Mandy
// Mandy arbeitet als interne Qualitätsbeauftragte im Johanniterhaus Johann Sebastian Bach in Salzgitter.
„Warum ich Cheerleading so liebe? Man ist nur so stark, wie der Schwächste im Team – ohne den anderen geht es nicht. Das ist nur einer der Gründe, warum ich es so liebe: Bei dieser Teamsportart hat man keine andere Wahl als einen starken Charakter zu bilden. Cheerleading hat mich 16 Jahre meines Lebens begleitet. Dieser Sport hat mir alles gegeben: Ich war Teil einer Gemeinschaft – Teil eines Teams, mit derselben Leidenschaft, derselben Hingabe und demselben Ziel. Ich habe Freundschaften fürs Leben gefunden, echtes Teamgefühl erfahren, Erfolge gefeiert und gelernt, mit Niederlagen umzugehen. Durch das Cheerleading habe ich gelernt, an meine persönlichen Grenzen zu gehen – und die Lektionen, die ich im Sport gelernt habe, werden mich mein Leben lang begleiten. Es war mit die schönste Zeit in meinem Leben.
Aber wie überall gab es auch im Sport schwere Zeiten: Wenn die Dinge nicht nach Plan verlaufen, kann die Trainingssituation schon mal angespannt sein. Als ich dann selbst in einer Trainerfunktion war, stellte sich irgendwann die Frage für mich, wie ich am besten mit Widerstand im Team umgehe. Ich brauche Harmonie, mag keine Streitereien und mir ist es wichtig, mit jedem gut zurechtzukommen – und genau da stieß ich beim Cheerleading irgendwann dann an meine Grenzen.
Durch den Sport musste ich lernen, nicht mehr so viel darauf zu geben, was andere denken. Viele haben mir damals angeraten, zu gehen. Aber da habe ich erst recht meinen Willen entdeckt. Ich habe mir gedacht: ‚Nein, ich liebe diesen Sport und ich liebe dieses Team. Und dass man sich nicht mit jedem zu 100 % versteht – damit muss man eben leben‘.“
„Ich finde, es ist heutzutage noch schwerer geworden, sich selbst treu zu bleiben. Die Medien machen es einem unaufhörlich vor: Du musst eine fehlerlose Mama sein, die perfekte Figur haben, der Haushalt muss nebenbei laufen und natürlich musst du auch noch Karriere machen. Ich versuche, wann immer es geht, etwas Abstand davon zu nehmen. Ich will mich darauf konzentrieren, was mir wirklich wichtig ist – nämlich mich selbst zu akzeptieren, fair zu anderen Menschen zu sein und mich selbst zu lieben. Sonst funktioniert es nicht. Wann immer ich kann, versuche ich das auch meinen Kindern mitzugeben – dass sie immer an sich selbst glauben und nie an sich zweifeln sollen. Selbstzweifel waren nämlich früher auch mein eigenes Manko – und für meine Kinder will ich das nicht.
Wenn ich den Kopf frei bekommen will, dann spiele ich Klavier. Ich habe zwar nie Unterricht gehabt – aber ich habe damals viel von meiner besten Freundin gelernt. Als meine Tochter dann vom Weihnachtsmann ein Klavier geschenkt bekommen hat, ging damit auch für mich ein großer Traum in Erfüllung. Abends mit Kopfhörern am Klavier sitzen und mir die Lieder selbst beizubringen während mein Mann auf dem Sofa sitzt – das ist für mich abschalten, mein Moment, das mache ich einfach unglaublich gerne.
Ich genieße jeden Tag, den ich habe und stelle das in den Fokus, was mir wirklich wichtig ist: Meine Familie steht für mich über allem. Wichtig ist es, so viel Zeit wie man kann seinen Lieben zu schenken, denn man weiß nie wann die ‚Uhr‘ des anderen abläuft. Meine Schwester ist schwer krank, und dadurch schätze ich unsere kostbare Zeit noch viel mehr. Ein Leben ohne schlechte Zeiten und Tiefpunkte gibt es nicht. Aber dann ist mein Mann da und ich brauche nur meine Kinder für einen Moment anzugucken und dann denke ich mir: Ich kann so froh sein, ich habe das, was ich immer wollte und dafür lohnt es sich.“
„Ich war noch ein Teenager, als ich meine Ausbildung in der Pflege begann – und wenn meine Freunde am Wochenende Party machen waren, stand ich morgens um halb 7 schon im Wohnbereich. Für mich war das nie eine Belastung. Dass ich am Wochenende arbeiten musste, gab mir eher immer ein gutes Gefühl. Ich dachte mir: ‚Mir geht es gut, ich tue was Gutes und helfe Menschen. Die anderen können bis nachmittags schlafen – dann habe ich schon längst Feierabend.‘
Die Freude an diesem Beruf kommt davon, dass man so viel zurückbekommt. Und sei es nur für Kleinigkeiten – ob es die extra Minute ist, die man sich Zeit nimmt, um zuzuhören oder eine Umarmung oder einfach nur ein kurzes Gespräch. Das Lächeln und die dankbaren Gesichter – das ist immer das Schönste gewesen. Dass man jeden Tag die Möglichkeit hat, eine gute Tat zu vollbringen oder einen anderen Menschen glücklich zu machen.
Während meiner zweiten Elternzeit fragte meine Lieblingskollegin Antonia, ob ich nicht wieder ‚nach Hause‘ kommen möchte – es war eine Stelle im Büro frei. Puh, nach 7 Jahren in der Intensiv-Pflege musste ich da erst einmal drüber nachdenken. Aber ich dachte mir: Hey, einen Versuch ist es wert, Qualitätsmanagement ist bestimmt gar nicht so öde! Dank der vielen altbekannten und lieben Gesichter in meinem Ausbildungshaus fühlte es sich sofort wieder ‚wie Zuhause‘ an.
Nach fast 2 Jahren bin ich nun voll in meinem Element und bin immer mal wieder die, die auf dem Wohnbereich umherläuft, dies und das kontrolliert oder auf Verbesserungspotenziale hinweist. Nichtsdestotrotz helfe ich immer wieder gerne in der Pflege aus, weil es einfach der Beruf ist, der mich erfüllt. In unserem Haus ist es irgendwie anders … das ‚Wir-Gefühl‘ ist einfach so stark.“