mit 16 ist das keine leichte Entscheidung! Schließlich kamen 2 Dinge in Frage: Krankenschwester oder Polizistin. Ich bewarb mich für den mittleren Dienst bei der Polizei. Doch Frauen hatten es damals bei der Polizei nicht gerade leicht. Und als ich einen Ausbildungsplatz an der Charité in Aussicht hatte, entschied ich mich, Krankenschwester zu werden. 

Es war eine aufregende Zeit, ich habe wirklich viel gesehen. Mit 18 kam ich u.a. auf die pädiatrische Station und auf die Onkologie Station. Da lagen Kinder und Jugendliche, die nie mein Alter erreichen würden oder junge Erwachsenen, Menschen die mitten im Leben standen, gerade Eltern geworden waren, beruflich Karriere machten. Das lässt einen nochmal anders aufs Leben schauen. Wenn Menschen, die dem Tod geweiht sind, dir sagen, wie schön es eigentlich ist, nur in den Himmel zu gucken, das Vogelzwitschern zu hören, einen Sonnenaufgang zu sehen und dass Geld nun keine Rolle mehr spielt, da man sich Gesundheit und Glück eben nicht kaufen kann … Für mich haben diese Dinge seitdem eine ganz andere Qualität. Wenn ich heute einen Sonnenuntergang sehe, erfüllt mich das innerlich. Heute bin ich froh, diesen Weg gewählt zu haben.“

„Ich bin in Westberlin groß geworden – zu der Zeit, als die Mauer noch stand. Wir hatten Verwandtschaften im Osten, die wir regelmäßig besuchten. Das war immer wie ein Ausflug in eine andere Welt. Da gab es die berühmte Wochenenddatsche, mit Pool im Garten. Wir hörten Pittiplatsch-Schallplatten, tranken Club-Cola, die ganz anders schmeckte, als unsere… Alles war irgendwie anders, die Möbel, die Fassaden. Vor allem aber das Licht! Die Straßenlaternen waren aus Holz, hatten oben so eine runde Form, wie ein länglicher Tropfen und waren nicht so hell wie die im Westen. Das war eine ganz besondere Stimmung, und wir mussten ja abends immer zurück. Vor Mitternacht an der Grenze sein. Ich schlief auf der Rückbank und wurde dann von den Grenzbeamten geweckt.

An den Tag, als die Mauer fiel, erinnere ich mich auch noch. Ich war sieben und mit meiner Babysitterin alleine zu Hause. Wir konnten das überhaupt nicht fassen. Und dann ging die Telefonkette los. ‚Die Mauer ist gefallen! Wir fahren hin, wir treffen uns!‘

Hin ging es noch, aber dann waren da Massen von Menschen! Auf dem Rückweg hatte mein Vater Angst, ich würde in der U-Bahn erdrückt werden. Und keiner konnte glauben, dass es wirklich passiert war! Und dann gab es überall in Berlin Feste, wo man gemeinsam gefeiert hat. Wenn ich heute so durch Berlin laufe und sehe, was sich seitdem verändert hat, was alles gebaut wurde, das ist schon Wahnsinn!“

„‘Was? Du arbeitest in Vollzeit, und das mit Baby?‘ Familie und Beruf – für viele ist das eine organisatorische Frage. Für uns war es eher eine finanzielle. Ich hatte Glück, denn in Berlin gibt es ausreichend Krippenplätze – wir bekamen einen, ohne lange warten zu müssen. Auch aus der Familie hatten wir Unterstützung. Und so war es selbstverständlich, dass mein Mann Elternzeit nahm und ich nach dem Mutterschutz wieder arbeiten ging. Natürlich mussten mein Mann und ich uns gut organisierten und viele Termine abstimmen, damit es beruflich und privat funktionierte. So habe ich es auch geschafft, unseren Sohn voll zu stillen, obwohl ich Vollzeit im Job war. Ich erinnere mich an Momente, in denen unser Gefrierfach voll mit eingefrorener Muttermilch war. 

Als der Kleine dann 8 Monate alt war, machte ich die Eingewöhnung in der Krippe. Zur selben Zeit legte ich einen Jobwechsel hin: Das war mein Start als Pflegedienstleitung bei den Johannitern! Die Menschen in unserer Einrichtung kennen meinen Sohn also schon, seitdem er ein Baby ist. Ich bin sehr dankbar für die Unterstützung und dafür, so ein familienfreundliches Unternehmen gefunden zu haben. Kind und Karriere sind möglich, wenn alle an einem Strang ziehen! Heute ist mein Sohn 12 und geht auf ein Gymnasium, er wird als sozialkompetent, freundlich und kommunikativ beschrieben. Rückblickend alles richtig gemacht!“