Stefanie

Stefanie arbeitet als Auszubildende im Johanniter-Stift Köln-Flittard.

Es war keine Floskel!

„Bei der Aussage ‚Ihre Akte bleibt auf dem Tisch, wir melden uns, wenn etwas frei wird!‘ habe ich nur gedacht: Na klar, als ob. Ich habe wirklich nicht damit gerechnet, jemals wieder von den Johannitern zu hören. Denn ich hatte mich schon so oft irgendwo beworben und nur Absagen kassiert. Wenn ich überhaupt mal zum Vorstellungsgespräch eingeladen wurde. Der Grund war offensichtlich: Ich bin eben alleinerziehend. Das habe ich immer offen kommuniziert. Für viele Arbeitgeber war es da schon vorbei. Ich sei in meinen Arbeitszeiten eingeschränkt, zu unflexibel. Und was, wenn das Kind mal krank ist?

Nach Colins Geburt war ich fast sechs Jahre lang zuhause. Schon in der Schwangerschaft war klar, dass ich mein Kind alleine großziehen werde. Ich habe mich damals aus einer schwierigen Beziehung gelöst. Es war mir wichtig, Colin ein liebevolles und stabiles Zuhause zu geben. Dafür bin ich gern für ein paar Jahre in Elternzeit gegangen. Doch als Colin dann im Kindergarten war und ich wieder ins Berufsleben einsteigen wollte, habe ich einfach nichts gefunden. Eigentlich bin ich Einzelhandelskauffrau. Vor Colins Geburt habe ich als stellvertretende Hausdame in einem Hotel gearbeitet. Doch nun traute mir niemand die Schichtarbeit zu.

Das ging jahrelang so. Ich war wirklich verzweifelt, mir gingen die Ideen aus. Zu dieser Zeit hat meine Cousine ihr Krankenschwester-Examen gemacht. Sie schwärmte davon, wie lustig es mit den anderen Schwestern auf Station ist. ‚Komm doch zu uns!‘ schlug sie vor. ‚Um Gottes Willen!‘ dachte ich. Doch dann kam ich ins Grübeln. Ins Krankenhaus wollte ich nicht. Aber Altenpflege, das konnte ich mir vorstellen. Also bewarb ich mich bei den Johannitern. Als 6 Wochen nach dem Gespräch der Anruf kam, konnte ich es gar nicht fassen. Es war keine Floskel! Sie haben meine Akte wirklich auf dem Tisch gelassen. Ich habe mich riesig gefreut! Und natürlich sofort zugesagt.“

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Das Rauschen, der Geruch von Salzwasser, die Weite

Eine Frau in einer Parkanlage. Sie hat lange rötliche-blonde Haare und blickt seitlich vom Fotografen weg.

„Mein Leben ist ausgefüllt, mir fehlt nichts. Ich bin glücklich, so wie ich bin. Auch, wenn manche mir das nicht abkaufen. Nach einem Partner suche ich nicht. Auch wenn man natürlich niemals NIE sagen sollte…

Ich hatte in der Zwischenzeit zwar wieder eine Beziehung, doch die Vorstellungen sind zu sehr auseinandergegangen. Als alleinerziehende Mama hat man eben viel Verantwortung und man ist eingespannt. Für mich kam es nicht in Frage, Colin jedes Wochenende zu meiner Mutter zu geben, um ‚frei‘ zu haben. Schließlich sind wir eine Familie. Und ich wollte mir auch nicht in meine Erziehung reinreden lassen. Ich habe immer intuitiv gewusst, was richtig für mich und meinen Sohn ist.

Heute ist Colin ein toller Elfjähriger, wir verstehen uns prima, in der Schule läuft alles gut. Wir haben immer viel zusammen unternommen. Als Teenager habe ich Fußball gespielt, dieses Talent hat Colin nicht geerbt. Aber er fährt begeistert Wasserski und seit er klein ist, fahren wir mindestens einmal im Jahr in den Urlaub.

Nach einer Mutter-Kind-Kur vor vielen Jahren habe ich festgestellt, wie gut uns das tut. Also habe ich das ganze Jahr über gespart, damit wir zusammen verreisen können, zum Beispiel in den Centerpark. Seit neuestem ist unser Lieblings-Reiseziel aber Kroatien. Der Mann meiner Cousine kommt von dort, seine Familie besitzt ein Haus, wo wir uns treffen und gemeinsam Urlaub machen. Das ist wirklich wunderbar! Das Meer war für mich schon immer ein besonderer Ort. Das Rauschen, der Geruch von Salzwasser, die Weite … Für mich der reinste Seelenbalsam! Hier, in der Stadt, ist die Sicht ja immer blockiert, man fühlt sich gefangen. Doch wenn ich die Füße ins Meer halte, ist es, als würde die ganze negative Energie rausgesaugt werden. Einfach herrlich!“

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Mein Team hat mich total darin bestärkt

Eine Frau mit lange rötliche-blonde Haare lächelt eine Person mit grauen Haaren an, deren Hnterkopf angeschnitten und verschwommen von hinten zu sehen ist

„Als die Pflegedienstleitung mich fragte ‚Und, wann fangen Sie an?‘, schaute ich ganz schön verdutzt. Ich war ja nur zum Probearbeiten dagewesen. Kaum zu fassen, dass man mir gleich im Anschluss einen Job anbot! Dass ich meinen Sohn Colin allein großzog, war bei den Johannitern gar kein Thema. Für mich war das eine ganz neue Erfahrung. Denn alle vorherigen Bewerbungen waren genau daran gescheitert.

Hier konnte ich Colin einfach mit zur Arbeit bringen, wenn es nicht anders ging. Eine Zeit lang habe ich ihn regelmäßig mit zum Spätdienst genommen, nur für ein paar Stunden, bis meine Mutter ihn nach der Arbeit abholen konnte. Er konnte im Dienstzimmer malen, fernsehen oder beim Wagen schieben helfen. Alle hatten ein Auge auf ihn und ich musste mir überhaupt keinen Kopf machen. Natürlich ist es auch für die Bewohnerinnen und Bewohner toll, wenn ein Kind zu Besuch ist. Colin kannte bald alle im Haus. Er wurde von allen Seiten betüdelt und hat die Zeit hier sehr genossen. Viele erinnern sich bis heute an ihn und fragen, wie es in der Schule läuft.

Ich bin sehr dankbar, diese Stelle gefunden zu haben. Ich habe einen erfüllenden Job und kann ohne Sorgen mein Kind großziehen. Nach 5 Jahren als Pflegehelferin hat für mich nun ein neues Kapitel begonnen. Ich habe endlich den Mut gefasst und die Ausbildung zur Pflegefachkraft angefangen. Mein Team hat mich total darin bestärkt. Nochmal die Schulbank drücken. Etwas mulmig ist mir schon, es ist ja so lange her. Aber es ist wirklich eine tolle Chance. Dank dem Förderprogramm WegebAU wird mein Azubigehalt aufgestockt – so kann ich weiterhin für unsere kleine Familie sorgen. Nur was ich mit den freien Wochenenden machen werde, weiß ich noch nicht. Aber da fällt mir sicher noch was ein!“

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