Vanessa und Hana
// Vanessa ist als Pflegedienstleitung und Hana als Pflegefachkraft im Johanniter-Stift Buseck tätig.
Als Vanessa und Hana sich zum ersten Mal begegnen, können sie einander so gar nicht leiden. „Die hat aber eine große Klappe!“ denkt Vanessa. Hana denkt genau dasselbe. Wenn sie heute an diesen Tag zurückdenken, müssen sie beide lachen. Seit elf Jahren sind sie beste Freundinnen. „Wir sind uns einfach total ähnlich“, lacht Vanessa. „Vielleicht ist das auch der Grund, warum wir uns am Anfang so gar nicht mochten.“ Zum Glück verfliegt dieser erste Eindruck schneller, als die beiden es sich jemals hätten vorstellen können.
Es ist der Job, der Hana und Vanessa zusammenbringt. Vor knapp elf Jahren fängt Hana als Pflegefachkraft im Johanniter-Stift Buseck an. Vanessa ist schon seit ein paar Jahren hier. Dass aus der unsympathischen Kollegin im Handumdrehen die beste Freundin wird, haben sie einer gemeinsamen Leidenschaft zu verdanken: Hana und Vanessa lieben Hunde. Beim gemeinsamen Gassi gehen stellen sie fest, dass nicht nur die Hunde, sondern auch sie beide sich blendend verstehen. Ein Kaffee führt zum nächsten: Vanessa und Hana merken, wie viel sie gemeinsam haben, und sind schon bald unzertrennlich.
Heute hat Vanessa drei Hunde, genauso wie Hana. Hanas Spinone-Hündin Wilma darf sogar mit auf Station – denn sie ist als Therapiehündin ausgebildet. Wie auch Spencer, Vanessas Golden Retriever. Beide sind in der Einrichtung großgeworden und fühlt sich hier wie zuhause. Am liebsten läuft er von Zimmer zu Zimmer, lässt sich streicheln und freut sich über die Leckerlis, die ihm zugesteckt werden. Das macht nicht nur Spencer, sondern auch die Bewohnerinnen und Bewohner glücklich.
Die Hunde sind aus Hanas und Vanessas Leben nicht wegzudenken. Genauso wenig, wie die eine aus dem Leben der anderen wegzudenken ist.
„Wir haben viel zu lange aufeinander gewartet“, finden Vanessa und Hana.
Wahre Freundschaft ist, wenn man morgens auf einen Kaffee vorbeikommt und sich bis zum Abend verquatscht. Wenn man nicht mehr panisch durch die Wohnung rennt und aufräumt, um der anderen etwas vorzumachen. Wenn man gemeinsam auch mal nichts macht und sich trotzdem wohlfühlt. So ist es bei Hana und Vanessa. Gleich und gleich gesellt sich gern, heißt es in einem Sprichwort. Ein anderes behauptet: Gegensätze ziehen sich an. Bei Hana und Vanessa trifft beides zu.
Denn Vanessa ist ein Morgenmensch und Hana eine absolute Nachteule. Das ist auch der Grund, warum sie seit jeher im Nachtdienst arbeitet. Hana liebt es, wach zu sein, wenn alle schlafen. Sie mag keinen Lärm und kein Gewusel. Wenn abends ihre Schicht beginnt, ist der Trubel schon vorbei. Sie kann sich für die Bewohnerinnen und Bewohner Zeit nehmen, alles in Ruhe angehen. Ins Bett geht Hana, wenn die meisten aufstehen. Und am Nachmittag, wenn viele noch bei der Arbeit sind, hat sie Zeit für sich und ihre Hunde.
Vanessa hingegen steht gern früh auf. Am liebsten kommt sie langsam in den Tag, geht mit den Hunden spazieren und genießt es, am Vormittag ein wenig Zeit für sich zu haben. Als Wohnbereichsleiterin hat sie gern die Nachmittagsschicht übernommen. Seit kurzem leitet sie den Pflegedienst und startet nun immer morgens ihren Dienst.
Auch wenn die beiden sich auf der Arbeit meistens verpassen, denken sie gern an die eine gemeinsame Nachtschicht zurück: „Das war lustig“, tönen sie im Chor. In ihrer Freizeit unternehmen Hana und Vanessa umso mehr gemeinsam. Seitdem sie sich kennen, fahren sie auch einmal im Jahr zusammen in den Urlaub: ein bunt gemischtes, sechsköpfiges Rudel und zwei Freundinnen, die dankbar sind, einander gefunden zu haben.
So gut Hana und Vanessa sich verstehen, so leidenschaftlich können sie diskutieren. Dass sie sich ähnlich sind, steht außer Frage. Doch echte Freundschaft bedeutet eben auch, dass man nicht immer einer Meinung sein muss.
„Ich verstehe nicht, was du daran findest – das ist doch alles nicht echt“, platzt es auch Hana heraus. Sie meint Vanessas Leidenschaft für Wrestling. Seit Jahren schon ist Vanessa ein Riesenfan. Sie liest liebend gern die Biographien der Athleten, hat unzählige Merchandiseartikel und DVDs im Schrank und ein Abo für einen Streamingdienst, auf dem ausschließlich Wrestling-Shows laufen.
Nach all den Jahren ist Hana immer wieder aufs Neue überrascht darüber, wie sehr Vanessas Augen leuchten, wenn sie von den Kämpfen schwärmt. Vanessa mag die Leidenschaft, mit der die Wrestler in den Ring steigen, mag die Storys und die Athletik und das Drumherum – die große Show, die man geboten bekommt. Dass der Sieger von vorne herein feststeht, macht ihr gar nichts aus.
Auch Hana hat ein besondere Hobbies: Sie malt, fotografiert und fertigt die eigenen Halsbänder an. Ihr Lieblingsmotiv sind Hunde, meistens ihre eigenen: @johanka_and_the_girls. Auch ihre Katze Rosalie wird hin und wieder zur Muse. Als Teenager hat Hana mit dem Gedanken gespielt, Kunst zu studieren. Nach einem Praktikum im Krankenhaus entschied sie sich jedoch dazu, Krankenschwester zu werden. Heute malt sie in ihrer Freizeit, am liebsten nachts, wie es sich für eine Nachteule gehört.
Ob sie sich nun einig sind oder nicht, ob sie diskutieren, zusammen lachen oder mit sechs Hunden im Gepäck in den Urlaub starten – genervt voneinander sind Hana und Vanessa nie. Sie sind immer füreinander da. „Sie ist mein Gegenstück“, sagt Hana. Vanessa nickt. „Und sie ist meins!“